Heft 
(1988) 45
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sollte, schon im März, statt im April beginnen zu können. Dieses würde für Sie wohl keinen großen Unterschied machen, da der Anfang bis dahin doch, nach Ihren gegenwärtigen Dispositionen, druckfertig sein müßte u. überdieß Zeit genug bleibt, uns darüber zu verständigen.

In aufrichtiger Hochschätzung ergebenst

D. Julius Rodenberg.

Nr. 14 28

Hochgeehrter Herr!

Berlin W., den 2. Juli, 1893.

Die Lectüre IhrerKnabenjahre" 211 hat im Ganzen einen angenehmen u. stellen­weis einen sehr starken Eindruck auf mich gemacht. Die Gestalten Ihrer Eltern stehen vor dem Auge des Lesers, als ob sie lebten: hier ist Alles, bis in die kleinsten u. feinsten Züge, vortrefflich. Desgleichen, im Verhältnis ihres Abstandes, die Nebenfiguren, u. Alles, was in die Handlung mit hinein spielt, das Haus u. die Straße, die kleinstädtische Gesellschaft u. vor Allem diese köst­lichen Gesellschaften selber man ist, indem Sie davon erzählen, mitten darin. Aber die Hauptfigur, die Sie sind, flößt mir einiges Bedenken ein. Misverstehen Sie mich nicht: kein Knabe kann liebenswürdiger, offenherziger, (den) in seinen Freuden u. Leiden dem Leser verständlicher u. sympathischer sein, als der in diesen Blättern; u. was ich sage, das sag' ich auch nicht vom Standpunkte des Lesers, sondern von dem des Herausgebers derRundschau["]: so betrachtet aber will mir scheinen, die Entwicklung des Kindes, die Geschichte seiner Unternehmungen zu Waßer u. zu Lande, seine Spiele u. s. w. sei doch wohl ein wenig zu detailliert ausgeführt nicht, so weit es sich um die Ge­schichte des Kindes handelt, versteht sich, wohl aber vielleicht für das Publicum einer Zeitschrift, das eine raschere Bewegung u. mehr Abwechslung verlangt. Hierüber also möcht' ich mit Ihnen sprechen, u. nur soviel gleich im Voraus, daß von einer Aenderung in irgend welchem Sinne keine Rede sein soll noch sein kann; aber ich hoffe dennoch, daß wir, wie bisher stets, uns auch dießmal verstehen u. verständigen werden. Denn Keiner von uns will etwas Unbilliges, u. Jeder ist von dem guten Willen des Andren überzeugt. Es fragt sich nur, wann wir uns sehen können, da ich jetzt am Vormittag ganz besetzt bin. Würde Ihnen im Laufe (der nächsten) dieser Woche mein Besuch (auf ein Viertelstündchen, wie Sie wißen) Nachmittags zwischen 6 u. 7 paßen? Die Perle des (Ganzen) Werkes ist Ihr Vater; dieser Mann hat mein ganzes Herz gewonnen u. Ihre letzte Scene mit ihm mich wahrhaft zu Thränen gerührt, obwohl sie nichts weniger als sentimental ist.

Mit dem Ausdruck aufrichtiger Hochschätzung Ihr ergebener D. Julius Rodenberg

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