Nr. 3
Berlin W„ den 13. IV. 1891.
Hochgeehrter Herr!
Nun, wo „Unwiederbringlich" in der „Rundschau" sich seinem Ende naht, 9 gehorche ich nur einem Zuge meines Herzens, indem ich Ihnen noch einmal für dieses Werk danke, welches unsrer Zeitschrift für alle Zeiten zur Ehre gereichen wird. Ihre Vorhersage hat sich bewährt: das Ende hat mich um so stärker bewegt, weil ich hier genau verfolgen konnte, wie Sie die Wirklichkeit eines Lebensvorgangs in die höhere Wahrheit der Kunst übertragen haben. Die Wirkung ist unvergleichlich u. mich, der ihre Genesis kannte, hat sie frappiert, fast wie eine Offenbarung. Ich kann der Versuchung nicht widerstehn. Sie mit der folgenden Stelle aus einem Briefe von Conrad Ferdinand Meyer, den ich dieser Tage erhielt, bekannt zu machen. Meyer schreibt: „Sehr interessiert es mich, Fontane's Roman quasi vor meinen Augen entstehen zu sehen. Man sieht ihn bauen. .Unwiederbringlich' ist wohl das Vorzüglichste, was die Rundschau in der reinen Kunstform des Romans je gebracht hat. Feine Psychologie, feste Umriße, höchst lebenswahre Charactere u. über Alles doch ein gewißer poetischer Hauch — aber, selbst von den geschicktesten Händen getrieben, was für eine schwere Maschine, ein Roman! u. wie unser guter sei. Gottfried an seinem Salander gestoßen haben mag!" .... Auch diesen letzten Satz habe ich Ihnen nicht vorenthalten wollen, weil er von Einem kommt, der selber ein Meister ist. „Gottfried" ist natürlich Gottfr. Keller; u. der „Salander" erschien gleichfalls zuerst in der „Rundschau".
Mit der größten Hochachtung ergebenst Ihr D. Julius Rodenberg.
Nr. 4
[3. Juli 1891] 10
Hochgeehrter Herr!
Sie haben die Güte gehabt, auch Ihrerseits den Tag, 1 1 welchen das Wohlwollen meiner Freunde zum Festtage für mich gemacht, durch einen Gruß und Glückwunsch auszuzeichnen. Tief bewegt durch so viel mir bewiesene Theilnahme, spreche ich Ihnen meinen herzlichen Dank aus und bitte, daß Sie diese Gesinnung mir für den Rest eines Lebens bewahren mögen, das, so weit die Kraft reicht, immer den gleichen Zielen gewidmet sein wird. 12
Laßen Sie mich diesem officiellen und allgemeinen Dank noch einen ganz besondren u. persönlichen hinzufügen — nicht am Wenigsten für die gute Nachricht, die Sie mir eben, mit Ihrem Schreiben vom Gestrigen 13 geben. Ein neuer Roman von Ihnen wird mir, wird Herrn Paetel, wird den Lesern — u. Leserinnen der „Rundschau" herzlich willkommen sein. Wir reflectieren auf alle Fälle darauf, der Raum dafür steht Ihnen im nächsten Jahrgang unter allen Umständen zur Verfügung, es käme nur darauf an, das „Wann?" zu vereinbaren, u. diese Vereinbarung wird — wie ich Sie kenne, wie Sie mich ken-
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