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Im Hafen von chorio.
I s ch r cr.
Eine Erinnerung
Rr^a^d Uoff.
A7it Abbildungen nach Aquarellen von A. Damm ei er.
(AHn einem leuchtenden Frühlingstage betrat ich Jschia zum erstenmal. Das auf steilem Felsen thronende Kastell von Jschia, darin Cesare Borgia, dieser Napoleonide des Mittelalters, gefangen gewesen, wollte ich besuchen.
Man führte mich in ein dumpfes Mauerloch und sagte mir:
„Hier saß der dämonische Papstsohn, ein gestürzter Heros!"
Schauer wehten mich an, und rasch trat ich an die enge Fensterhöhlung, durch die ein einsamer Sonnenstrahl breit und goldig in die kalte Dämmerung des Kerkers siel.
In der Gloriole des Sonnenfeuers erblickte ich die hesperische Insel, das azurblaue Meer, das lichte Gestade des Festlandes mit dem schimmernden Felsenthron des Circekaps.
Welche Empfindungen mögen jenen gewaltigen eingekerkerten Geist beseelt haben, angesichts dieser Küste Italiens, von der Burg Ischias herab gesehen. Dieser Strand sollte der unzerstörbare Reif sein, den Cesare Borgia in Blut und Glut um sein Gebiet schmieden wollte, denn der „Herzog der Romagna" war nur die Ueberschrist eines Kapitels von dem Völkerepos: „Ein einiges Italien mit Cesare Borgia als Gewaltherrscher und Bezwinger"
— auch des heiligen Vaters.
An den Klippen Ischias zersplitterte Cesare Borgias Königskrone, und, an diesem Fenster stehend, mochte er hinübergeschaut .haben nach dem glanzvollen Gestade, in Gedanken, wie der große Gefangene sie gedacht hatte, wenn er von seinem weißen Hause aus die Felsengipfel Korsikas herüberdämmern sah.
Den braunen Felskegel, der wie ein kleines Capri in die blaue Meeresflut sich hinausschiebt, stieg ich hinunter, gelangte über den Damm, mit dem das Kastell an das Jnselland gefesselt ist, nach Borgo d'Jschia und durch ein Gewirr enger Gassen, in denen mich das Leben des Südens umtoste, aus die nach Casa- mieciola führende Straße und bald über den alten Lavastrom dell' Arso.
Breit und mächtig wälzt er sich den elyseeischen Berg hinab, dem Meere zu, eine wilde Flut erstarrten feurigen Schlammes aus dem Leibe von Mutter Erde. Die wütenden Wogen stauen sich, türmen sich empor, schieben sich ineinander, schwellen zu Hügeln an. Gleich gelben und roten Flammen durchzuckt es das schwarze Gestein, das wie von einem Dämon verheerend durch ein paradiesisches Gefilde geschleudert zu sein scheint, wie aus Neid gegen die göttliche Schönheit der Welt, die aus Jschia zur Offenbarung geworden.
Weit wich ich ab vom Wege. Ich durchirrte das uralte Lavafeld, verflieg mich darin wie in den Trümmern eines gewaltigen Bergsturzes. Oft schien die grausige Steinmenge über mir zusammenzuschlagen, schien ich versinken zu müssen. Dann wiederum gelangte ich inmitten der stygischen Flut
«!»!»
MHK
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Abendstunde auf dein Dache.