Heft 
(1889) 01
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Deutschland.

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man arme Verwandte anfnimmt: mitleidig und teilnahmsvoll, gleichviel ob das üble Geschick nicht unverdient sei.

Belgien trug seine Landerweiterung wie einen schweren Schicksalsschlag, aber mit Fassung. Es kam sich in dem ver­größerten Hanse anfänglich wie ein Fremder vor, doch lernte es leidlich schnell, sich auf seine Hausherrn-Autorität be­sinnen dank der Verschüchterung, in welcher die französi­schen Ankömmlinge verharrten. Folgende sechzehn Departements waren nach Belgien geflüchtet: Oise, Somme, Aisne, Nord, Pas de Calais, Ardennes, Marne, Haute-Marne, Vosges, Jura, Aube, Meurthe, Haut-Rhin, Bas-Rhin, Meuse, Moselle. Belgien hatte guten Grund, über seinen Gewinn einigermaßen erschrocken zu sein. Acht Millionen Einwohner sind schwer zu assimilieren, und eine Gebietserweiterung von siebzehnhundert­zweiundsechzig Qnadratmeilen ist beinahe der Untergang für ein Land, das bis dahin ans einer Fläche von noch nicht dem dritten Teile dieser Ausdehnung nur halb soviel Einwohner gezählt hatte, als die neuen Provinzen.

Von den nennnndachtzig Departements Frankreichs Korsika eiugeschlossen waren neunzehn an Italien, dreiund- zwanzig cm Spanien, vier an die Schweiz, sechzehn an Belgien gefallen. Von dem Stammlande, das zehntausend Qnadrat­meilen umfaßt, achtnnddreißig Millionen Einwohner gezählt hatte, waren nur noch achtnndzwanzig Departements mit vier­zehn Millionen Einwohnern und nicht ganz dreitausend Qna- dratmeilen Fläche beisammen, und anch diese wollten nicht beisammen bleiben. Sie trennten sich voneinander, ohne Streit, ohne Groll, wie selbstverständlich. Die Vendäe vereinigte zehn Departements Vienne, Denx-Sdvres, Loire införieure, Maine et Loire, Loire et Cher, Cher, Jndre, Jndre et Loire, Crense, Vendöe um die weiße Fahne des Legitimismus. Sie bildeten ein Königreich, besetzten aber den Thron nicht, denn sie warteten auf einen anderen Diendonnd. Bier Millionen Seelen, über elfhnndert Qnadratmeilen zerstreut, warteten ans ihren König.

Im Nordwesten des ehemaligeil Frankreich war man anderen Sinnes. Dort hatte man sich an die republikanische Staats­form gewöhnt und hielt ans konservativer Gesinnung daran fest. Die Republik sollte eben eine konservative sein. So war diesem Teile Frankreichs das Zusammenleben mit der weiß- sahnigen Vendde ebenso unmöglich, wie die fortdauernde Ver­einigung mit dem roten Paris. Zehn Departements Mor- bihan, Finistdre, Ille et Vilaine, Mayenne, Cotes du Nord, Orne, Calvados, Manche, Eure et Loire, Sarthe, elfhundert Qnadratmeilen Landes mit fünf Millionen Einwohnern bildeten die Republik Aleu§on. Sie wollen keine straffe Cen- tralisation der Regiernngsgewalt, aber sie hoffen, daß die Stadt Alenqon ein anderes und ein besseres Paris werden wird.

Das rote Paris war allein geblieben. Nur ein schmaler Streifen Landes hing ihm an, gleichsam das Angelände des großen Kanals, der von Paris nach Rouen sich zieht und Paris zur Seestadt macht, weil er Seeschiffe tragen kann. Das ganze Land bestand aus den sieben Departements Seine, Seine infärienrc, Seine et Marne, Seine et Oise, Loiret, Ionne, Eure und zählte auf nicht ganz siebenhundert Quadratmeilen über fünf Millioneil Einwohner. Doch nein, die Kommune- Paris hatte noch weiteren Landbesitz: die vergessene Kolonie Neucaledonien. Der Gouverneur hatte in seiner Nettelbeck-Pose ausgehalten, bis seiner Dcportierten-Garde die Geduld vergangen war. Er sah sich genötigt, die Heimat um Succnrs anzugehen, und sein Ersucheil war dem Herkommen gemäß nach Paris adressiert. So erfuhren die Pariser, daß sie eine Kolonie be­saßen. Die Frommen unter ihnen aber es giebt auch in Paris Fromme erkannten in dein scheinbaren Zufall das Walten der Vorsehung. Wenn die Pariser Neucaledonien nicht behalten hätten, wohin sollteil sie dann ihre Aufrührer schicken? und vor allein: woher sollten sie ihre Führer holen?

8me krdkmllcheit miskm Kaiiimriiliijik.

Von

Morih Woszkowski.

/^T^as Interesse, welches unsere heutige Generation der mn- sikalischen Kunst entgegenbringt, ist in einem derartig rapiden Wachsen begriffen, daß es nachgerade beginnt, zu hoher symptomatischer Bedeutung für die Pathologen zu gelangeil. Nicht wenige unter diesen haben die abnorme Ner- venreizbarkeit, welche unsere Zeit charakterisiert, als Wirkung oder auch als Ursache dieser Kunstpassion erklärt, und von vielen Seiten ertönen schon seit langer Zeit ernste aber ver­gebliche Mahnrufe, dem herrschenden Mnsikunwesen zu steuern, und vor allem das Vorurteil zu beseitigen, welches uns die Musik als eine Kunst betrachteil läßt, mit deren Ausübung sich jeder gebildete Mensch befassen müsse.

Inzwischen aber gewinnt die musikalische Infektion immer mehr Boden, und ihre nervenzerstörenden Bacillen erzeugen in den unterschiedlichen Formen der Kvnzertwut, der Gesangspest und namentlich der Klavierseuche immer bedrohlichere Erschei­nungen. Keine Wärme-Steigerung ist im stände, die Wider­standskraft der furchtbaren Bakterien zu brechen; sie geben in der glühendsten Sommerhitze die festen Mnsikformen nur auf, um die Form vou Musikfesten anzunehmen; der Zeitraum der musikalischen Saison hat mithin zwar eine genaue Abgrenzung erfahren, aber seine Dauer betrügt zwölf Monate.

Ist lluil anch die Produktion und die Reproduktion auf musikalischem Felde ungeheuer gestiegen, so haben doch nicht alle Gebiete der Musik etwa gleichmäßig hieran participiert. Die Bereicherung der Klavier-Litteratur hat beispielsweise die­jenige der Kammermusik in unverhältnismüßiger Weise über­flügelt, und die Formen der letzteren haben sogar noch eine beträchtliche Einbuße erfahren. Der alles beherrschenden Macht­stellung des heutigen Pianofortes mußten sich auch die Kammer­musik-Komponisten der Gegenwart allbequemen. Auf hundert moderne Klaviermnsikwerke kommt wohl kaum eins, welches kei­nen Klavierpart enthielte, und die andern neunundneunzig weisen als mitbeteiligte Instrumente fast immer nur Violine, Cello und Viola auf. Die Kammermusik von heute heißt mit ande­ren Worten: Klavier- und Violin-Sonate, Klavier-Trio, Kla­vier-Quartett oder -Quintett.

Daß dieser Beschränkung in der Auswahl der Instrumente nicht etwa eine sich in dieser Weise manifestierende Geschmacks­richtung unserer Komponisten zu Grunde liegt, scheint mir außer allem Zweifel. Man müßte, wollte man letzteren eine solche imputieren, annehmen, daß unter der langandauernden Wirkung äußerer Einflüsse eine recht bedenkliche Vergröberung des Ton­sinns bei ihnen Platz gegriffen habe. Eine viel nüherliegende und sicher auch richtigere Erklärung für die erwähnte That- sache ist indes in dem Umstande zu suchen, daß der Künstler den Forderungen des Publikums stets mehr oder minder große Konzessionen machen muß. Das Publikum aber spricht zu dem Komponisten durch den Mund des Musikalien-Verlegers. Will sich der erstere dem Drucke des letzteren entziehen, so entzieht sich dieser meistens dem Drucke des ersteren.

Ein von der Macht des Hergebrachten ebenso völlig un- beirrter, wie von der Rücksicht auf raschen, äußern Erfolg unbeeinflußter Musiker kann sich meiner Ansicht nach der Über­zeugung kaum verschließen, daß das Pianoforte ein recht wenig geeignetes Ton-Organ für die Kammermusik bietet. Was der genannten Kunstgattung eigentümlich ist und in erster Reihe ihren Charakter bestimmt, ist die möglichst vollständige Koordi­nation der verwendeten Instrumente. Der Glanz virtuoser Einzelleistungen, der Pomp tonlicher Massenhaftigkeit und die Kombination überraschender Klang-Phänomene fallen ans ihrem Rahmen und stellen sich in ihr, wenn sie in seltenen Fällen überhaupt erreicht werden können, meist als grob verletzende Stilwidrigkeiten dar. Ein Kammermusikwerk soll einer in Töne umgegossenen Konversation von mehreren Personen entsprechen, die je nach ihrer verschiedenen Individualität und ihrer hier-