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Ueber Land und Meer.
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Hauptmann gewiß mit der größten Liebenswürdigkeit empfangen."
Und Martelet verabschiedete sich mit dem verbindlichsten Händedruck von dem deutschen Offizier.
Kaum waren die beiden Freunde vor der Thür, so ging's los. „Und Sie wollen ein Franzose sein?" keuchte der Elsässer.
„Gewiß, gerade weil ich ein Franzose bin, benehme ich mich wie ein solcher und nicht wie ein deutscher Dickschädel."
„Lll dien," schrie der Kapitän und rannte nach rechts.
„Lii dien/' sagte der Franzose, griff an seinen Hut und ging links ab.
Drinnen rief der Hauptmann nach seinem Burschen. Er kam mit ein paar Düten und einem Topf Milch, band sich eine Küchenschürze vor, zündete die Flamme im Herd an und setzte die Milch darauf. Alsdann stellte er sich mitten ins Zimmer, in der einen Hand den Kochlöffel, die andre an der Hosennaht, den Blick auf seinen Herrn gerichtet. Der hatte die Davidis zur Hand genommen und las: „Acht frische Eier, ein gehäufter Eßlöffel Stärke oder feinstes Mehl —"
„Jawohl, Herr Hauptmann!"
„Ein viertel Liter warme, mit etwas Wasser vermischte Milch, Muskatblüte und Salz. — Hände rein?"
„Jawohl, Herr Hauptmann!"
Der Bursche schlug die Eier in die Schüssel, mengte alles durcheinander, und der Hauptmann las weiter: „Dies wird tüchtig geschlagen — aber nicht, daß die Schüssel wieder entzwei geht!"
Dann wurde der Teig mit aller Vorsicht auf die Pfanne mit Butter gegeben, und Herr und Diener blieben vor dem Herd stehen, bis die Omelette oben trocken war.
„Weg damit," kommandierte der Hauptmann, „und auf eine längliche Schüssel anrichten!"
„Wir haben nur eine rundliche, Herr Hauptmann," sagte der Bursche.
„Das ist wieder Ihre verdammte Nachlässigkeit; wie oft habe ich schon gesagt, alles anschaffen, was zu einem Gericht nötig ist, denn beim Kochen gilt wie beim Dienst strengste Pünktlichkeit. Anrichten!"
„Zu Befehl, Herr Hauptmann!"
(Fortsetzung folgt.)
Die Äsche.
WoSert Sohl.
deren Einwohner durch bösen Lebenswandel das Strafgericht des Himmels auf sich herabbeschworen haben? In stillen Vollmondnächten können gläubige Allgen die vergoldeten Turmspitzen in der Tiefe blinken sehen, ein gläubiges Ohr die nachzitternden Klänge traumhafter Glücken verhallen hören. Und wer immer mit gläubigem Gemüte lang und scharf hinnnterspäht in die grünliche Tiefe, der kann die unseligen Verzauberten in Fischgestalt erblicken, wie sie, ohne Ruhe zu finden, lautlos und glotzäugig durch die weiten Straßen huschen — die Natsherren, die Magistratspersonen und ehrsam würdigen Bürger als feiste Karpfen, die Steuereinnehmer und Polizeileute in gierige Hechte, kniffige Advokaten in glatte Aale verwandelt, die eiteln Frauen als geputzte Forellen ihr besterntes Kleid tragend, und die lieblichen Mädchen als graziöse Aschen im Ringelreihen sich jagend und neckend.
Die bestimmten Wahrheiten und Lehrsätze des Märchens treten gern in allgemein verständlichen Vergleichen zu Tage; sie teilen nur den Fehler gar vieler Vergleiche, doch nicht nach allen Seiten zuzutreffen, und so dürfte manchem die Grazie der Asche als zu weit hergeholt erscheinen. In der That ist sie aber unter den Salmoniden die eleganteste Vertreterin der Gattung, die einen großen Teil unsrer Ströme und Flüsse bevölkert; je nach dem Fangorte ist sie auch unter den Namen: Springer, Aesche, Mailing, Spalt, Harr, Stalling, Strommaräne, Gabler, Hauch, lateinisch Vll^nmllus vulZuris, bekannt. Ein wenig breiter um die Mitte und gewölbter im Rücken als die Forelle, verläuft sie schlank und spitz nach dem Schwänze zu, der gespalten ist. Das bläulich-silbern schimmernde Schuppengewand geht am Bauche in ein zartes, fast blendendes Weiß über. Kopf und Rücken sind dnnkelgrau, einige bräunliche Streifen und Flecken ziehen sich an den Seiten hin. Was die Asche ganz besonders charakterisiert, ist ihr Flossensystem, wovon die Rückenflosse ungemein groß, dick, fleischig, purpurrot und mit schwarzen und blauen Flecken bedeckt ist — sie enthält dreiundzwanzig Strahlengräten, während die Brustflossen deren zehn, die Bauchflossen sechzehn, die Afterflossen vierzehn und die Schwanzflosse
achtzehn derartiger Gräten aufweisen. Wie bei der Forelle ändern sich die Farbenschattierungen auch der Asche je nach Wasser- und Bodenbeschaffenheit; eigentümlicherweise ist das Aussehen des Fisches auf dem Kontinente ein bedeutend glänzenderes und farbenfrischeres als das der in englischen Flüssen vorkommenden Asche (ZraMnA), die übrigens dort viel seltener anzutreffen ist als bei uns. Sie soll durch Mönche zu einer Zeit in Großbritannien eingeführt worden fein, da Rom noch sein Zepter auch über dieses Reich streckte. Begründet wird diese Vermutung durch nichts, und sie ist wohl nur darauf zurückzuführen, daß frühzeitig schon der Wohlgeschmack der Asche bei kulinarischen Sachkennern, wie es die Mönche ja gewesen sein sollen, in hohem Ansehen stand. Diese Wertschätzung genießt sie übrigens heutzutage nicht nur in den Refektorien, sondern ganz allgemein und in gleichberechtigtem Maße mit der Forelle, und da sie sowohl für den Tisch wie für den Sport des Anglers ganz Vorzügliches bietet, sollte man für ihre Aufzucht und Verbreitung in unfern Flüssen immer noch mehr Sorge tragen, als es bisher geschieht. In Seen kommt sie selten vor; es müßten denn einzelne Stücke aus dem Abflüsse des Sees in das Becken aufgestiegen fein. So habe ich selbst schon einige schöne Aschen im herrlichen Achensee in Tirol gefangen, gebe aber gern zu, daß dies Ausnahmsfälle gewesen sein mögen. Die Asche ist ein etwas kontemplativer, scheuer Fisch, der, ungleich der Forelle, durchaus nicht die Neigung hat, gegen Wasserfälle und scharfe Strömungen anzugehen; seine schlanke, biegsame Gestalt vermag der stürzenden Gewalt der Katarakte offenbar weniger Widerstand entgegenzusetzen, wohingegen die große Purpurflosse des Rückens ihn befähigt, rasch in die Tiefe zu versinken und ebenso blitzartig aus ihr emporzusteigen. Dieser Eigenschaft verdankt die Asche den Namen onabrs, Schatten, den ihr die Franzosen gegeben haben. Das lateinische Illz-'naulIuL hängt mit einer andern Eigentümlichkeit der Asche zusammen; sie hat nämlich einen entschiedenen, feinen Geruch nach Thymian an sich, der besonders bemerkbar ist, wenn man den eben gefangenen Fisch angreift.
Die Asche verlangt ein nicht zu kaltes und nicht zu warmes Wasser; sie verträgt ebensowenig die prickelnde Kälte eines Gletscherbaches wie die milde Weichlichkeit südlicher Gerinne. Man soll zwar Aschen in Lappland gefangen haben, und schon Kapitän Franklin und Genossen behaupten, sie im höchsten Norden Amerikas gesehen zu haben, aber abgesehen davon, daß auch in den Polargegenden wärmere Unterströmungen der Gewässer Vorkommen, sind jene Aschen wohl nur eine Abart der europäischen gewesen, da sie bedeutend größere und ganz anders gefärbte Rückenflossen hatten. Eine Autorität auf dem Gebiete der Angelfischerei, Sir Humphry Davy, spricht sich über den Aufenthaltsort der Asche folgendermaßen aus: „Als Fliegenfischer, die Angelrute in der Hand, durchstreifte ich die meisten Ge- birgsthüler von Süd- und Osteuropa, sowie einige in Schweden und Norwegen; stets fand ich den Saibling in den kältesten und höchsten Gewässern, die Forellen in den Flüssen und Bächen, die in den höchsten und kältesten Bergen entspringen, die Asche hingegen immer weiter unten in wärmerer Temperatur. Außerdem verlangt die Asche folgenden besonderen Charakter des Wassers: Sie lebt nicht, wie die Forelle, in reißendem, nicht tiefem Wasser, noch, wie der Saibling, in Löchern oder Seen; sie verlangt eine Verbindung von Fluß und Lache, letztere zum Ausruhen, aber darüber ein schnellfließendes Wasser und darunter eine seichte Stelle; der Grund muß aus einer Mischung von Kies, Mergel und Lehm bestehen; man wird sie nur selten in Flüssen finden, die diesen Charakter nicht tragen." Auch ich habe immer gefunden, daß die Asche eine gewisse Kombination von Ruhe und Bewegung, von Stand und Strom, von stillen Tiefen mit bewegter Oberfläche im allgemeinen bevorzugt, und daß jene Flüsse Aschen in Menge enthalten, die diesen Bedingungen entsprechen. Diese, im Verein mit einer gemäßigten Temperatur, sind für die gedeihliche Entwicklung der Asche ungleich wichtiger als eine ungetrübte Klarheit des Wassers — als Beweis dessen dienen Inn und Salzach, zwei Flüsse, die den größeren Teil des Jahres trübe gehen, dabei aber reich an Lulmo Tllznnnllus sind.
Die Asche laicht im April und Mai. Da setzt das eifrige Weibchen, dem zwei oder drei Männchen nach dem Laichplatze dienstbeflissen folgen, die Eier ab, die bis dahin etwa fenfkorngroß waren und nun den Umfang von Pfefferkörnern erreichen. Die Männchen lassen über diese Einiederlage ihre Milch fließen. Mit dieser Manipulation ist aber auch die Fürsorge jener leichtsinnigen Familienväter erschöpft, und sie überlassen alles übrige getrost der lieben Sonne und einem gütigen Geschicke. Im Juli oder August ist die junge Brut schon fingerlang, entwickelt eine anerkennenswerte Selbständigkeit und jagt lustig nach Mücken und kleinen Wasserinsekten. Ein Jahr später ist sie über V4 Kilo schwer und erreicht in der Regel ein Gewicht von i/z bis 1 Kilo; Exemplare von I Vz und 2 Kilo sind Seltenheiten. Während die Forelle mit Vorliebe kleinere Fische verspeist, bevorzugt die Asche Fliegen, Larven, Heupferdchen und Maden, Würmer und Insekten, nach denen sie aus dem Wasser schnellt, um sie im Fluge zu Haschen. Aus diesem Grunde zählt sie zu den dankbarsten Klienten für den Fliegenfischer, um so mehr, als ihre beste Zeit in jene Herbst- und Wintermonate fällt, wo der Sportsman
die Forelle zu schonen hat. Ihr Winterkleid ist etwas dunkler als die Sommermontnr, der Rücken wird beinahe schwarz, die Bauchflossen leuchten hell goldfarben. Bedeckter Himmel und ein nicht zu kaltes, klares Wasser befördern den Fang, der ein scharfes Auge, rasches Erfassen des Momentes, Kaltblütigkeit und Uebung heischt. Die
nur würde ich empfehlen, kleinere Haken zu verwenden, da die Asche winzige Insekten liebt und auch kein so großes Maul als die Forelle hat. Die gute Qualität des Hakens und Polls (Seidendarmfaden), der möglichst dünn, aber fest und wasserfarbig sein soll, ist von eminenter Wichtigkeit; je klarer das Wasser, je feiner das Wurfzeug. Gute künstliche Aschenfliegen sind im Frühjahre die marell öro^vn, Zrssn tuil, blue äun, im Sommer lllus dottls, ulckar 6^ und llluelr gnat, im Herbst und Winter dluell silver t^vist und rsä pulinsr; auch sunä- und oinuuinon 67-*) nimmt die Asche gern, ebenso künstliche wie natürliche Heuschrecken. Man trachte vor allem, die Fliege möglichst leicht auf die Oberfläche des Wassers zu werfen, und hüte sich, in allzu große Nähe desselben zu kommen. Ein leichtes Kräuseln des Spiegels kündigt den Fisch an, der den Köder ungemein vorsichtig und schnell nimmt, so daß der Anhieb (der Ruck mit der Hand) im Augenblicke zu geschehen hat, wo man die Asche blitzen sieht, sonst versäumt man den entscheidenden Moment. Ein Fehlrnck hat allerdings nicht so viel zu sagen, wie etwa bei der Forelle, denn die Asche steigt nach derselben Fliege auch ein zweites und drittes Mal, ja sogar noch öfter auf. Fühlt sie sich gefangen, fo wehrt sie sich verzweifelt, fchießt wie toll ins Weite oder springt meterhoch aus dem Wasser und dreht sich um sich selbst, so daß sie das Vorfach oft greulich verwickelt, aber sie beruhigt sich ziemlich schnell. Da sie sehr weichmänlig ist, besonders an der Unterlippe, muß sie behutsam „getrillt" (ans Land gezogen) werden, damit der Angelhaken den Rachen nicht durchschneidet und ausreißt. Man suche daher den gefangenen Fisch bei gespannter Schnur, die man nachläßt und wieder einzieht, in angemessener Entfernung vom Lande zu ermüden, bringe ihn dann stromabwärts immer näher zum Ufer, bis man ihn so weit hat, um ihn vorsichtig mit dem Handnetze (Landungsnetz, Kescher) heranszuholen. Manche führen aus Bequemlichkeit dieses nützliche Instrument nicht mit; in diesem Falle, und flaches Ufer vorausgesetzt, hat man nur nötig, den gefangenen Fisch aus dem Wasser ins Trockene zu schleifen, wobei die Schnur immer gespannt bleiben und die Gerte senkrecht hochgehalten werden muß. Immerhin gehen verhältnismäßig viele Aschen aus diesem oder jenem Grunde dem Fischer noch vom Haken verloren. Mit Erfolg werden auch natürliche Insekten, wie Juni- oder Brachkäfer, kleine Heuschrecken und Stubenfliegen der künstlichen Fliege angehängt; die Asche behält, auf keine Täuschung gefaßt, einen solchen Köder länger im Rachen als den künstlichen und man verfehlt dadurch nicht so häufig das Anhauen. Fliegt durch den Wurf der natürliche Köder ab, so bleibt immer noch der künstliche als Reserve. Ein sehr guter Köder sind nach W. Bischoffs Anleitung zur Angelfischerei die „Maden", die man zu diesem Zwecke in Ochsenleber oder auch in faulem Fleische erzieht, indem man diese Substanzen einige Zeit der Sonne aussetzt. Ein vorzüglicher Köder ist ferner der Laich andrer Fische, wie zum Beispiel von Salinen, der, in blechernen Büchsen verpackt, zu diesem Zwecke in England verkauft wird. Man bricht von diesem präparierten Laich, der nicht riechend werden darf, ein Stückchen los und befestigt es an einem ganz kleinen Haken, den man mit einem Senkblei ganz nahe an dem Grund des Wassers zu erhalten sucht.
Größere Exemplare von Aschen fängt man auch mit kleinen Pfrillen oder Ellritzen; ebenso kann mm: in mancher: Gewässern und bei trüber Flut durch Heben und Senken mit einer künstlichen, bleibeschwerten Kohlraupe (ereexer) oder Grashüpfer vorzügliche Fangresultate erzielen.
Die Asche ist, wie schon erwähnt, ein äußerst wohlschmeckender Fisch, bei dem aber die Zubereitung sehr ins Gewicht fällt. Ich hoffe, den verehrten Hausfrauen, denen diese Zeilen in die Hände kommen, mit einer kleinen Anleitung zur Zubereitung, die ich dem oben citierten Werke Bischoffs entnehme, dienlich zu sein. Hat auch der Herr Gemahl die Asche gefangen, fo wird sie doch erst unter der sachverständigen Behandlung der Hausfrau zu dem, was sie sein soll: ein delikater Leckerbissen.
Bald nach dem Fange in Salzwasser gesotten, ist die Asche ungemein schmackhaft. Meistens wird sie übrigens gebraten. Nach dem Ausnehmen des Fisches werden an den Seiten in zollweiter Entfernung kleine Einschnitte in das Fleisch gemacht. Der Fisch wird mit Pfeffer und Salz, auch etwas kleingestoßenen Wachholderbeeren tüchtig eingerieben, alsdann auf einem guten Kohlenfeuer auf dem Roste oder in der Pfanne gebraten. Von Zeit zu Zeit beträufelt man den Fisch mit etwas geschmolzener Butter, brät ihn sehr schnell und träufelt beim Anrichten Zitronensaft darüber. In manchen Küchen ist es beliebt, dem Fisch eine Fülle von gehackter Petersilie und Zitronenschale in die Pfanne mitzugeben.