zeihen würde. Deshalb, da Beides neben einander nicht gebracht werden könnte, möcht' ich mit dem Tunnel gern im Juniheft abschließen u. es davon abhängen laßen, wie viel wir von den letzten Capiteln noch geben — aber, wie gesagt, Hesekiel unter allen Umständen.
Nun zur Beantwortung Ihres Schreibens vom Gestrigen übergehend, muß ich in aller Aufrichtigkeit sagen, daß es für Spielhagen's Aufsatz 55 keinen ungeeigneteren Ort geben könnte, als die „Rundschau". Sie wißen, u. ich brauche nicht erst bei dieser Gelegenheit es Ihnen auszusprechen, wie hoch ich die „Effi Briest" stelle; das Gleiche wißen Sie von unserem Publicum, das sich in zahlreichen Stimmen darüber hat vernehmen laßen. Aber grade der maßgebende Theil dieses Publicums, so wie ich es nun aus bald zweiundzwanzig- jähriger Erfahrung kenne, würde eine solche Publication unbegreiflich finden; u. (selbst) auch Diejenigen, denen sie interessant oder selbst berechtigt erscheinen möchte, würden sich wundern, sie in der „Rundschau" zu sehen. Freuen wir uns, daß wir eine „Effi Briest" haben; aber verderben wir Niemandem die Freude daran, indem wir dem alten Herrn von Weimar Eins auswischen. Denn schließlich kann der Vergleich doch nicht beim Technischen stehn bleiben, oder wird es wenigstens nicht in der Empfindung der Leser; u. um Alles mit Einem Worte zu sagen, so hat für mich schon der bloße Versuch einer Zusammenstellung in solcher Absicht etwas Widerstrebendes, das ich nicht zu überwinden vermöchte.
Ihr Gefühl bei der Sache hab' ich zwischen den Zeilen heraus gelesen; seien Sie mir nicht böse, daß ich (der ich nach keiner Seite hin zur Rücksichtnahme verpflichtet war) dem meinen offnen Ausdruck gegeben habe.
Ihr Sie aufrichtig schätzender
D. Julius Rodenberg.
Nr. 23 [Postkarte]
Berlin, 20. Febr. 96. W. Margarethenstr. 1
Hochgeehrter Herr Doctor!
Ich habe mich eben köstlich an u. mit Ihrem H. Smidt 511 amüsiert — gleichfalls mit einer Art von Schuldgefühl. Denn auch ich habe unendlich viele Gläser Punsch (mehr als in meinem ganzen späteren Leben zusammen) in diesem Hause getrunken, in das auch ich durch den trefflichen Hesekiel 57 (im Anfang der sechziger Jahre) eingeführt worden bin. Alles, Mutter u. Tochter, 58 das Schreib- u. das Eßzimmer, u. Hesekiel im Sopha, u. den Thier-Wolff 59 auch (dessen Bild jetzt bei Huth über seinem ehemaligen Stammtisch hängt) — Alles hab' ich wiedergesehen, als ich Ihre von guter Laune sprudelnden Seiten las u. mich nur darüber gewundert, daß wir uns nicht dort schon begegnet sind Ich freue mich nun sehr auf das Weitere.
Vielen Dank für die heutige Karte! 60
Mit vorzügl. Hochachtung Ihr D. Julius Rodenberg.
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