Heft 
(1889) 02
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als ein Forscher ersten Ranges. Außer den theoretischen nnd experimentellen Untersuchungen über den Magnetismus, über die Bewegung der Luft in Röhren nnd ähnlichen Arbeiten, welche immerhin mit seiner praktischen Wirksamkeit mehr oder- minder in Verbindung stehen, ist besonders ans die höchst inter­essante Abhandlung:Uber die Erhaltung der Energie im Luft- meer der Erde" zu verweisen, in welcher die moderne Meteoro­logie nach einer ganz neuen Seite Erweiterung findet. Auch in originaler Weise sind in den mit seinem Bruder William durchgesiihrten Untersuchungen über die Sonnen - Energie die bedeutendsten Probleme der kosmischen Physik behandelt wor­den. Als Meister nach allen Richtungen bietet Werner Sie­mens solche inhaltsvollen Mitteilungen stets in der vollendetsten Form; er ist auch als Stilist ein Meister!

Wenn ein Mann wie Siemens die irdischen Schatze, welche durch die Kraft seines Geistes ihm zuflossen, in mwigennützigster Art, im Interesse der Allgemeinheit verwendet, dann erobert er­sieh, neben der Ehrfurcht, die Nur ihm zollen, auch eine Stelle in unserem Herzen - er rückt uns auch menschlich näher. Wie voll und ganz Siemens in diesem Sinne handelte, zeigt er durch die Schenkung von einer halben Million Marl an das Deutsche Reich, zur Begründung der physikalisch-technischen Reichsaustalt.

Wenn wir jetzt nach der Schilderung des, an großen Er­folgen so reichen Wirkens unseres Landsmannes, zur Betrach­tung der Arbeiten Edisons übergehen, so fordert es die Ge­rechtigkeit, wohl zu bedenken, daß eine Altersdifferenz von dreißig Jahren zwischen ihnen liegt. Man bedenke, was dreißig Jahre im Leben solcher Männer sagen wollen!

Thomas A. Edison ist zweiundvierzig Jahre alt. Als junger Telegraphenbeamter zeigte er schvn sehr früh seine seltene)! Talente, und mit einer Geschwindigkeit, wie sie nur anf dein neuen Erdteil möglich ist, erhob er sich zum großen Fabrikherrn. Es dürfte in weiteren Kreisen nur wenig be­kannt sein, daß Edison zu den genialsten Telegraphen - Inge­nieuren unserer Zeit gehört. Die Apparate, welche er schuf, wir nennen hier nur seine autographischen Telegraphen ar­beiten mit den grüßten Geschwindigkeiten, welche überhaupt, selbst auf amerikanischem Boden, erreicht worden sind: geben dieselben doch vierhundert bis fünfhundert Worte in der Minute!

In gleicher Weise, wie sein europäischer Kollege, hat Edison die Vielfachtelegraphie um elegante und höchst praktische Me­thoden bereichert. Die Schalterweisen zum Doppelt- und Vier­fachsprechen auf einer Linie gehören zu den vortrefflichsten, die wir besitzen.

Edisons Weltruf nnd seine wahrhaft großartige Tüchtig­keit begann mit der Gründung der Fabriken und Laboratorien zu Menlo Park bei New Port. Außer den allbekannten Apparaten, welche von hier aus in die Welt gesendet wurden, entwickelten sich unter seiner Leitung vielfache Neuerungen an vorhandenen Mechanismen, nnd die technische Praxis wurde in ähnlicher Weise, wie in den Siemensschen Etablissements, nach allen Richtungen hin erweitert.

Man hat neuerlich in den Berichten, die über Edison han­delten, denselben vielfach als einen glücklichen Finder bezeichne). Wir möchten indes, nur der Gerechtigkeit halber, gegen diese Kritik Protest erheben.

Edison besitzt voll nnd ganz die geniale Zähigkeit des großen Forschers, der immer wieder zu seinen Versuchen zn- rückkehrt und ausdauernd an der Beobachtung einer Erscheinung sesthält, bis er sein Ziel erreicht hat. Nur auf diese Weise, das bezeugt die Geschichte der Wissenschaft, sind Erfolge zu erringen. Gerade bei dem neuesten und bekanntesten seiner Werke, dein Phonographen, kann man die geschilderten Eigenschaften Edisons bewundern. Als vor etwa zwölf Jahren dieser Apparat, mit echt amerikanischer Reklame, auf den Markt gebracht wurde, bot er, mit Ausnahme der genialen Idee, die ihm zu Grunde lag, nichts als Enttäuschungen. Und zu welch einem prak­tische)) Instrument hat er sich entwickelt'

In seinen) neuen Heim, in Menlo Park, konstruierte Edison im Laufe der siebziger Jahre eine größere Anzahl akustischer

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Apparate, durch welche er, abgesehen von der praktischen Bedeutung derselben, zum Interpreten der Nüssenschastlichen Untersuchungen unseres Helmholtz wurde. Haben doch der Phonograpl, und das Telephon unter andere)) die wichtigste» Aufschlüsse für die Theorie der Musik ergeben. -- Zu diese» Vorrichtungen geyört auch das Mikrophon, dessen Prinzip Edison schon 1872 gefunden yabeu soll. Es ist dieses bekannt lich ein Instrument, mit dem die seiusteu Geräusche, wie der Tritt einer Fliege, vernehmbar zu machen sind. Zwei Jahre später hatte sich die Idee schon praktisch entwickelt und zur Konstruktion eines Schalltransmitters geführt, aus dein sich endlich das Kohlentelephvu ergab, welches eine andere Einrich tuug besitzt, als das in Deutschland eiugeführte Beil-Siemens sche Instrument. In dasselbe Jahrzehnt fällt Edisons Erfiu dnng der Glühlampe.

Die Elektrotechniker der Erde beschäftigte)) sich zu jener Zeit mit dein berühmten Problein der Teilung des elektrischen Lichtes. Sie suchten nach Methode», mittels deren es mög lich sei, viele Laiupen in einen Stromkreis zn schließen. Für Bogenlicht hatte bereits 1872 Hefuer von Alteueck diese Auf gäbe gelöst. Durch die Konstruktion der Glühlampe gab nun Edison eine zweite Methode. Es hat sich seitdem ein heftiger Kampf um die Priorität dieser Erfindung entwickelt: aber es dürfte Wohl »»bestritten sein, daß von Edison die Konstruktion der Glühlampe am besten durchdacht wurde. Überhaupt ist diese gründliche Behandlung, bis in die kleinsten Teile, das beste Kennzeichen der Werke desWeisen von Menlo Park."

Man bedenke nur, ein Mann als Erfinder oder doch selbständiger Miterfiuder der drei wichtigsten Justrumcute im Leben der Gegenwart, des Telephons, der Glühlampe und des Phonographen! Thatsüchlich knüpft sich denn auch der Welt­ruf Edisons au diese Apparate.

Werner Siemens hatte es durch die Erfindung der Dy namomaschiue ermöglicht, jede Bewegung in Strvm umzuwau delu. In den meisten Füllen, - wenn keine Naturkräfte zur Versüguug stehen, wird die Bewegung derselben mittels Gas- oder Dampfmaschine)) hervorgeruscn. Edison hat nun kürzlich durch seinen pyromaguetischeu Motor gezeigt, wie mau die Wärme direkt in Elektricität umwaudeln könne.

Wir wollen von diesem genial durchgesührten Prinzip und der neuen Maschine eine kurze Schilderung geben, schon um zu zeigen, daß Edison mehr als nur ein glücklicher Fiuder ist. Er erinnerte an die Thatsache, daß die Maguetisie- rungsfähigkeit des Eisens mit wachsender Temperatur sehr schnell abuimmt, und nutzte diese Erfahrung in folgender Weise aus: Er führte eine Anzahl Eiseucylinder, die mit übersponneueu Kupferdrähten umwickelt waren, in den Wirkungsbezirk ent sprechend angeordneter Magnete: hierdurch werden die Kerne der Cylinder bekanntlich selbst magnetisch. Erwärmt man nun dieselben, so vermindert sich ihr magnetischer Znstand und durch diesen Wechsel in der magnetischen Intensität entstehen in den Drahtrvllen Jnduktivusströme. Tie teilweise Erwärmung, so­wie die Bewegung des Ankers, der aus einer größeren Menge der beschriebenen Cylinder besteht, erfolgt durch heiße Luft ströme. Nach der Ansicht des Erfinders dürfte die neue Maschine, wegen der direkte)) Überführung von Wärme in Elektricität, den Dynamos dereinst gewaltige Konkurrenz machen.

Die Beschränkung des Raumes gebietet, daß wir an dieser Stelle von den Erfindungen und Forschnugen der großen Männer nur die bedeutendsten resp. instruktivsten vorführen: es mag daher an dein Gegebenen genug sein.

Es ist ein höchst mißliches Unternehmen, zwischen diesen hervorragenden Menschen eine)) Vergleich versuchen zu wollen, schon allein aus dem Grunde, weil wir es hier mit durchaus in sich abgeschlossenen Persönlichkeiten zu thun haben, die nicht zu numerieren sind.

Wen» wir dennoch, bei Betrachtung ihres gesamten Wir­kens unsere))) Landsmann die Palme znerkennen, so hoffe)) wir, daß die Gründe hierfür ausreichend erscheinen, daß wir nicht der Parteilichkeit geziehen werden. Siemens ist uufragtich der tiefere

Deutschland.