Heft 
(1889) 01
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älZ 1. Deutschland. Seite 9.

die Franzosen mit Waffengewalt die alte Schweiz zerstörten, den Berner Staatsschatz raubten und in Nidwalden ein furcht­bares Morden anstellten. Aber diese Einwendung hat keine Bedeutung. Das augenblickliche Kriegselend, unter dem 1798 auch der gemeine Mann in der Schweiz zu leiden hatte, wurde schon von den Zeitgenossen schnell vergessen vor der Thatsache, daß die französischen Truppen der ersten Revolution damals der großen Masse des schweizerischen Volkes die Befreiung von dein Drucke eines harten aristokratischen Regimentes brachten. Die Schweizer waren vor diesem Ereignisse längst nur noch dem Namen nach frei gewesen, was unter anderen der junge Goethe mit seinen für alle realen Verhältnisse so scharfen Adler­augen auf den ersten Blick erkannte und in den als Anhang zum Werther gedruckten Briefen aus der Schweiz so energisch anssprach. Seit den Bauernkriegen des 17. Jahrhunderts hat­ten die Bürgerregiernngen der Städte das Landvolk in knech­tischer Unterthäuigkeit erhalten, bis mit der französischen Inva­sion die Freiheitsbüume allüberall aufgepflanzt wurden. Die Früchte, die an diesen Freiheitsbäumen wuchsen, sind auch durch die späteren Restauratiousversuche der alten aristokratischen Machthaber nie mehr dein Volke ganz entzogen worden, und gerade Frankreich hat immer wieder durch seine Revolutionen zur rechten Zeit dafür gesorgt, daß in der Schweiz der Ausbau zu eiuer nicht bloß nominellen, sondern wirklichen demokratischen Republik in diesem Jahrhundert sich vollziehen konnte. So etwas vergißt ein Volk nicht. Wer hat dich ans dem Dienst­hause geführt? Acts diese Frage kann der gemeine Mann in der Schweiz nur nach Westen deuten.

Nun waren aber diese dankbaren Gefühle, die wir als eine Frankreich günstige Unterströmuug im Volke charakterisiert haben, bis vor kurzem eine Macht gewesen, die sich wenig be­merkbar machte. Außer etwa an Festen führt ja überhaupt, selbst in der Schweiz, das eigentliche Volk wenig das Wort. Der Touhallekrawnll in Zürich (1871) war ein vereinzelter Ausbruch solcher Stimmung. Das vermeintliche Siegesfest der deutschen Kolonie, während die Stadt Zürich angcfüllt wär­mst Verwundeten und Gefangenen der bei Pontarliers von den schweizer Truppen in Empfang genommenen Bourbakischen Armee, hatte die Bevölkerung erbittert. Die Behörden thaten ihre Pflicht, schützten die Deutschen und stellten die Ruhe wieder her. Es geschah nichts Ähnliches inehr. In den gebildeteren Schichten der deutsch-schweizerischen Bevölkerung aber vollzog sich jene Entwicklung immer freundlicherer Gefühle für Deutsch­land, die wir oben geschildert haben. Die Zeitungen der deut­schen Schweiz konnten nicht anders, als die fortgesetzt weise äußere Politik Deutschlands in den beiden Jahrzehnten seit dem Kriege loben, und so bildete sich, etwas künstlich, diese Deutsch­land znflnteude Oberströmuug in den politischen Shmpathieeu der Schweizer.

Da kam der Wohlgemnthhandel und kamen die scharfen und immer schärferen Noten der deutschen Regierung. Es kamen in den maßgebendsten, weil den Regierungskreisen am nächsten stehenden Blättern Deutschlands jene Artikel, welche die heilig­sten Güter eines freien Volkes, das Asylrecht, sein Recht, im eigenen Haushalte eigener Herr zu sein, in Frage stellten. Auch die auf dem Wiener Frieden von den europäischen Mäch­ten garantierte Neutralität der Schweiz wurde als eventuell hin­fällig behandelt. Der Niederlassungsvertrag mit der Schweiz wurde von seiten des Deutschen Reiches gekündigt, und es gab deutsche Zeitungen, welche sogar die ins Äuge zu fassende Tei­lung der Schweiz ruhig erörterten.

Da, mit einem Schlage durchbrach die oben beschriebene Unterströmuug jedes künstliche Gewebe und wurde Meister.

Die ganze schweizerische Bevölkerung fühlte auf einmal, daß für einen aus drei Nationalitäten gebildeten kleinen Staaten­bund, wie er in der schweizerischen Eidgenossenschaft sich dar­stellt, das Prinzip stammesverwandtlicher Nationalangehörigkeit zu den außerhalb dieses Staateubundes stehenden großen Mutter­nationen nun und nimmer so wichtig sein könne, als das den Staatenbund zusammeuhaltende Prinzip einer und derselben ge­meinschaftlichen Verfassung, nämlich der republikanisch-demo­

kratischen. Aclf letzteres warf daher der Instinkt des Volkes den vollen Accent. Man war sich mit einem Male deutlich bewußt des grundsätzlich Trennenden, das Wischen einer zu höchster Entfaltung ihres Wesens gelangten Monarchie und einer uralten und zugleich ebenfalls modern entwickelten Demo­kratie besteht. Die Verfassungs-Idee, weil der eigentliche Lebens­kern der Schweiz, wurde in ihrer ganzen Bedeutung erkannt gegenüber der Raffen- oder Nationalitäts-Idee, welche letztere, wie gesagt, bei einem Staate, der das harmonische Zusammen­leben dreier Nationalitäten darstellt, niemals sehr tief greifen kann. Das Essentielle ließ die Liebhabereien, die man sich in ruhigerer Zeit gestattete, in den Hintergrund treten, und nun wurde überall nur das Gegensätzliche hervorgehoben, das die schweizerische Republik vom deutschen Kaiserreiche trennt.

Nun kann unbeschadet dieser Überzeugung, die jetzt jeder Schweizer teilt, gleichwohl da, wo bereits guter Boden dafür vorhanden war, die größte Hochschützung deutschen Wesens be­stehen. Schweizerische Turner sind vor nicht so langer Zeit in München sehr gut ausgenommen worden, und die freund­lichen Eindrücke dieses Festes haben sich durch die schweize­rische Presse weiter verbreitet. Umgekehrt war die Schweiz in diesem Sommer ganz besonders stark von deutschen Touristen besucht. Nicht nur die Gastwirte, für die dergleichen eine Jntereffensrage ist, waren dafür empfänglich; jedermann in der Schweiz las diese Thatsache gern in den Zeitungen, welche letzteren den Bestich besonders wichtiger Gäste, wie z. B. des Grafen Waldersee, gebührend hervorhoben. Aber über allen diesen freundlichen Symptomen, welche vielleicht Begleitungs­erscheinungen sind auch eines Nachlassens der diplomatischen Spannung zwischen beiden Ländern, bei allen diesen be­ruhigenden Symptomen, sagen wir, darf ein ehrlicher Bericht­erstatter, welcher über dieses Thema schreiben soll, nicht ver­schweigen, daß, was an Sympathieen für das Deutsche Reich iu der Schweiz bis im Frühjahr 1889 allmählich gewachsen war, sich auf ein Minimum zurückgezogen hat, und daß an die Stelle solcher Sympathieen ein gewisses Mißtrauen getreten ist, zu­gleich ein gesteigertes Bewußtsein republikanischer Eigenart und infolgedessen allerdings auch das Gefühl einer gewissen Ver­einzelung gegenüber den drei verbündeten monarchischen Mäch­ten, die au der Nord-, Ost- und Südgreuze der kleinen Schweiz so gewaltig lagern.

Sehr irren aber würde man sich, wenn man glaubte, die französischen Sympathieen der Schweizer würden nun etwa durch eine Art Anschlußbedürfnis der Schweiz an Frankreich übermäßige Nahrung erhalten und überwuchern. Diese Sym­pathieen sind wirklich reinerer, idealerer Art, als daß das bloße Interesse sie bestimmen könnte. Ihren Ursprung aus der Zeit der ersten großen Revolution haben wir oben angedentet; ihre Nahrung erhalten sie einfach durch das natürliche Wohlgefallen, das die älteste Republik Europas an ihrer nun neunzehnjäh­rigen Schwester hat, die freilich noch rächt über das Alter dummer Streiche hinaus ist. Auf keinen Fall hofft oder wünscht der Schweizer viel von Frankreich. Im eigenen Hause Herr zu sein, niemand zuliebe und niemand zur Last, ist alles, was er verlangt. Und der ist sein Feind, ob Franzose oder Deut­scher, der zuerst ihn daran ernstlich hindern wird.

Schade!" werden deutsche Leser, die ihr herrliches Vater­land gern in der ganzen Welt nicht nur geachtet oder gar ge­fürchtet, sondern auch geliebt sehen möchten, zu dieser Ausein­andersetzung sagen. Auch wir sagen:Schade!" und können doch nichts dazu noch davon thun. In solchen Fällen muß man resolut die tragische Last auf sich nehmen, die von ewigen Mächten, den die Menschheit leitenden Grundideen, dem Ein­zelnen und ganzen Völkern auferlegt wird. Auch heute noch wie einst in den Schlachtreihen der Troer und der Griechen kämpfen miteinander die unsterblichen Götter lieben uns Menschen.