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Weber Land und Weer.
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begann anch mein Freund endlich nach einer Gesprüchspause etwas verschämt: „Ja, weißt du, eigentlich liebte ich Hedwig ja schon seit dem ersten Mal, wo ich sie damals
meinen Anstandsbesnch bei den Eltern, wurde anch ein paarmal eingeladen, und wir fanden uns auch sonst in Gesellschaften; aber weiß der Himmel, ich kam aus der
lich merken, daß ich ih/ nichts Besonderes sei, in der Reserve-Offizier-Uniform gerade so wenig wie in Zivil. Bis dann zu allem Glück der große Sturm kam, am 18. März — du erinnerst dich wohl? Wir hatten gerade ein recht steifes und ungemütliches Diner bei unserm Chef erledigt, ich wollte nur die Droschke sparen und dachte
schirm noch heil nach Hause zu kommen; aber gerade auf halbem Wege brach's los. Zuerst klappte mir natürlich der Regenschirm um, und während ich mich noch damit abmühte , krachte fünf Schritt vor mir ein halber Schornstein aus die Straße. Na, Gott sei Dank, dachte ich, er hätte anch auf meinen Cylinderhut fallen können — aber da saust auch schon der Hut vor mir her, natürlich durch die Gosse. Bekanntlich sieht ein Mann nie lächerlicher aus, als wenn er hinter seinem Hut herlänft; ich empfand das sehr deutlich, während ick) unter Hagel,
dem meinigen ' nachstreifte. Endlich erwischte ich ihn — er hatte sich aus dein Gitter eines Vorgärtchens auf- gespießt.
Gleichzeitig schmet terte wieder etwas Un-
und^ so hielt ich es für ratsam, mich unter die nächste Hausthürnische zu flüchten. Und wie ich dastehe, mit meinem zerknüllten Hut in der einen und dem gewesenen Schirm in der andern Hand, merke ich erst, daß es ihre Hausthür ist. O Gott, denke ich, wenn sie dich nur wenigstens nicht auf dieser Hutjagd gesehen hat! Kaum Hab' ich's ausgedacht, so macht hinter mir schon ein Dienstmädchen die Thür auf und kichert ein wenig: eine Empfehlung von Frau Geheimrat, und ob ich mich nicht hinauf bemühen wolle, — die Damen hätten mich kommen sehen, sie säßen gerade beim Thee. Na, ich sage dir, — mit welchen Empfindungen ich dieser Einladung folgte! Wenigstens das übliche Einleitungsgesprüch vom Wetter ergab sich ja diesmal von selbst. Die Frau Geheimrat ließ mich aber gar nicht zu Worte kommen. Nach dem
ersten Blick auf meinen Zustand — durchnäßt bis unter den Frack — bestand sie darauf, daß ich mich zunächst im Zimmer ihres Gatten mit Hilfe von dessen Kleiderschrank eguipierte. Ich muß reizend ausgesehen haben, — mein Schwiegervater in sxe ist, wie du gesehen hast, sehr geräumig angelegt, und ich kam mir in seiner Joppe ungefähr vor wie eine Stahlfeder im Tintenfaß. Aber es half nichts; ich mußte heran an den Theetisch, Hedwig mußte mir eine Tasse Thee mit sehr viel Rum brauen, — ach, ich hatte sie nie so entzückend gefunden wie hier in ihrem einfachen Hauskleid, in dem behaglichen, traulich warmen Zimmer, während draußen der Sturm prasselte, — und ich mußte nur immer denken: Herrgott, wie sehe ich
Kenrik Ibsens Jugendheim in Gzerpen (Worwegen).
und ich glaube, wir waren schon in ziemlich angeregter Unterhaltung, als nach beendigtem Sturm auch der Hausherr Heimkain und mich in seiner Joppe vorfand. Gott sei Dank, der lacht wenigstens laut über dich, dachte ich; aber nachdem er nusgelacht hatte, beteuerte er, nun müsse ich auch den Abend dableiben. Ich sah ihn und seine Frau an, ich sah s i e so ein wenig ängstlich von der Seite an, — da wurde sie rot und sagte: ,Ach ja, das wäre schön, Herr Assessor!' — na, und ich blieb. Nur daß ich mir wenigstens durch das Mädchen einen Rock aus meiner Wohnung holen ließ — das war ich meiner Eitelkeit schuldig. Ach, wurde das ein schöner Abend! Und dann —"
„Kamst du sehr bald und oft wieder," ergänzte ich, „ünd — entschuldige, aber in zehn Minuten führt mein Zug — also du erfuhrst, daß sie dich auch schon längst liebte —"
„Ja, weißt du," sagte er uud blickte erinnerungsselig in seinen Römer, „so rasch ging es doch nicht. Erst eines Abends — es war drei Tage vor Himmelfahrtstag —, da machte ich wieder mal einen Besuch, — Herr und Frau Geheimrat waren abwesend na, es kann sein, daß ich das wußte. . . Und da höre ich, wie sie am Klavier sitzt und eben mit ihrer süßen Stimme singt:
Da könnt' ich mich nicht mehr zwingen und trat un- gemeldet nach kurzem Klopfen ein... Sie fährt ans, nur sehen uns an . . . ich glaube nicht mal, daß ich ein Wort gesagt habe..."
„Ist ja auch nicht nötig," versetzte ich anfstehend.
„Ein langer Blick des Verständnisses genügte euch, wie in den Wag- nerschen Opern... Und so wurdet ihr glücklich. Möchtet ihr es immer bleiben! Aber jetzt —
diesem letzten Glase an auf den, der euch doch eigentlich zusammengebracht hat. . . mit Sturmeswehen, wie es sich für die echte Liebe schickt..."
Er nickte mir glücklich lächelnd zu, und die Römer klangen hell zusammen: „Es lebe
der große Sturm!"
Lenrik Ibsens Jugendheim.
Akenrik Ibsen, der E/ am 20. März d. I. in das siebzigste Lebensjahr tritt, erblickte bekanntlich in dem norwegischen Städtchen Skien das Licht der Welt. Seiner engeren Heimat wurde der Dichter früh entfremdet, und selbst sein Vaterland vermochte ihn nicht dauernd au sich zu fesseln. Während der Zeit seines reichsten und reifsten Schaffens hielt er sich im Auslande ans, erst in Rom (1864), dann in Dresden (1868), darauf in München (1875), dann wieder in Rom (1878) und nochmals in München (1885); erst seit 1892 lebt er in Christiania, das er indes wieder zu verlassen beabsichtigen soll. Das Geburtshaus des berühmten Dichters ist nicht mehr vorhanden, denn es wurde durch Feuer zerstört, wohl aber steht noch das Haus in dem Flecken Gjerpen, wo Ibsen seine Knaben- und Schuljahre verlebte uud die ersten poetischen Anregungen empfing. Ein Abdruck der von uns wiedergegebenen Abbildung wurde kürzlich auch dem greifen Dichter zugestellt, uud er verfehlte nicht, seine Freude über diese Gabe auszudrücken, die ihm die Stätte lieber Erinnerungen getreu vor Allgen rückte.
S <H ach. (Bearbeitet von L. Schassoxp.)
Aufgabe 14.
Weiß.
Auflösung der Aufgabe 11:
W.l. 1)82-51 S. 1. 8b6Xo4
matU.
S. 1. 8b6Xä5 W. 2. 8a7 —06-j- und W.3. V51-41 matt. S
S. 1. I404Xo4
W. 3. V51-6l,a1 matt.
0.
S. 1. 66X05 ^
S. 1. 1404^65 W.2. v51-52-j- und W.3. V52X55, -44
Pnvtre Uv. 12.
Unregelmäßige Eröffnung.
1.
Weiß.
67-65 ! )
Weiß.
18. Vo4-a4!
Schwarz.
2.
19. Va4-a8-!-
3.
04X65
8c6X«5
20. Da8Xb7
846-68
4.
42-44
865-o6
21. lal-01??)
108-1)8!
541-c4
548-54-f -)
22. D57-a6
868-46")
554—a5
881- 43
V01-62
11)8-68
9. 0-0
5o8 —66
1'68Xs7
888-46
L07X67
V47-55
12.
1467-48
13.
563X56
a7XK6
30. 52-54
8a5—57 -
14.
8a3-55 -«)
0-0-0
31. 806X57
158X57
843-85')
1)66-67
32. 1)03)<06-j-
X48-88
33. 101-sl
555—05
885X47!
^ ^Aip 8e6-d8 °kömü"'20. «4-65 846-84 (falls 846-o4, so 21.^44-^45!) 21. 52-53 884-e3 22. 1a1-6l 863X41 23. 65-66 die
Schnchbviefwechsel'.