Nr. 9
Berlin W„ den 9. Nov. 1891.
Hochgeehrter Herr!
Nur zwei Zeilen, um Ihnen zu sagen, daß ich in der Treibels u. aller Uebrigen amüsanter Begleitung wohlbehalten in Berlin angekommen bin u. Ihnen nun schon dafür dankbar sein muß, daß mir die Reise so kurz geworden (u. dauert doch fast zehn Stunden). Noch liegt die Hälfte des Romänchens vor mir u. ich freue mich darauf; aber die Masse der Geschäfte, die mich hier erwartet hat, wird mich wohl ein paar Tage länger aufhalten. Sobald ich zu Ende bin, melde ich mich wieder; das Schicksal der schönen Corinna liegt mir sehr am Herzen, wiewohl ich auch für die Commerzienraths — beide — ein gewißes faible nicht ableugnen will.
In vorzüglicher Hochachtung
Ihr
D. Julius Rodenberg.
Nr. 10
Hochgeehrter Herr!
Berlin W„ den 18. Nov. 1891.
Eben habe ich Ihre Novelle zu Ende gelesen, u. wiewohl es schon spät ist, will ich Ihnen doch noch in aller Kürze sagen, daß ich entzückt davon bin. Das funkelt u. blitzt ja von Geist u. Leben — u. das Berlinische darin — diese Schmolke, dieser Treibel, dieser herrliche Schmidt — u. vor Allem diese beiden Frauengestalten, diese Feinheit u. Ironie, und dann der eigentliche Grundton des Ganzen, die Tendenz oder Richtung, die Noblesse, mit der ich von Herzen sympathisiere. Entschuldigen Sie die Hast, mit der ich hier Eins über das Andre werfe, ohne die Worte zu wägen oder zu wählen; aber hören Sie aus jedem heraus, welchen Eindruck Ihr Werk auf mich gemacht hat. Daß ich noch allerlei kleine Bemerkungen habe, kommt dagegen nicht in Betracht; ich behalte mir vor, sie mündlich vorzutragen, wenn Sie mir erlauben, Sie zu besuchen, um Ihnen persönlich zu danken u. herzlich die Hand zu drücken. Mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr
D. Julius Rodenberg.
Nr. 11 [Postkarte]
Hochgeehrter Herr!
Darf ich mir erlauben, bei Ihnen mich für morgen (Sonntag) Vormittag gleich nach elf anzumelden? Die Sache hat Eile; denn — Sie werden doch nicht ungehalten darüber sein? — wir wollen mit den Treibels schon im Januarheft 22 beginnen.
B. 21. Nov. 91.
Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener D. Julius Rodenberg.
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