Nr. 15
Berlin W„ den 17. Juli 1893.
Hochgeehrter Herr!
Ihre „Kleinen Geschichten" 30 haben mich in ihrer Wahrhaftigkeit, u. dem, was echt Menschliches in ihnen ist, sehr angesprochen. Daß in der letzten 31 noch obendrein so viel echt Berlinisches ist, giebt dem Ganzen <noch> einen Extrareiz, obwohl der alte Wilhelm in seiner Eigenart dicht neben dem alten Professor steht. Es sind Beides capitale Figuren. Also herzlichen Dank dafür; in acht Tagen haben Sie die Correctur.
In dem, was Sie über den armen Wechsler 32 sagen, haben Sie wohl Recht, aber nicht ganz. Es steckte doch ein kleines Talent in ihm, welches in seinem letzten Novellenbuch3 3 einen — wie soll ich sagen, rührenden Eindruck auf mich machte; vielleicht weil ich es las, als der Verf. schon nicht mehr weit von seinem Ende war. Um ihm eine Freude zu bereiten, schrieb ich dann noch ein paar Zeilen 3 4 darüber, die grade gedruckt waren, als ich die Nachricht von seinem Tod erhielt, so daß ihm nicht einmal soviel mehr vergönnt war. In Ihrem Urtheil über Hamerling 35 aber bin ich ganz mit Ihnen einverstanden — u. diesem Mann hat man, wenn ich nicht irre, gestern, in seiner oesterreichischen Heimath, ein Standbild errichtet! Aber nicht Oesterreich allein, ganz Deutschland trägt die Schuld davon.
In den nächsten Tagen will ich nun Ihre „Knabenjahre" noch einmal gründlich vornehmen u. Ihnen alsbald Bericht darüber erstatten.
In vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener D. Julius Rodenberg.
Nr. 16 36
Berlin W„ den 23. Juli, 1893.
Hochgeehrter Herr!
Nachdem ich das MS. Ihrer „Kinderjahre" noch einmal von Anfang bis Ende durchgegangen bin, will ich den heutigen Sonntagmorgen benutzen, um Ihnen das Resultat mitzutheilen. Das Ganze zu bringen — es würden reichlich acht Bogen der „Rundschau" sein — ist, aus den Ihnen mündlich angegebenen Gründen nicht wohl thunlich. Ich habe nun die Capitel ausgesucht, die mir für die Publication in einer Zeitschrift als die geeignetsten erschienen sind u. doch auch, wie Sie bemerken werden, einen gewißen inneren Zusammenhang u. Fortgang nicht vermißen laßen. Es sind die folgenden:
I. Meine Eltern.
S. 1-31.
(Mit Ausladung von S. 20 u. 21, bis „Um eben diese Zeit" u. auf S. 22 der Zeilen „Eh nicht Blut kam".)
II. Die Stadt, ihre Bewohner u. ihre Honoratioren.
S. 74-164
(Die Stelle S. 86 u. 87 vom „Zahnausziehen" 37 müßte fortbleiben.)
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