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ihrem Allstem Snider, die Russen beim System Krukn nu. Die Klappenverschlüsse hatte Österreich (System Wünzel), die Schweiz, Belgien und Russland (System Verdau j; den Fall- blockverschlnß verwendeten Dänemark, Schweden und Spanien, und dem Blockverschlns; begegnen wir in den Systemen Pea- lwdy, Henry-Martini und bei dem bekannten Werdergelvehr der Bayern. Bald jedoch wurden all diese Verschlüsse durch die Eylinderverschlüsse verdrängt, wie sie das deutsche Mausergewehr, das französische Grasgewehr und das italienische Vetterli- gewehr zeigen. Dieselben erforderten doch noch drei Ladetempos: Offnen des Laufs, Einlegen der Patrone, Schließen des Laufs.
In dem Bestreben, diese Tempos zu vereinfachen resp. teilweise fortfallen zu lassen, erübrigte nur noch ein Schritt: die Einführung der Magazin- oder Repetiergewehre. Hier ist das Gewehr stets schußbereit, giebt dein Schützen „also sowohl in der Offensive wie in der Defensive eine große Überlegenheit über den mit dem Einlader bewaffneten Gegner. Dieser kann im Entscheidungskampfe mit einer verhältnismäßig großen Menge Blei überschüttet und hierdurch eine bedeutende Anzahl von Zufallstreffern erzielt werden. Zn den Nachteilen dieser Be- wassnnngsart ist zu rechnen, daß die Waffe zunächst zu schwer wird, wenn nicht gleichzeitig das kleinere Kaliber das Gewicht der größeren Mnnitionsmenge kompensiert. Der früher oft betonte Übelstand des massenhaft erzeugten Pnlverdnmpses ist durch Einführung des rancharmen Pulvers beseitigt. Ferner wird die notwendig werdende, sehr scharfe Fenerdiseiplin vielfach als ein Nachteil hingestellt. Unserm Ermessen nach ist jedoch die Gefahr der Mnnitionsverteilnng und die Besorgnis des Verschießens nicht in so hohem Maße vorhanden, wie die Gegner des Bcagazingewehres oft behaupteten. Das Militür- wochenblatt erwähnt im Beiheft 10, Jahrgang 1881, daß diese Besorgnis durch die Erfahrung von 1866 völlig zerstreut worden sei. Die preußische Infanterie verbrauchte 1866 weniger Patronen als je in einen: andern Feldzug: es verschossen sich weniger Abteilungen als selbst zu Zeiten des glatte:: Vorderladers. Bei sichtbaren: Ziel genügte stets ein kurzes Schnellfeuer. Die österreichische Infanterie mußte mehr feuern als die preußische; der Österreicher verbrauchte im Durchschnitt vier- nndsechzig Patronen, das preußische Jnfanteriegewehr nur sieben. Hieraus resultiert, daß das schneller feuernde Gewehr weniger Patronen als die langsamer schießende Waffe zur Erzielung derselben Wirkung gebraucht. Tie Repetierwaffe wird bei guter Ausbildung also gegen einen mit einfachem Hinterlader bewaffneten Gegner weniger Munition ansgeben als der gewöhnliche Einzellader. Es erscheint uns deshalb völlig sicher, daß das Gewehr der Zukunft, nachdem es der Technik gelungen ist, alle Konstrnktionsschwierigkeiten zu überwinden, die Repetierwaffe ist.
Zn den ältesten Magazingewehren gehört das Spenzergewehr, das seine sieben Patronen in einem im Kolben angeordneten Magazin, in welchem eine Spiralfeder dieselben nach vorwärts drückt, beherbergt. Gleichzeitig wurde das Henrygewehr konstruiert, dessen Magazin unter dem Lauf fünfzehn Patronen führt. Die Ladetempos hierbei sind — von einer Beschreibung der Konstruktion sehen wir auch hier ab — Zn- rückziehen des Verschlnßstempels durch Vorstößen des Bügels, hierbei Answerfen der Hülse, Heben des Zubringers und Spannen des Hahns, Znrückziehen des Bügels, wodurch das Verschieben der Patrone herbeigeführt wird, und Abdrücken.
Waren die bisher genannten Magazingewehre nur als solche zu gebrauchen, so sind als eine zweite Gruppe diejenigen zu betrachten, welche auch den Gebrauch als Einlader gestatten. Hierher gehören das Henry-Winchester-Gewehr, ferner das Vetterlimagazingewehr und das Gras-Kropatscheckgewehr; ferner gehört dahin das System Mauser mit den: Repetitionsmechanismus von Kropatscheck und das System Manlicher. Da man den Gebrauch des Gewehrs a ävux nmiim als absolut notwendig anerkannte, kam man bald dahin, diese Anforderung allgemein zu stellen, und verfiel so zunächst auf ein an den
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Einlader anhüngbares Magazin, wie sie Lee, Manlicher und Löwe für das Mansergewehr konstruierten. Weitere Bedingung war, daß der Mann mit einer genügenden Anzahl Patronen ausgerüstet werden müsse, ohne daß die Minimalzahl von 120 Patronen, die für den einzelnen Mann notwendig erschien, ihn zu sehr belaste. Hierzu mußte die Waffe und Munition erleichtert und zu diesen: Zweck das Kaliber verkleinert werden.
Es scheint nach den bisherigen Ausführungen ein unwiderlegbarer Schluß, daß die Einführung des kleinknlibrigen Oiewehres absolut berechtigt, ja notwendig ist. Die Möglichkeit der Einführung des kleinen Kalibers von 8 Millimeter war aber gegeben, nachdem die entsprechenden Versuche mit Erfolg stattgefnnden hatten und die Herstellung einer kriegs- branchbaren Waffe hierdurch gewährleistet erscheint. Wir können also jetzt mit Recht sagen, die Zukunft gehört den: klein- kalibrigen Magazingewehr. Wieweit die Versuche mit einen: solchen Oiewehr bei uns gediehen sind, resp. welches Gewehr bei uns zur Einführung kommt, entzieht sich vorläufig noch der öffentlichen Diskussion.
Über die Waffe unserer westlichen Nachbarn sind jedoch einige Andeutungen von Interesse. Die Franzosen haben bekanntlich ein von: Obersten Lebet konstruiertes Gewehr aceep- tiert. Dasselbe hat ein Stahlmantelgeschoß und, da es 530 Meter Anfangsgeschwindigkeit besitzt, eine sehr rasante Flugbahn; seine Durchschlagskraft soll sehr bedeutend sein, die Anfangsgeschwindigkeit 500 Meter betragen und daher seine Rasanz sehr groß sein; das Gewicht der ganzen Waffe gilt für nicht größer als das des Grasgewehres. Bei uns wurde bisher das Mausergewehr mit einer Mehrladevorrichtung in Form eines.Patronenmagazins versehen, welches im Schafte unterhalb des Laufs ein Rohr von Stahlblech zu acht Patronen enthält. Durch eine einfache Bewegung eines Teils des Schloßmechanismus kam: dieses Magazin in Thütigkeit gesetzt resp. das Gewehr als Einzellader benutzt werden.
In vorstehenden: haben wir die Entwicklung des gezogenen Hinterladers in den kleinkalibrigen Mehrlader darzustellen versucht und hiermit gleichzeitig die Notwendigkeit einer solchen dargethan. Es sei gestattet, znm Schluß darauf hinznweisen, daß hiermit zwar eine neue Periode in der Entwicklung des Znknnstsgewehres beendet sein dürfte, daß jedoch die Waffentechnik noch weitere Ideale zu erstreben haben wird. Die weitere:: Bestrebungen dürsten in erster Linie darauf gerichtet sein, und eine nicht ferne Zukunft es erreichen, daß die Handhabung der Waffe noch so vereinfacht wird, daß die Rückwirkung der Pnlvergase beseitigt resp. ans ein Minimum verringert werden kann. Am praktischten geschähe dies dadurch, daß die Rückwirkung der Pnlvergase dazu benutzt würde, die Ladegriffe zu vereinfachen, so daß die Thütigkeit des Schützen sich ans folgende unvermeidliche Funktionen beschränkte: Füllen des Magazins, Zielen, Abfenern. Der Gewehrkonstruktenr Maxim hat diesen Weg in einen: Oiewehrmodell bereits betreten, dessen Beschreibung vor kurzer Zeit durch einige Blätter ging.
Von allgemeinen: Interesse dürfte auch die Thatsache sein, daß Professor Bruns durch Versuche festgestellt hat, daß der Charakter der Schußwaffen der Kleinkalibergewehre aus alle Entfernungen viel günstiger sei, als bei den bisherigen Geschossen. Bei Fernschüssen nehmen die Splitterungen der Knochen immer mehr ab, indem die Wunden stehen, den reinen Schnittwunden gleichen und sonnt die besten Heitnngsbedin- gnngen bieten. Die Mantelgeschosse selbst erleiden sehr wenig Veränderungen, am wenigsten die mit Stahlmantel; somit würde das neue Kleinkalibergewehr nicht nur die beste, sondern zugleich die humanste Waffe darstellen. In den letzten Tagen sprachen auch die Blätter von der Verwendung eines nenen Stoffes für Gewehraeschosse, des sogenannten Wolfframmetalls, welches vor dem Blei den Vorzug eines erheblich größeren Eigengewichts und sehr bedeutender Härte haben soll. Dasselbe würde also bei einer sehr bedeutenden Qnerschnittsbelnstung des Geschosses und großer Anfangsgeschwindigkeit eine gestreckte Form der Flugbahn begünstigen und bei seiner großen Härte
Deutschland.