Heft 
(1898) 12
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Weber Land und Weer.

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ein langes, sondern anch ein sehr zähes Leben und läßt sich, in feuchtes Moos verpackt, ohne Nachteil tagelang transportieren, wem: man ihm nur ein Stückchen Brot, das mit Essig oder Branntwein befeuchtet ist, in den Mund steckt und dasselbe von Zeit zu Zeit durch ein frisches er­setzt. Im Winter packt man ihn locker in Schnee, worin er zwar erstarrt, aber gleich wieder auftaut, sobald man ihn vorsichtig ins Wasser legt. Werden Weiher, in denen Karpfen gezüchtet sind, abgelassen, so verwählen sie sich gern tief in den Schlamm und bleiben so lange am Leben, als dieser seine Feuchtigkeit behält; daher kommt es auch, daß scheinbar ausgeleerte Teiche plötzlich wieder mit Karpfen besetzt erscheinen. Um solchen Fischen, die in schlammigen, moorigen Teichen, Grüben und ähnlichen Gewässern gefangen wurden, den eigentümlich faulen und modrigen Geschmack zu nehmen, braucht man im Kochen nur Brotrinde in den Kessel

kann man derartige Fische einige Stunden vor dem Kochen in pulverisierte Holzkohle oder in reines Brunnenwasser, mit Holz und Kleie gemischt, legen. Man wäscht sie her­nach ab und wiederholt das Verfahren, bis das Wasser

Fisch lebend einige Zeit in frischem, reinem Wasser auf- znbewahren. Das gilt auch für andre Cpprinoiden, wie zum Beispiel Schleien, Brachsen und so weiter. Die Laich­zeit des Karpfens fällt in die Monate Mai und Juni. Man glaube aber ja nicht, daß ihn um diese Zeit die

bewahrt er die ihm eigentümliche Ruhe und Besonnenheit, streicht kaltblütig lange überlegend und suchend am Ufer hin und her, bis ihn eine besonders stille und seichte Stelle veranlaßt, den Laich abzusetzen.

Es giebt verschiedene Spielarten des Karpfens; die schönste ist der Spiegelkarpfen, der zwischen drei parallelen Reihen großer schillernder Schuppen längs des Rückens und der beiden Seiten einzelne nackte Stellen answeist. Der Sattelkarpfen hat nur eine solche Schnppenreihe; fehlt auch diese, so uennt mau ihn Lederkarpfen, auch Schlei-' karpfen, Glatt- oder Goldkarpfen. Wie bei den meisten Fischen richtet sich auch beim Karpfen die Körperfarbe nach seinein jeweiligen Aufenthalte, sowie nach der Wasser- und Bodenbeschaffenheit. Der Rücken ist bald dunkelbraun,

die Seiten messingfarben, hellgelb und weißlich schimmern. In Teichen, wo der Karpfen gezüchtet wird, fängt man ihn gewöhnlich durch Ablassen des Wassers; wo dies uicht thunlich ist, auch mit dem Streich- oder Zugnetz. In

flochtenen Weiden versenkt, in die die Fische hineinschwimmen, ohne den Ausgang wieder zu finden. Im dichten Schilfe werden Durchhaue gemäht und in die Gänge die Reuse gelegt; auch da ist der Fang oft sehr ergiebig. An die Angel geht der Karpfen, besonders der alte, an Erfahrung reiche sehr selten, und viel Geduld und Ruhe gehört dazu, ihn zu überlisten. Für Sportfischer ist dieses Angelver­gnügen nur ein mäßiges. Im Winter ist überhaupt jeder Äugelversuch vergeblich; der Karpfen ist daun aus seiner Lethargie nicht herauszubekommen er liegt eingebettet im Schlamm und rührt sich nicht. Im Sommer dagegen, bei durchwärmtem Wasser und bedecktem Himmel ein feiner Sprühregen ist sehr günstig kann man in den Morgenstunden bis zehn Uhr und anch bei Sonnenunter-

wo er sich befindet. Der Angler kann nun aus gewisser Entfernung die ganze Reihe der Ruten überwachen und erkennt am Zucken des betreffenden Floßes, wo sein Ein­greifen nötig ist. Alan muß aber mit dem Anhaueu warten, bis das Floß unter der Wasserfläche verschwindet und vom Fisch sortgezogen wird. Der Karpfen ist nämlich ein äußerst mißtrauischer Geselle, der durchaus nicht eilig im Anbisse ist, sondern auch den verführerischsten Köder lange umschleicht, ihn ins Maul nimmt, um ihn sofort wieder auszuspncken, mit der Schnauze von allen Seiten daran schiebt und stößt, sogar an ihm herumnascht, bevor er ihn endgültig nimmt. Hat er nichts Verdächtiges be­

merkt, dann verschluckt er ihn samt der Angel undgeht damit ab", wozu mau ihm aber die nötige Zeit lassen muß. Fühlt der Karpfen zu feiner unangenehmen Ueber- raschung den stechenden Fremdkörper im Köder, so schießt er kreuz und quer, möglichst in dichtes Kraut hinein und versucht mit aller Kraft, sich zu befreien. Nun entspinnt sich der eigentliche Kamps zwischen Jäger und Wild, in dem häufig genug der Fisch Sieger bleibt. Ruhe, Be- sonneuheit uud Kaltblütigkeit siud auch da wieder die Haupt­sache. Noch bevor er sich ergiebt, macht der Karpfen den letzten Versuch zu seiner Rettung durch einen heftigen Schlag, den er mit dem Schweife auf die gespannte Schnur führt, um sie zu sprengen; das ist der sogenannte Karpfen­schlag, der den Angler nicht unvorbereitet treffen darf, soll Fisch und Zeug nicht verloren gehen. Alan pariert die Attacke am sichersten durch das Neigen der Angelrute über die Schulter nach rückwärts, wodurch ihre Widerstandskraft erhöht wird. Gelandet wird der Karpfen dann, wie jeder

Geschmackskräfte in Aufregung bringt, so daß diejenigen,, bei denen man in solchem Falle weder den Strahl des Verlangens noch die Verklärung der Seligkeit wahrnimmt", nicht für Gastronomen in höherem Sinne des Wortes ge­halten werden können. Nun, unter diesen Schüsseln kommt gleich nach einer ungeheuren Straßburger Gänseleberpastete, die wie ein Festungsturm aussieht, eingroßer Rhein­karpfen ü, In Chambord, mit reichen Zuthaten schön auf­geputzt", auf den sich die allgemeine Aufmerksamkeit richtet.. Alle Unterhaltung bricht ab. Erst nachdem die Teller verteilt sind, sieht man nach und nachauf allen Ge­sichtern das Feuer des Verlangens, die Verzückung des Genusses und die vollkommene Ruhe der Glückseligkeit"!

Bernhard Volbini

MUon einem jähen Tode wurde in der Nacht zum 27. No- vember Hofrat Bernhard Pollini ereilt, der welt­bekannte Impresario und Theaterdirektor in Hamburg. Am 16. Dezember 1838 zu Köln geboren, betrat Bernhard Pohl so lautete sein eigentlicher Name als Sänger die Bühne, doch bald erkannte er, daß ihm auf diesem Felde keine Erfolge erblühen könnten, und so wurde er Geschäftsführer einer italienischen Operntruppe. Nach einigen Jahren warb er selbst eine solche Truppe an und änderte seinen Namen inPollini". Meist hatte er es ansSterne" abgesehen und bereiste mit solchen, unter gutem materiellen Erfolge, die halbe Welt. Besondere Ehre legte er mit jener italienischen Oper ein, die er nach Beendigung des deutsch-französischen Krieges durch die deutschen Großstädte führte, und ebenso blieb ihm das Glück treu, während er die italienische Oper in Petersburg und Moskau leitete. Als 1874 die Pacht des erneuerten Hamburger Stadttheaters ausgeschrieben wurde, fiel unter den zahlreichen Bewerbern die Wahl aus ihn, und sie er­wies sich zunächst als durchaus glücklich. In der alten Hansestadt erblühten Schauspiel uud besouders die Oper ueu, aber bald zeigte sich auch die Kehrseite der Medaille. Gleich seinem Konkurrenten Cheri Maurice, dem Direktor

Summen zu zahlen, wenn er eine vielversprechende Zug­kraft zu gewiuneu vermeinte. Im Jahre 1876 übernahm er auch das Altonaer Stadttheater, ferner 1894 das Thaliatheater, und so war das ganze Bühnenwesen von Hamburg uud Umgegend in seiner Hand vereinigt. Erst jüngst ging durch die Tageszeitungen die Nachricht, Pollini bewerbe sich auch um die Leitung des Kieler Zheaters.

auf die^Dauer nicht' günstig', denn die Bevorzugung der Stars" und des Virtuosentums beeinträchtigte das ernste künstlerische Streben. Ohne Frage bedeutet das Hinscheiden, des rastlosen Bühnenleiters, der erst im vergangenen Sommer mit der Sängerin Bianca Bianchi eine neue Ehe eingegangen war, einen Wendepunkt im Hamburger Kunstleben.

Ein Armband der deutschen Kaiserin.

clMas Armband, das die deutsche Kaiserin au ihrem jüngsten Geburtstage von ihrem erlauchten Gemahl zum Ge­schenk erhielt, besteht ans den aneinandergereihten Minatur- porträts ihrer sieben Sprößlinge; von dem die Mitte ein-

Prinz August Wilhelm.

Prinz Adalbert.

Prinz Eitel-Fritz.

Lin Armband der deutschen Kaiserin.

gang auf einen Fang rechnen. Gutes, verläßliches und doch feines Angelzeug ist dazu ebenso nötig wie Vorsicht und kaltes Blut. Den Angelhaken wühle man nicht zu groß, etwa Nr. 4 oder 5, damit er vom Köder (Regen­wurm, Schweizerküse, mit Honig abgeknetete Semmelkrumen, Malz, halbgare Erdäpfel oder gekochte Erbsen) ganz ver­deckt ist; stark und fest muß der Haken sein, damit er den oft harten Kampf allshält. Einige Zoll über dem Haken befestige man ein kleines Senkblei, das den Köder auf­liegend ans dem Boden erhält; ein Floß (Kork) ist bei der Karpfenfischerei angezeigt. Man kann auch drei, vier uud

herige Auswerfeu von Grundköder an jener Stelle, wo mail tags darauf zu fischen wünscht.

Brillat-Savarin ist der Erfinder von gastronomischen Probierschüsseln" ; das sind solchevoll anerkanntem Ge­schmacks und so unwiderleglicher Vortrefflichkeit, daß ihr Aufträgen allein bei jedem wohlorganisierten Menschen alle

nehmenden Bildnis der Prinzessin Viktoria Luise hängt als achtes das herzförmig gefaßte Porträt des Kaisers herab. Die Miniaturen, von Ottilie Wigand in Wiesbaden auf Elfenbein gemalt, zeigen künstlerische Vollendung und größte Porträtähnlichkeit. Jedes Bildnis ist von einem Kranze feinster Brillanten in abgedeckter Fassung umrahmt, während palmettenartig allsgearbeitete Zwischenteile die Medaillons miteinander verbinden. Trotz seiner reichen Fassung, bei der 253 Brillanten zur Verwendung gelangten, macht das von Hofjnwelier I. H. Werner in Berlin her­gestellte Armband den Eindruck voruehmer Einfachheit.