Issue 
(1898) 01
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Melier Land und Acer.

Ueöer Land und Ae er.

auf kleine, wundersame Eilande, blau von blü­hendem Rosmarin und goldig von Margheriten. Ich kam Zn köst­lichen Stellen, wo Myrte und Oleander, weiß- blütige Erika- bäume und gel­ber Ginster das märchenhafteste Unterholz bilde­ten, von jungen Pinienwäldern überragt. Die schlanken Stämme erglüh­ten im Sonnen­lichte wie Por­phyrsäulen, un­ter den breiten Wipfeln sangen die Merlen, Blaudrosseln flogen aus, die Zitternde Lust füllte die leise Musik der Insekten, und ich atmete den Dust des heißen Glanzes wie den Weihrauch eines Gottesdienstes. Und doch, wenn auch die Natur die Stätte des Schreckens mit einem Blütenschleier umwebte, so war für mich in dem

Elysium von Jschia dieser Lavastrom von dell' Arso ein NemeMo niori. Und je weiterhin ich das lachende Eiland durchwanderte, um so unheimlicher strahlte mir aus all dem Glanz und der Pracht ein Menetekel entgegen: Krater an Krater, ein Lavafeld neben dem andern, und in der Tiefe leise, leise ein

Castells d'Ischla.

Rauschen und Raunen, heimlich, feierlich ein Brausen und Branden, als be­reiteten unterirdische Mächte den Lebenden dort oben im Sonnenlichte ein feind­seliges Geschick. Aber das braune, fröhliche Jnselvolk belehrte mich eines Bessern: das wären alle die heißen heilsame:: Quellen, in denen man Eier sieden könnte, und die die vielen Fremden nach der Insel herüberlockten. Und die Fremden brachten mit sich das liebe, göttliche Geld, für das jedes echte

Frau aus Jschia.

ans durchwanderte ich die Insel über Casamicciola bis nach dem leuchtenden Forio, das mit seinen weißen Mauern und platten Dächern, seinen offenen Bogengängen und bunten Gärten wie ein winziges Stück Arabien unter

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Blick aus Lasainicciola.

italienischem Himmel daliegt. Vom Strande stieg ich auswärts bis empor zu dem zerrissenen Felsengipfel des Berges Epomeo, wo der alte Einsiedler von San Niccolo haust, ein Zenius loei etwas bedenklicher Art.

Welche Galerie von Bildern! Nicht in Farbe ist der Pinsel getaucht, der diese Landschaften malte, sondern in Glanz und Gluten. Erde und Himmel strahlen, als spännen sich hier die Tage ab als eine ununterbrochene Reihe von Lebenssesten! Wo Blumen und Blüten die Scholle nicht überwuchern, trägt sie dreifach köstliche Frucht. Um den Stamm der Feige und Olive schlingt

sich die Rebe, und im Schatten von Mandel und Pfirsich blaut der Flachs und reift der goldige Mais. Die Natur dieses Gestades ist eine Bacchantin, die bekränzten Hauptes zum Rauschen der Meeres­woge einen mystischen Reigen tanzt.

Als ich an einem von Gold und Purpur dnrchslammten Abend wie in einem Märchen durch Ischias Fluren dahinschritt, schien rings um mich das farbige Land zu klingen und zu tönen. Aus jedem der kleinen, Hellen Häuser, die im Feuer des Sonnenuntergangs auf­glühten, schallte Musik und Gesang. Die gelbe Landstraße daher be­wegte sich ein Zug schlanker Gestalten mir

entgegen. Aus dem prächtigen Hintergründe des Himmels gesehen, glichen diese Mädchen einer Schar von Priesterinnen der Lebensfreude. Sie schwangen das Tamburin über ihren Köpfen, und als sie bei dem Fremdling angelangt waren, blieben sie stehen, stellten sich im Kreise aus und begannen die Tarantella zu tanzen zu rasen, daß sie jungen Mänaden glichen.

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