164
Etwa eine Woche danach, um die Mittagsstunde, saß Hubert grübelnd und verstimmt bei seiner Arbeit. Sie wollte nicht recht vom Fleck. Die Stimmung fehlte. Und je mehr er sich zwang und quälte, desto weniger wurde es das, was ihm vorschwebte.
Hart, nüchtern, trocken folgten die Sätze aufeinander, ohne Leben und Wärme.
Das Frühstücksgeschirr stand noch aus dem Tisch.
Das Zimmer war nicht aufgeräumt.
Er hatte seine Wirtin, die heut etwas später gekommen war, als ihn: paßte, heftig ungefähren und sie hinausgejagt.
Zwischen Thür und Angel hatte sie ihm noch zugernsen, für die lumpige Miete könne er nicht
Aeöer Land und Weer.
10
beanspruchen, daß den ganzen Tag jemand zu seinen Diensten sei. Das hatte ihn heftig gereizt.
Und nun saß er da, aus seiner warmen, fruchtbaren Stimmung herausgescheucht, ganz verzweifelt
und so stumpf, daß er nicht einmal zu lesen im stände war.
In solchen Stunden war ihm das Leben eine Qual. Er wäre zufrieden gewesen in irgend einer Thätigkeit, die ihn von seinen Gedanken abzog, seine Hände, seine Muskelkraft, sein Gedächtnis beschäftigte. Seine einzige Rettung war dann, daß er sich draußen im Freien müde lies.
Auch heut blieb ihm nichts andres übrig. Erzog sich eilig und doch mit der Sorgfalt an, die er, aus Selbstachtung, stets aus seinen äußern Menschen verwendete. Da klopfte es.
Karl Wedekind! dachte er erfreut. Der gute Kerl hatte sich seither nicht blicken lassen, und Hubert
MAE/