Heft 
(1898) 26
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Ueöer Land und Aeer.

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landwirtschaftlichen Betrieb, vorwiegend znr Mästung nnd Aufzucht von Kalbern und Schweinen, lohnende Verwertung zu finden.

Der Rahm verbleibt unter Bewahrung der erreichbar niedrigsten Temperatur in den Rahmwannen bis zum nächsten Morgen, um dann in die zweite Betriebsabteilung überzugehen. Hier sehen wir vier mächtige Butterfässer aufgestellt, deren jedes 300 Liter Rahm zu fassen vermag. Der eigentliche Verbutterungsprozeß, beziehungsweise die Scheidung des Rahmes in Butter und Buttermilch, wird durch ein in jedem Butterfaß thätiges, mittels Dampfkraft getriebenes Schlägelwerk bewirkt. Nach Entnahme der

Ein hohes Verdienst an dieser schnellen und großartigen Entwicklung des Molkereiwesens gebührt unstreitig dem Vereins- und Genossenschaftswesen, indem dieses sich that- fächlich zum Träger der ganzen Reformbewegung gemacht. Zuerst und in großem Umfange entstände!: in Schleswig- Holstein, dam: auch namentlich in den Provinzen Hannover, Ost- und Westpreußen, Pommern, Westfalen nnd mehr oder weniger in fast allen Teilen Deutschlands Genosfenschafts- und Sammelmolkereien, deren Gesamtzahl man zurzeit mit mehreren Tausend kaum zu hoch veranschlagen würde.

gemeinei: Bemerkungen voraus­geschickt, soll es nunmehr unsre Aufgabe sein, den modernen Molkereibetrieb eingehender zu schildern. Wir haben zu den:

Zwecke eine der größten und besteingerichteten Molkereien Norddeutschlands die An­lagen der Molkereigenossenschaft Uelzen, Provinz Hannover besucht und an Ort und Stelle die großartigen Einrichtungen eines auf der Höhe der Zeit steheuden Molkereibetriebes ken­nen gelernt. Unser Bericht wird sich daher im weiterer: auf die Wiedergabe der hier empfangenen Eindrücke be­schränken.

Bei dem Eintritt in die Betriebsräume berührt man zunächst den Raum, wo die Annahme der Vollmilch statt­findet. In einem Betriebe von dem Umfange des in Rede stehenden, wo das täglich znr

Anlieferung gelangende Milchquantun: 1620 000 Liter betrügt, sind natürlich alle Einrichtungen getroffen, die Entgegennahme der von mehreren hundert Guts- uud Bauernhöfen täglich angelieserten Milch möglichst zu ver­einfachen.

Die Anlieferung der Milch geschieht in früher Morgen­stunde. Ab- und zufahrend drängen sich dann mächtige, milchbeschwerte Rollwagen an der in einer Ausdehnung von über 30 Metern am Hauptbetriebsgebäude sich hin­ziehenden steinernen Rampe. In den Annahmeranm ge­bracht, wird die Milchmenge gleich gemessen und ordnungs­mäßig gebucht, sodann geseiht (filtriert) und nun zunächst, behufs Vernichtung aller in ihr enthaltenen Krankheitskeime, pasteurisiert (gekocht) ii: speziell zu diesem Zwecke kon­struierten Apparaten, den sogenannten Pasteuren, zwischen deren doppelten Wandungen voi: starkem verzinntem Kupfer­blech sich durch Dampfdruck stark überhitztes Wasser befindet. Eii: ii: der Milch thätiges Rührwerk sorgt dafür, daß die Erhitzung derselben eine vollkommen gleichmäßige ist. Nach Beendigung dieser aus hygieinischen und sanitären Gründen notwendigen Prozedur die aber leider noch nicht in allen Molkereien in Gebrauch ist wird die Milch durch Rohrleituugen in gleichmäßigen Strömen sechs großer: Milch­entrahmungsmaschinen moderner Konstruktion zugeführt, deren Surren als ein ohrenbetäubendes Geräusch die Räume erfüllt. Durch die mit der rasenden Geschwindigkeit vor:

2800 Umdrehungen in der Minute kreisenden Jnnenkörper der Zentrifugen wird die Entrahmung der Milch bewirkt, nnd zwar bewältigt die einzelne Zentrifuge per Stunde das bedeutende Quantum von 1400 Litern.

Der voi: der: Zentrifugen abgeschiedene Rahm wird gleichzeitig von denselben durch Steigerohre circa M/s Nieter hoch getrieben und ii: dieser Höhe voi: der schwebenden

Butter wird die zurückbleibende Buttermilch, gleichwie vorher die abgerahmte Milch, an die

gegeben und ebenfalls entweder in: Haushalt oder zur Vieh- müstung und Aufzucht vor: Jungvieh verwendet.

Die gewonnene Buttermasie

mittels hölzerner Rollwannen in den großen Butterbearbeitungs­raum, da erst eine mehrfach wiederholte, sachverständige Be­arbeitung erforderlich ist, bevor das fertige Produkt abgegeben werden kann. Zunächst kommt die Butter auf Knetmaschiuen. Es sind das große Buchenholz­scheiben, um deren Mittelpunkt sich ausgekehlte Hartholzwalzen strahlenförmig herumdrehen. Durch diese wird der noch in der Butter verbliebene Gehalt von Buttermilch vollständig herausgearbeitet, während gleich­zeitig drei Prozent Salz hinein­geknetet werden. Diese Prozedur

Rahnwinne aufgenomm en und zunächst über größere Kühlvorrichtungen ge­leitet, von hier aus dann durch ein fort­während arbeitendes Hebewerk wieder in eine höher gelegene Zweite Rinne gebracht, durch die er endlich in die großen, in Wafferbassins hängen­den Rahmwannen ab­fließt.

Gleich dem Rahm wird auch die entrahmte Milch von der Zentrifuge in eine 3 bis 4 Meter

führt und hier den Ge­nossenschaftern nach Maß­gabe des gelieferten Quantums Vollmilch zu­rückgegeben wird, um im