Heft 
(1898) 14
Seite
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Weller Land und Meer.

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Berlinisch der Maler. Das Gefühl hatten wir alle bei Gigola. Alan genießt, nnd man genießt billig das ist keine schlechte Medizin für Kranke wie für Gesunde. Zur Sylvesterfeier genügte nns der rote Trank ans den Hesperidengärten nicht. Was norddeutsch ist, verlangt Zn solchem Feste schweres

wir ans die Terrasse. Es wehte kühl, eisig. Die Sterne flimmerten ans der leichtbewegten Silberflut.

Kaum hörbar schlug die Brandungswelle ans den

lächelnd Eiland mehr, eine Toteninsel... Als die Turmuhr iu Fasauo zum Schlage nushob, zuckte plötzlich ans der starren Insel eine Lichtgarbe empor, hoch aufschießend, in Leuchtkugeln zerstiebend. Das Schloß.Ferrari grüßte das neue Jahr. Tann begannen

Jahres verheißungsvoller zu glitzern, der See ge­heimnisvoller zu blinken schien. Prosit Neujahr!

Die alten guten Wünsche nach alter guter Sitte wir kehrten ins warme Zimmer zurück. Und wenn der italienische Doktor aus Torbole um ein Uhr wieder seinen Dante deklamiert hätte er hätte feurig-schweigsame Hörer gehabt, die sich dessen nie­mals erinnert hätten. Als wir drei Tage später von Maderno abdampften nnd hinter der Landzunge Fasauo und Gardoue entschwanden, überkam es uns fast wie Heimweh.

Bis nach Gargnnuo dehnt sich die Riviera.

Oliven, Limonen .. . ein köstlicher Garten das Ganze.

der die reichen Dörfer mit immergrünem Kranz umschlingt. Darüber leuchten die Schneegipfel, und wucherndes Gestrüpp steigt hoch ans den Fels. Bis fast an die Grundmauern vor- nehmer Villen spült der blaue See. Das Uferlaud wird schmaler, hebt sich schroffer, die Riviera verschwindet, steiles Gebirge stürzt hart in die Flut. Wieder beginnt der volle Hochgebirgszauber, der starre, graue Fels herrscht. Und-fast scheiut's eine Fata Morgana, wenn von der Höhe zuweilen ein Kirchlein, ein weißes Haus herab­sieht, wenu unerwartet die Felsriegel sich öffnen, eine blaue, kleine Bucht sich aufthnt mit grünen Limonengärten und freundlichem Dorfe. Dann hält der Dampfer wieder direkt vor steil abfallendem Gebirge, ein kaum sichtbarer Pfad, für Schwiudelsreie eiu Genuß, kriecht am nackten Gestein empor, und vom rissigen Grat schaut Tremosine herab. Auf der Höhe liegen viele wohlhabende Dörfer doch der Gardafahrer ahnt sie kaum.

Immer näher schieben sich die Alpenketten hinter uns drüben zusammen nnd pressen die blaue Flut in ihre Felsarme. Limone! Es ist die letzte Dampserstation vor Riva, dem Ausgangspunkt der Fahrt. Wir'steigen aus. Als pflichtbewußte Touristen wollen wir bei unsrer Rundtonr um den See ungern einen Schritt znrückthun. Noch fehlt unserm Plane die Ponalstraße das letzte Juwel des wechselvollen Landschaftsbildes. Dies zu erreichen, dünkt uns reizvoller im Nachen.