Heft 
(1889) 01
Seite
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Deutschland.

Seite 13.

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reif-altkluges Gebaren aus physischen Ursachen unschwer zu erklären sind. Meine physische Natur ließ scheinbar nichts zu wünschen; ja, es ist mir von meinen älteren Geschwistern be­stätigt worden, daß ich mich in den Knabenspielen vom frühe­sten auf durch Kraft, Gewandtheit, Dulde- und Wagemut her- vorgethan habe. Dennoch muß in meiner Organisation irgendwo ein Zuviel oder Zuwenig gewesen sein, oder wie hätte mir sonst jenes Scherzwort anhaften können? Wohl nur ein auch in der Psychologie erfahrener Physiologe vermöchte über einen derartigen Fall, wenn er ihm in allen Einzelheiten vorlüge, genügenden Aufschluß zu geben. Ich muß mich damit begnügen, jene Absonderlichkeit auf eine übergroße Reizbarkeit des Nerven­systems znrückznführen, welche die Beobachtung des Kindes zu früh herausfordertc, den Eindrücken eine unverhültnismüßige Stärke gab und dem weichen Gehirn eine Arbeit aufnötigte, der es nicht gewachsen war, oder doch nur mit einer die kind­liche Unbefangenheit beeinträchtigenden Anstrengung genügen konnte.

Nach heutigen Erziehungsgrnndsätzen würden einsichtige und gewissenhafte Eltern mit peinlicher Sorge alles fernhalten, was jene Übergeschäftigkeit einer vor der Zeit aus der Däm­merung der Kindheit heransstrebendcn Seele noch vermehren müßte. Vor zwei Menschenaltern dachte man in dieser Be­ziehung anders; oder ich fürchte dachte mich gar nicht, sondern ließ sich vom Zufall leiten, der es dann nach seiner willkürlichen Laune gut oder schlecht machte. Bei mir hat er es herzlich schlecht gemacht, indem er es so einrichtete, daß ich durch fortwährendes Fragen, ewiges Wissenwollen: warum dies so und jenes anders sei? allen Hausgenossen lästig fiel, und die Eltern sich frisch entschlossen, den winzigen, noch nicht vier­jährigen Quälgeist iu die Schule zu schicken. Es war freilich nur eine kleinste Privatschnle, die der Küster der Thomaskirche, welche unserer Wohnung gegenüberlag, in seiner Wohnung hielt; indessen ich habe doch eine Zeit, die ich tausendmal besser ver­spielt Hütte, in der dumpfen Stnbenlnft zwecklos versitzen müssen. Oder was in der Welt hat es mir genützt, daß ich auf diese Weise zwei oder drei Jahre früher als andere Kinder lesen und schreiben lernte? der würdige Ordinarius der Sexta der Vor- bereitnngsschnle, der man mich ein Jahr später anvertraute, über ein solches ihm in seiner Praxis noch nicht vorgekom­menes Phänomen von Gelehrsamkeit schier erschrocken war? Und die Prophezeiung des guten Mannes: ich würde es noch einmal weit bringen in diesem Leben du lieber Gott, wie weit bringt es denn im besten Falle ein deutscher Schriftsteller?

Ich habe nicht die böse Absicht, den Leser in der Schnl- stnbe festzuhalten. Aber auch in die Kinderstube, in welche ich zu dieser Zeit noch gehörte, will ich ihn nicht führen; ebenso­wenig in Hof und Garten hinter dem Hause; ans die Gasse, die wenige Schritte von der Wohnung steil zu dem unmittel­bar am Ufer des Flusses liegenden Teil der Stadt abfiel und im Winter zu den herrlichsten Rutschpartieen Gelegenheit gab; auf den Friedhof, über dessen eingesunkenen Gräbern hochauf­geschossenes Gras wehte, in der Wette mit den an langen Leinen von Pfahl zu Pfahl baumelnden Wäschestücken. Ich könnte ihm, wollte er mir auf diese unsere Spielplätze folgen, und auf den Weg zur Vorbereitungsschnle, der über den Marktplatz und denBreiten Weg" führte, manches erzählen, das mindestens von meinem bis auf den heutigen Tag treuen Gedächtnisse für die Eindrücke so junger Jahre beredtes Zeug­

nis ablegte; doch scheue ich dir Konkurrenz der Unzähligen, denen dasselbe Zeugnis zur Seite steht. Und so möge mir der Leser nur eine Reminiscenz verstatten, deren Inhalt doch wenigstens auf den Beruf, welchem ich später verfallen sollte, hinzudenten scheint: wie nämlich der kleine Bursch, mit einer Schürze drapiert, von einem Stuhl in der Küche dem Dienst­personal denAlten Hans" deklamiert die rührende Ballade von einem grauen Krieger, der beimlodernden Schein" der Wachtfeuer abseits von den Kameraden sitzt, trauernd über den Verlust seines Pferdes, eben jenesalten Hans," wel­ches ihm, als sieheut über die Alpenhöh" zogen, im Schnee versank und eben jetzt, währendder Feldherr" den Braven mit gütigem Wort" tröstet,durch die Nacht gesprungen kommt," vor Lust wiehernd, und seinen Kopf an des Greises Brust legt.

Daß ich das lange Gedicht bis ans den heutigen Tag Wort für Wort auswendig weiß, will nicht viel sagen: ich habe es seit jenem ersten Debüt in der elterlichen Küche un- zühligemal aus Schulaktus, oder in früheren Jahren we­nigstens wenn man vor den Hausfreunden den stets Wil­ligen znm Deklamieren aufforderte, recitiert.

Hier kann oder muß ich vielmehr das Kapitel der Erinne­rungen meiner ersten Kindheit schließen. Nicht, weil ich mitt­lerweile eben sechs Jahre alt geworden bin und Anstand nehme, mich noch im eigentlichen Sinne Kind zu nennen, sondern weil jetzt ein Ereignis Antritt, das nicht nur einen scharfen Schnitt durch meine Erinnerungen inacht, sondern auch tief in meine Entwickelung eingreift, ja für dieselbe in vielfacher Hinsicht richtunggebend geworden ist. Dieses Ereignis war, daß mein Vater im Frühjahr 1835 als Regierungs- und Baurat nach Stralsund versetzt wurde. (Fortsetzung folgt.)

Die Teilung Frankreichs.

Von

Icrustirs.

jMAW^^er große Krieg war vorüber. Man hatte ihm diesen Namen gegeben, weil nach dem überstandenen Grau- sen das Bedürfnis einer euphemistischen Bezeichnung unwiderstehlich geworden war. Stumpfes, dumpfes Erstarren hatte im währenden Feldzug die Welt ergriffen; die Schlachten waren in Entsetzen geschlagen worden, der Sieg war ohne Freude geblieben. An das rauchlose Pulver hatten sich die Soldaten auf beiden Seiten schnell gewöhnt. Die feuchte Witterung hatte die Stanbentwickelnng gehindert, so daß die Truppen mit unbarmherziger Deutlichkeit einander Auge in Auge sahen. Jeder einzelne wußte, daß er eine Zielscheibe sei, jeder einzelne erblickte in seinem Gegenüber nichts anderes als eine Zielscheibe. Mit dem Pulverdampf blieb auch sein Rausch aus und seine Begeisterung, und an Stelle der wagemutigen Tapferkeit, die etwas Besonderes that, wenn sie sich ohne Not einer erhöhten Gefahr aussetzte und eine Deckung aufgab, trat öde und verödende Gleichgültigkeit. Die verminderte Schall­wirkung des großen wie des kleinen Feuers hatte gleichfalls ''dazu beigetragen, dem Gefecht seine Glut und seine Poesie zu rauben.

Unter dem Banne des Entsetzens stand der Sieger nicht minder, als der Besiegte; und das unbeteiligte Europa, dessen