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Deutschland.
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eingereicht. Die Kosten sind auf nnr 10 Millionen Franken veranschlagt. Der Fahrpreis hin und zurück soll, von Lucko- brunnen aus, wo die Bahn ihren Anfang nimmt, 35 Frk. betragen. Bei 30000 Fahrgästen in einer Saison hofft man für die Aktionäre eine Rendite von DZ pCt. heranszuschlagen. Die „Eidgenössische Bank," —nebenbei bemerkt, nicht ein Bankinstitut der Eidgenossenschaft, sondern eine seit vielen Jahren bestehende, wohlangesehene Privat-Bank, — beschäftigt sich ernsthaft mit der finanziellen Begründung dieses Projektes, das an Großartigkeit seinesgleichen nicht hat.
Indem wir hier auf diesen märchenhaften Plan näher eingehen, wollen wir jene berechtigte Gefühlsregung, die man immerhin Sentimentalität heißen mag, beiseite setzen, jene Regung des Bedauerns nämlich, die uns in erster °Linie ergreift, wenn wir vernehmen, daß irgendwo ans dem Erdenrund ein bisher in stolzer, unnahbarer Einsamkeit gelegener Fleck, sei es nun die von Sioux dnrchschweifte Grassteppe, sei es, wie hier, eine im Firndiadem strahlende Bergesmajestät, dem allgemeinen Weltverkehr, denn Ansturm des Menschengewühls zugänglich gemacht wird. Es bleibt dieser Gefühlsregung gegenüber die Verstnndeserwügnng im Recht, daß ans unabsehbar lange Zeit hinaus die Erde doch noch immer demjenigen, der die heilige Wildnis sucht, solche von Menschen nie oder selten betretene Punkte darbieten wird, und dem Goetheschen Wort: „Wer sich der Einsamkeit ergiebt, o! der ist bald allein," noch in ferne Zukunft die ihm zu Grunde liegende Voraussetzung einsamer, seitwärts vom Weltgewühl liegender Orte nicht fehlen dürfte. Auch füllt der Gedanke ins Gewicht, daß jeder Triumph des menschlichen Geistes über die rauhen Naturmüchte ein sicherer Gewinn ist, und daß die Erschließung herrlicher Gegenden für viele Tausende in ähnlicher Weise dürfte begrüßt werden, wie wir uns freuen, daß z. B. unsere klassischen Dichter durch billige Ausgaben popularisiert worden sind. Warum sollte etwas so Wunderbares, wie die Aussicht vom Gipfel der „Jungfrau," auf alle Zeiten hinaus nnr dem Manne von starken Knochen, dem abgehärteten Bergsteiger, der außerdem reich genug ist, eine große Summe für Träger und Führer zu bezahlen, Vorbehalten bleiben? Warum sollten nicht auch feinnervige Menschen, die vielleicht auch die feiner fühlenden, die für den unbeschreiblichen Natnrgenuß dankbareren sind, daran teil haben? Und endlich, — selbst diese starken Bergsteiger, in welchem Zustand der Erschöpfung, der ihnen den Genuß wesentlich schmälerte, langten sie meistens auf dem Gipfel an! Man sieht, daß gegenüber solchen Erwägungen, bei denen wir den Gewinn einer höchsten Station für meteorologische und andere naturwissenschaftliche Beobachtungen noch gar nicht berührt haben, das sentimentale Bedauern über den das Echo der Gletscherwünde weckenden Pfiff der Lokomotive nicht zu sehr in Betracht kommen kann.
Aber wird die Durchführung dieses Werkes überhaupt möglich sein? Eine Bahn durch Schnee- und Gletscherwildnisse hinauf in eine Höhe von fast 14000 Fuß (genau 4167 Meter) über Meer, ist sie nicht ein Unding?
Die technische Herstellung des Bahnkörpers halten wir für möglich. Wie bei der sich vortrefflich bewährenden Pilatusbahn werden die Systeme des Zahnrads und des Drahtseils passend ineinandergreifen und die hierüber vorliegenden Dispositionen bieten an sich nichts Neues. Die Steigungsverhült- nisse überschreiten die bis jetzt gestatteten nirgends. Wasser liefert der Berg reichlich; vor dem Gefrieren wird man dasselbe durch chemische Mischungen schützen können. Oben, namentlich zum Schutz gegen Lawinen, sind längere Tunnels vorgesehen, die durch Transversalgalerieen freier Luft zugänglich sein werden. Auf der Spitze soll in den Felsen hinein ein Schutzhaus, vielleicht sogar ein Hotel angelegt werden in direktem Zusammenhang mit dem oberen Ausgang des höchsten Tunnels.
Daß menschlicher Scharfsinn, menschliche Energie in Verbindung mit der außerordentlichen Maschinentechnik der Neuzeit und bei genügenden Geldmitteln dies alles hcrzustellen vermögen, scheint uns glaubwürdig.
Größere Bedenken haben wir bezüglich der Betriebsfühig- keit der Bahn. Das harte Leben der Mönche auf dem Großen St. Bernhard ist eitel Wollust zu nennen im Vergleich zu den Entbehrungen, die an das Betriebspersonal dieser Bahn gestellt werden. Noch selten haben Bergsteiger auf dem Gipfel der „Jungfrau" länger als eine Viertelstunde ausgehalten. Auch beim schönsten Sommerwetter brausen dort meistens heftige, in solcher Höhe natürlich eiskalte Stürme. Die meisten „Jungfrau "-Besteiger, die wir persönlich kennen, konnten sich sogar nur wenige Minuten auf dem Gipfel aufhalten. Furchtbar sind auch in dieser Höhe die oft plötzlich ausbrechenden Gewitter mit Blitzschlag. Ein Blitzschlag war es, der vor einigen Jahren jene unglücklichen Besteiger (Wettstein und Genossen aus Zürich) in den Abgrund schmetterte. Nun mag freilich der Tunnel oben gegen ein solches Ungewitter Schutz gewähren. Aber der Sturm und das Schneetreiben (auch im Hochsommer) kann so rasend werden, daß eine Rückfahrt des Zuges vielleicht aus mehrere Tage hinaus unmöglich wird. Lebensmittel mitzunehmen, wie auf eine Nordpolexpedition, dürfte jedenfalls rütlich scheinen.
Sodann, — zehn Monate des Jahres mindestens liegt der ganze obere Bahnkörper unter Schnee und Eis. Und die Massen des Schnees sind derartig, daß Sonne und Föhn allein nicht genügen, den Bahnkörper zu befreien. Da werden Arbeiter nötig sein, aber Arbeiter, die im Frühsommer unter vielleicht unglaublich schlechten Verhältnissen die schwere Arbeit bewältigen sollen und dabei genährt werden müssen, für die man Obdach schassen muß. Was mag es außerdem zu thun geben an Ausbesserungen nach einem derartigen Nordpolwinter!
Damit man diese unsere zweifelnden Bedenken besser würdige, schließen wir mit einem Hinweis auf ein viel bescheideneres Unternehmen, das dennoch bis jetzt nicht zur Ausführung gelangen konnte.
Herr Ingenieur Gosset in Bern hatte beim internationalen Touristenpublikum Beitrüge gesammelt, um wenige hundert Schritte unterhalb des Gipfels der „Jungfrau" eine Schutzhütte in der Art der gewöhnlichen Klubhütten aufzustellen. Namentlich aus England waren so beträchtliche Summen eingegangen, daß nach der finanziellen Seite diese Unternehmung für gesichert angesehen werden durfte. Der zu Ehren der englischen Königin „Victoriahütte" genannte, in kleine Teile zerlegbare, außerordentlich praktisch eingerichtete Ban wurde von Herrn Gosset zuerst in Bern auf öffentlicher Promenade ausgestellt, von zahllosen bergkundigen Leuten besucht und gelobt, dann — das war vor zwei Jahren — nach dem Wallis gebracht und mit unsäglicher Mühe auf Eggischhorn hinaufgeschafft. Dort nun, unweit vom Gasthvf Eggischhorn, steht unseres Wissens diese Hütte noch immer, weil bisher kein Sommer eine genügende Reihe schöner Tage gebracht hatte, um den Transport (auf dem Rücken von Trägern) nach der Jungfrau- spitze zu gestatten. Wir fügen bei, daß Herr Gosset selbst einer unserer unerschrockensten und zähesten Bergsteiger ist und ein Mann von ungewöhnlicher Energie. Gleichwohl hat er einstweilen auf die Ausführung dieses seines Lieblingsplanes verzichten müssen, und wie bescheiden nimmt sich doch derselbe aus gegenüber dem Riesenwerk einer Jungfraubahn!
Wir werden nun zunächst zu gewärtigen haben, ob der schweizerische Bundesrat diesem Projekt überhaupt seine Konzession erteilt, und behalten uns hierüber eine spätere Mitteilung vor. Expropriationen jedenfalls wird diese Bahn nicht notwendig machen; denn die Adler, Gemsen und Murmeltiere, durch deren Gebiet sie gehen soll, haben keinen Advokaten, der ihre alten Rechte vertritt.
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