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Deutschland.
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Dieser Grundriß bietet nicht nur für die dramatische Darstellung durch Vorderbühne nnd Hinterbühne, sowie durch praktisch angebrachte Erhöhung eines Teiles der Seene drei und mehr verschiedene Schauplätze zu gleicher Zeit und damit eine Mannigfaltigkeit scenischer Möglichkeiten, wie sie unsere allgemein gebräuchliche moderne Bühne auch nicht im entferntesten' besitzt: erbietet auch zugleich der schauspielerischen Kunst besondere Vorteile; ja, diese alte, an die mittelalterliche Mysterienbühne sich anschließende Scene kann bei geschickter Fortbildung die allzu große Tiefe unseres modernen Theaters überflüssig und damit den Schauspieler iu der Ausübung seiner Kunst wieder selbständiger nnd zu mannigfaltigeren künstlerischen Wirkungen geschickter machen. Es läßt sich gar nicht leugnen, daß gerade der Schauspieler durch die Überwucherung des Ausstattungs- Wesens an unseren Bühnen am meisten in der Ausübung seiner Kunst geschädigt wird, viel mehr noch als selbst der Dichter. Rede und Mimik mußten in ihrem Eindrücke auf den Zuschauer zurücktreteu gegenüber einer Pracht, wie sie beispielsweise von den Meiningern im „Julius Cäsar," „Fiesko," der „Jungfrau von Orleans" nnd anderen Dramen entfaltet wurde. Dennoch haben unzweifelhaft zuerst die Meininger eine zeitgemäße und weise Fortentwickelung der alten Mysterienbühne gezeigt. Im ersten Aufzuge des „Fiesko," sowie im scenischen Aufbau des Schloßhofes bei „Macbeth" haben sie die Form des drei- und mehrfachen Schauplatzes der alten Shakespeare-Scene geradezu mustergültig weiter zu bilden verstanden. Auch der gegenwärtige artistische Leiter des Berliner Hofschauspiels, Otto Devrient, hat schon iu der Mitte der siebziger Jahre bei seiner Neuinsccnieruug des Goethcschcn „Faust" als Mysterium sehr ähnliche Anschauungen und Grundsätze thatsüchlich dnrchzuführen versucht. Es rst also durchaus nichts besonderes Neues, was wir gegenwärtig ans dem Münchener Hostheater unter der Leitung des Frciherrn von Perfall erleben. Dagegen ist es vielleicht nicht ganz ohne Bedeutung für die Entwickelung unseres Bühncnwesens, daß eine der ersten deutschen Theaterleitungen durch diese Aufführungen das unzweideutige und für alle Welt sichtbare Eingeständnis macht: So wie es bis jetzt gegangen, geht es nicht weiter.
K e r o i c a.
Von
Carl Kleibtreu.
(Fortsetzung.)
V.
Gottesacker.
Schnee, Schnee. Eilt weißes Leichenlaken bedeckt die Erde. Darin ein Kirchhof, der Kirchhof von Eylan. Blut, Blut. Ganze EorpS verschwinden mit ihren Adlern im Schneegestöber, dessen Blendung sie ins Kartätschseuer der Russen beim ersten beleuchtenden Sonnenblick mitten hineintreibt. Gräßliches Schlachtgeheut der fechtenden Mongolen, welche ans den Fenstern erstürmter Häuser niedergestochene Feinde haufenweise her- abschleuderu, so daß die Untenstehenden selbst den Tod unter fliegenden Leichen finden. Ab und zu trügt der Schueewiud ein schwaches „IN avant!" herüber, wenn die Acarschülle ihre weichenden, zusammenschmelzenden Regimenter zu neuem Vorstoß anseuern.
Holla, die Windsbraut! Gelbe Husarenpelze, polnische Ulanen-Tschakos - die russische Reiterei bricht vor, alles über den Hansen rennend. Grad' auf den Kirchhof rast sie zu, wo der kleine Mann am Gemäuer lehut, das Fernrohr in der behandschuhten Rechten. Immer näher - - „Die Pferde!" schreit das Gefolge — „Zn Hilfe! Rettet den Kaiser!" will
Besseres die Schwadron der Leib-Gniden heranholen — ein Bataillon der Alten Garde neben dem Kirchhof bildet Viereck, man sieht die hohen Bürenmützen durch das Schneegestöber in dichten Wänden wie eine Granitmauer sich abheben — aber Er winkt ungeduldig ab: „Es ist nichts." Einen gleichgültigen Blick wirft er auf die heranschuaubende Wetterwolke, während das Gefolge atemlos der drohenden Gefahr entgegenstarrt, dann haftet sein Auge wieder unbeirrt am Fernrohr, in die Weite spähend — er hat mit einem Blick bemessen, daß die vorstürmende Reiterei in Unordnung gerät, daß die Pferde straucheln nnd taumeln, kurz, daß ihre Flugkraft sich matt erschöpfte. So ist's, sie machen kehrt, sie traben zurück — sieht's nicht aus, als bräche sich der Reitersturm an der einsamen Gestalt des kleinen Mannes, vor seinem weltgebietenden Auge, wie durch Zauberscheu gebannt? — Ein betäubendes „Vivo 1'Lm- p6i-6ur!" zerreißt die trübe, dicke Luft. Die Garde hält unerschütterlich stand, Davousts Batterieen gießen Lavaströme von den Höhen, deren glühendes Eisen die russische Zähigkeit zerrüttet. Springende Pulverkasten zerstreuen ganze Massen wie Mückenschwürme auf dem Felde. Doch was kommt da drüben mit klingendem Spiel und wehenden Fahnen? Was stemmt sich todesmutig dem siegenden Davoust entgegen? Welches russische Corps? Man erkundige sich! Wie, ist's möglich? Preußen? Die Preußen von Jena nnd Auerstädt? Also doch
noch nicht ganz zu Ende?-Was, und kein Sieg? Keine
Fahnen, Geschütze, Gefangenen? Werden diese uns denn keinen Nagel zurücklassen? — — O, dies Schlachtfeld von Eylan! Alles Schnee, alles Blut. Ungeheure Leicheugrubeu, in den Schnee gehöhlt, Tote, Sterbende, Verwundete noch lebend durcheinander geworfen, alles ein Hansen von röchelndem Kot. Ach ja, das Bulletin . . . das ist heute unangenehm, aber man muß es schreiben . . .
„Dies Schauspiel ist eigens gemacht, um Fürsten Liebe zum Frieden und Abscheu vor dem Kriege einzuflößen." Ja natürlich, ich werde Frieden schließen . . . welche Blicke, welches Murren! Was. sogar Flüche? Meine Kohorten wollen nicht mehr, wie es scheint . . . Nun, noch einen großen, glänzenden Sieg, dann wird man ja sehen . . .
„Wo haben Sie Ihre Grenadiere gelassen, Marschall Augerean?"
„Sire, sie find alle für Eure Majestät umgekommen."
„Herr, scheren Sie sich znm Teufel! Antwortet man mir so? Schweigen Sie, Tölpel, Dnmmkopf! Sie verlassen die Armee, verstehen Sie, Sie sind zur Disposition gestellt . . ."
„Sire, vom Fieber geschüttelt, Hab' ich mich aufs Pferd binden lassen . . . meine Divisionäre sind gefallen, ich selbst verwundet . . . wir haben unsere Pflicht gethan, wenn auch Unglück gehabt ..."
„Schweigen Sie! Das Unglück ist eine Dummheit. Ich brauche nur glückliche Generale . . . Kein Wort mehr, Sie sind ein Unverschämter ..."
„Sire, die schönen Tage von Castiglione, als ich dem General Bonaparte ..."
„Ah Teufel! Dieser Mensch scheint ein Märchenerzähler, er erzählt Anekdoten ans alter Zeit . . . es giebt keinen Bo- naparte, mein Herr, sondern nur einen Napoleon. Ja, ja, Sie haben sich mal ausgezeichnet, dafür hat man Sie auch zum Herzog von Castiglioue gemacht. Aber jetzt . . . man sende