Heft 
(1889) 20
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Deutschland.

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geleitet. Was zurückbleibt, ist mit Ausnahme unbedeutender Wandbelege ein totes Zellgerüst aus Stoffen, die erst durch eine lauge Umwandlung und die Berwesungsvorgänge im Boden wieder für spätere Geschlechter nutzbar gemacht werden können. Unsere ein- und zweijährigen Gewächse bringen es nur zur einmaligen Samenreife und erschöpfen sich mit derselben derart, daß sie sofort danach jegliche Lebensäußerung einstellen und als natürliches Papier ihr Dasein beschließen. Unsere Holz- Pflanzen zeigen größtenteils die unserer Landeswitterung und dem Wechsel der Jahreszeiten angepaßte Erscheinung der bloßen Sommergrüne und des herbstlichen Laubfalls. Tie Blätter, die nach den ersten Nachtfrösten der Herbstwind zu Boden fegt, sind tot und entfärbt; was noch brauchbar und lebensfähig in ihnen war, ist lange vorher schon in Rinde und Knospen ge­wandert; und nichts geht der Pflanze verloren, was sie zu weiterem Wachstum Hütte brauchen können. Die Nadelhölzer unserer Gegenden, mit Ausnahme der ihr Grün gleich dem Laubwald abwerfenden Lärche, uud die immergrüueu Laub­bäume wärmerer Länder verhalten sich anders. Da die letzt­jährigen Blätter bei ihnen bis zur erfolgten Neubekleidung und noch darüber hinaus stehen bleibeit, brauchen sie auch ihre Vorräte uicht vorher abzugeben, und dienen selbst als Speicher, wenn auch nur nebenbei, für die Stoffe, die erst im folgen­den Wachstumsabschnitt der Pflanze zur Verwendung kommen sollen.

Von dem Verhalten der Pilze und anderer Schmarotzer des Pflanzenreiches ist hier nicht im besonderen die Rede ge­wesen, da sie sich zwar in der Art ihrer Nahrungsaufnahme, aber nicht bezüglich der Beschaffenheit der von ihnen beim Wachstum schließlich verbrauchten Stoffe von den übrigen Pflanzen unterscheiden, und daher auch ihre Vorratskammern auf gleiche Weise bilden und dieselben Stoffe in ihnen auf- hänfen. Beispiele solcher Vorratskammern sind bei den Pilzen u. a. die sogenannten Hartkeime oder Sklerotien. Die bekann­testen derselben sind die schwarzen, dem Landwirt verhaßten Mutterkörner" des Pilzes, der den botanischen Namen Olavi- 66^8 purpursa führt.

Im einzelnen sind die Stoffe, die überhaupt in den Pflanz­lichen Vorratskammern angesammelt werden, ziemlich verschie­dener Art, besonders unter den Wasserkohlenstoffen. In den Zwiebeln finden sich diese häufig iu der Gestalt von Trauben­zucker, wie bei der gewöhnlichen Küchenzwiebel; oft aber auch in der der Stärke: so bei der Tulpe. Eiweißverbindungen müssen stets außerdem vorhanden sein, und sie treten in den verschiedensten Arten des Vorkommens auf. Auch die Fette sind gewöhnlich vorhanden, doch ist ihre Menge auch oft nur gering, besonders wenn die Wasserkohlenstoffe reichlich vertreten sind. Umgekehrt können diese bei großen! Fett- oder Streich- , tum selbst vollständig fehlen, wie in vielen Samen. Die Samen ! des Wunderbanms (Ricinus), die Kerne,, des Kürbis, die Man- ! deln enthalten nur Eiweißstoffe und Ol. Wo aber Kohlen- ! wasserkörper Vorkommen, sind die gewöhnlichsten außer der ! Stärke verschiedene Zuckerarten, ferner Alantstosf (Inulin) und ! selbst Zellstoff l Wandstofs, Cellulose). So erfüllt sich die ^ Runkelrübe mit Rohrzucker; die Knollen der Sonnenrosen und Dahlien (Georginen) häufen Alantstofs an, und die steinharten Kerne der Dattel und der Steinnuß, die das sogenannte pflanz- ! liche Elfenbein liefert, verdanken ihre feste Beschaffenheit den dichten Massen Zellstoff, welche beim Keimen irr Zucker ver­flüssigt und dann erst verbraucht werden.

Nicht unerwähnt darf bleiben, daß erfahruugsmäßig die Baustoffe iu den natürlichen Speichern nicht jederzeit durch Wärme und Feuchtigkeit zur Umwandlung und Verflüssigung gebracht werden können. Man kann nicht Kartosselknollen schon im Herbste zum Austreiben bringen, und auch viele Samen müssen selbst nach der Reife erst eine längere Zeit der Ruhe durchmacheu. Es scheint, daß diese Zeit notwendig ist, um ge­wisse, in sehr kleinen Mengen vorkommende, aber nie ganz fehlende Gärstoffe (Fermente) zu bereiten, die es erst er­möglichen, die ungelösten Speicherstoffe in eine lösliche Form I

zu bringen. Auf die Wichtigkeit derselben und auf ihre wahr­scheinliche Bedeutung als Ursache mancher Verzögeruugserschei- nungen im Pflanzenleben hat besonders Professor Sachs zu Würzburg aufmerksam gemacht. In den keimenden Samen werden sie offenbar von den Keimblättern selbst ausgeschieden, um an Ort und Stelle ihr Lösungswerk zn verrichten, gleich­wie es die Wurzeln vieler Schmarotzer thun, uni in das Ge­webe ihres Wirtes einzndringen.

Die Nahrungsspeicher sind schließlich nicht die einzigen Vorratskammern, mit denen die Natur im Pflanzenreiche ar­beitet., Von den andersartigen verdienen hier vor allem noch die Wasserspeicher Erwähnung, die von steppeuwüchsigen Pflanzen iu den Laubteilen angelegt werden, so daß auch diese die trockene Zeit überdauern können. Sie bilden ein besonderes Wassergewebe, welches sich iu der Regenzeit vollsaugt und daun ein genügendes Maß von Feuchtigkeit enthält, um deu ober­irdischen Leib von der einen bis zur anderen Regenzeit hin­reichend zu versorgen. Natürlich findet dabei iu der Trocken­zeit nur ein sehr geringes Wachstum statt; denn ein solches wäre nur mit größerem Wasserverbrauche denkbar. Es handelt sich hier darum, daß die grünen Teile nur überhaupt erhalten bleiben; daher sind diese letzteren auch iu ihrer Form möglichst zusammeugedrängt uud gerundet, um die verdunstende Ober­fläche zu verkleinern. Jedermann kennt die dickblättrigcn Fett­oder Saftpslanzen, die auch bei uns ihre Vertreter an trockenen Standorten, wie Dächern, Felsen uud Mauern, habe»; die bm kannte Fetthenne, der Mauerpfeffer (lMckunO und die verschie denen Arten Hauswurz oder Dachwurz (Kengmi-viviiilU gm hören hierher. Die ausgeprägtesten aller solch wasserspeichern­der Pflanzen sind aber ohne Frage die KaktusgcwÜchse und Fackeldisteln Amerikas, sowie die fleischigen Wolfsmilchbäume Afrikas und Indiens. Die ersteren bewohnen alle geeigneten Gegenden Süd- und Mittelamerikas, erreichen aber ihre arten­reichste Entfaltung auf den trockenen Hochebenen Mexikos. Bei ihnen fehlt das eigentliche Laub gänzlich; statt der Blätter finden sich trockene, harte Wehrstacheln; aber der Stamm und die Zweige sind fleischig und grün geworden, und bei vielen selbst blattartig verbreitert. Sie bergen in ihrem Innern das ausdauernde Naß, an dein sich auch Menschen nnd Tiere er­laben, wenn sie sich vor den Stacheln nicht scheuen.

Und nicht umsonst ist Mexiko gleichzeitig die Heimat der lebenszühen Agave, deren Blnttsaft gegoren die Pulke, das dortige Landesgetränk als berauschende Ergänzung zur gleich­falls einheimischen Ehvkolade liefert. Diebittre Aloe" aber, deren Arten von denen der Agave im nichtblühenden Zustande schwer zu unterscheiden sind, hat zur Heimat die Kaplande, die wir als Hauptsitz der Zwiebelgewächse kennen lernten.

Gel'Omnisb' öer Spiritälcii.

Voll

Hildegard Mljon.

Vorbericht des Herausgebers.

Verfasserin der Geheimnisse der Spiritisten war in der Stadt und auf dem Lande, in Nord- und iu Süddeutschland viele Jahre als Medium thätig. Aufgefordert, den reichen Schatz ihrer Erfahrungen auch der Minderheit zuzuwendcn, welche dem Spiritismus we­der verfallen ist, noch die für ihn wünschenswerten, bescheidenen Geisteskräfte besitzt, hat die erfahrene Dame ihre Erinnerungen niedergeschriebcn uud uns mit dem beifolgenden Begleitschreiben zur Verfügung gestellt:

. . . Mir ist jetzt schon alles ganz egal. Die Kon­kurrenz unter deu Medien ist zu groß, uud selbst ganz un­gebildete Frauenzimmer suchen damit auf ehrliche Weise ihr