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Drachen, er wird aber nur an Ausländer verliehen. Wenn auch nicht als Rangabzeichen, so doch als Vergünstigung werden den Mandarinen ferner verliehen: das Recht, eine gelbe Säbelscheide zu tragen, das Recht, an ihren Sänften rote Tragstangen zu haben, das Recht endlich, an der Kleidung Zobelpelz zu verwenden. Ein Mandarin darf niemals zu Fuß gehen, er muß stets in einer Sänfte getragen werden. Für die Sänfte braucht er nur vier Mann, reitet er aber, so muß er von zehn Personen begleitet sein; zwei Stallknechte müssen vor ihm reiten, und acht Sekretäre und Schreiber ihm folgen. Jeder Mandarin hat nämlich eine große Zahl von Beamten, die er allerdings aus seiner Tasche bezahlen muß. Aus Sparsamkeit stellt die Regierung viel zu weuig Mandarinen ein, und selbst wenn sich die ehrlichen Beamten — und es giebt,
sich diese stets so verhalten, wie ihre Herren, das Heißt, daß sie auf eigne Faust ebenfalls stehlen, betrügen und erpressen, wenn dies ihr Herr Vorgesetzter thut, ist selbstverständlich.
So wird es in China so lange eine Mißwirtschaft geben, solange es Mandarinen giebt. Niemals werden europäische Kultur und Gesittung, Industrie und Handel in dem Lande nach europäischen Begriffen eingerichtet werden können, wenn nicht der Widerstand der Mandarine gebrochen, nicht dieses verrottete Beamtentum beseitigt wird.
des Kaisers und seiner Vorgesetzten ausführen. Dafür ist ihm ein Gehalt versprochen, das mit den Rangstufen bedeutend wächst. Der Mandarin in der neunten Rangstufe hat allerdiugs nur 400 Mark jährlich, aber die Lebensbedürfnisse in China sind fabelhaft billig. Das Höchstgehalt, das in der ersten Rangstufe bezahlt, respektive versprochen wird, beträgt 60 000 Mark, und zwischen diesem Höchstgehalt und dem Mindestgehalt von 400 Mark bewegen sich die Gehälter der angestellten Beamten. Nun wird das Gehalt aber sehr unregelmäßig gezahlt, in vielen Füllen gar nicht. Die Mandarine, welche die Auszahlung der Gehälter an ihre Unterbeamten zu besorgen haben, stecken den größten Teil dieser Summen in die eigne Tasche und zahlen nur Bruchteile des Gehaltes aus; der Beamte hat Schulden von früher, und er muß jetzt noch die höher gestellten Beamten in der Distriktshauptstadt und der Provinzhauptstadt, vor allem aber die in Peking bestechen, um befördert zu werden, und so bleibt den: Mandarin nichts übrig, als selbst ein Gauner und Lump zu werden.
Er unterschlägt eingehende Gelder, vor allem die Geldstrafen, die er verhängt. Er läßt sich bestechen, er betrügt, er erpreßt, er erhebt weit mehr Stenern, als der Staat verlangt, und aus diese Weise kommt er allmählich zu Vermögen und dadurch zu höheren Aemtern und zu Ansehen.
In den letzten Jahrzehnten, in denen die Regierung viel mit Geldmangel zu kämpfen hatte, sind Aemter überhaupt für Geld käuflich geworden. Alan verlangte früher, daß die Käufer wenigstens das zweite Staatsexamen bestanden hatten, und dann verkaufte man ihnen zu hohen Summen gewisse Aemter, welche die Käufer dazu benutzten, um nun auf unehrliche Weise Geld zu verdienen.
In letzter Zeit hat man sich aber dazu entschlossen, an reiche Leute derartige Aemter zu verkaufen, ohne daß sie die Staatsprüfung bestanden hätten, wenn sie nur gehörig bezahlten. Daß derartige Leute erst recht das Geld, das sie für das Amt verauslagt haben, mit Wucherzinsen wieder Herauswirtschaften wollen, ist selbstverständlich. Und gerade diese Art von Beamten ist auch allen Neuerungen abhold, gerade sie wissen, daß es mit ihren Aemtern und mit der Aussicht, sich noch ein höheres, einträglicheres Amt zu kaufen, vorüber ist, sobald China der Kultur erschlossen wird, sobald Verhältnisse eingeführt werden, die nur einigermaßen den europäischen gleichen. Aber auch die andern Mandarine wissen es wohl, daß, wenn einmal ein
förderung zu rechnen haben, deren ganzes Wissen in der Kenntnis der alten Klassiker besteht. Sie fürchten, daß man dann nur Leute anstellen wird, die eine moderne Bildung besitzen, und daß sie, die jetzt in den Aemtern sind, diese verlieren würden. Deshalb sind die Mandarine, besonders in der Provinz, die entschiedenen Gegner aller Neuerungen und die Todfeinde aller Fremden. Wenn auch die Regierung von den besten Absichten beseelt wäre und der Kaiser und seine Umgebung es versuchen sollten, China der europäischen Kultur zu erschließen, so leisten diese Mandarine aktiven und passiven Widerstand, denn sie fürchten für die Zukunft ihrer Kinder und Verwandten, und
sie selbst Hetzen die Bevölkerung gegen die Fremden, seien es Missionare oder Kauflente, ans.
Der Mandarin kann, wenn er im Dienst ist, auch noch Auszeichnungen erhalten, ohne daß er in eine höhere Rangstufe übergeht, ähnlich wie man bei 'uns Orden erhält. So kann ihm zum Beispiel eine Krähenfeder verliehen werden, die er auf seiner schwarzen Kappe trägt, die wie eine europäische Mütze ohne Schirm anssieht und einen Deckel von großem Durchmesser hat. Anstatt der Krähenfeder können ihm auch Pfauenfedern verliehen werden: eine bis vier, ferner Pfauenfedern mit einem Auge, mit zwei Augen und mit drei Augen. Das höchste Ehrenzeichen ist die gelbe Reitjacke, das heißt die Berechtigung, bei Hofe, auf Reisen und im Dienst ein jackenartiges Gewand aus gelber Seide zu tragen. Außer der gelben Reitjacke (gelb ist die kaiserliche, die heilige Farbe der Chinesen) kann dem Würdenträger auch noch ein gelbes Fähnchen verliehen werden. Dieses dreieckige Fähnchen hält er dann bei Amtshandlungen und Besuchen bei Hose in der rechten Hand. Es hat eine große Bedeutung, denn das gelbe Fähnchen verleiht dem Inhaber das Recht über Leben und Tod aller Chinesen, die im Range unter ihm stehen. Daher giebt es in ganz China nur drei oder vier Großwürdenträger, denen das gelbe Fähnchen verliehen ist. Auch einen Orden besitzt China, den vom doppelten
Schießübungen an der Artilberieschule M Aontainebleau.
ii.
verschiedenen Punkten sind auf dem Schießplatz möglichst in der Nähe der Zielobjekte, doch in sicherer Deckung vor den Geschossen, Telegraphen- und Telephonstationen eingerichtet, die in beständiger Verbindung mit der Batterie stehen, die Treffer angeben, nach jedem Schuß über die erzielte Wirkung, die seitliche Abweichung, die erreichte Distanz und schließlich über alles das berichten, was den Kommandierenden bei der Batterie und die Jn- struktionsoffiziere interessieren kann, die nach jedem Schießen vor den versammelten Kriegsschülern die Kritik über dasselbe abgeben.
Da durch den Wald von Fontainebleau Straßen führen, von denen verschiedene über den Schießplatz gehen, werden rings um denselben Kavallerieposten ausgestellt, um den Zutritt während des Schießens zu verhindern; außerdem werden besondere Fahnen aufgezogen, die die Pausen anzeigen, während deren man das Polygon und die Gegend