Heft 
(1889) 22
Seite
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Deutschland.

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gleichen Überzüge und Laken, wenn sie mir eine Nacht van einem Reisenden in Benutzung waren, einzusprengen, feucht zu falten und zu pressen. Diesem letzten Mißbrauch müßte ganz entschieden gesteuert werden, da sich die Pilze mancher Krank­heiten auch im Schweiß Nachweisen lassen und daher eine direkte Ansteckungsmöglichkeit von Person zu Person durch diese ungenügend gereinigte Bettwäsche thatsüchlich vorhanden ist. Wäre auch eine solche ausgeschlossen, so tritt noch bei dem Ge­brauch jener Mundtücher und der Bettwäsche der Gedanke an das Unappetitliche und Unästhetische in den Vordergrund, wel­cher sich jedem aufdrängen muß, wenn er sich, nichts Böses ahnend, mit einem Tuche den Mund reinigt und nachher in demselben die Wahrzeichen seines Vorgängers entdeckt. Für die Gasthöfe wären in hygienischer Beziehung überhaupt viel weitergehende Vorschläge nötig, z. B. die Herstellung der Bett­gestelle und der Matratzen ans leicht zu reinigendem Material. Als einfachste Anforderung jedoch für die Säuberung der Mund­tücher und Bettwäsche in den Gasthäusern ist regelmäßige Wa­schung mit Auskochen jedes einmal gebrauchten Gegenstandes anfznstellen. Besonders ans das Kochen muß Wert gelegt werden, da unsere neuesten Desinfektionsverfahren darauf be­ruhen, die zu desinfizierenden Gegenstände strömendem Wasser­dampf von über hundert Grad Celsius eine gewisse Zeitlang ansznsetzen oder eine Zeit in kochendem Wasser liegen zu lassen, da durch beide Methoden sämtliche in den Dingen etwa vor­handene Mikroorganismen sicher vernichtet werden.

Wenn ich oben noch die Aufbewahrung der in den Gast­häusern für die Gäste vorhandenen Wüsche erwähnte, so meine ich hiermit besonders die Aufbewahrung der Mundtücher. Wäh­rend eines Aufenthaltes in einer anderen großen Stadt be­merkte ich in einer hauptsächlich für das Einnehmen des Mit­tagessens bestimmten Gastwirtschaft einen großen Berg von gebrauchten znsammengerollten Mundtüchern, deren jedes mit einem verschieden gestalteten Ringe versehen war. Der Zweck dieser Einrichtung sollte der sein, daß jeder Stammgast jedes­mal nur das von ihm selbst bereits benutzte Mundtuch wieder vorgelegt erhalten sollte; wenn auch dieser Zweck hierdurch wohl erreicht wird, so gewähren doch die Ringe auch nicht den geringsten Schutz der Übertragung der ich will nur sagen Unsanberkeit des einen Mundtuchs ans das andere, ganz ab­gesehen von der eben geschilderten Gefahr, welche die Nach­barschaft des Mundtuchs eines kranken Menschen für die in der Ümgebnng dicht anliegenden bietet. Ein sehr einfaches Verfahren ist geeignet, die Tücher selbst beim Anfeinanderlegen doch von jeder Berührung fern zu halten, indem man jedes Mundtuch mit einem genügend großen Stück Zeug nmgiebt, welches an der dem Tuch zngekehrten Seite ans leicht zu rei­nigendem Wachstnchstofs besteht und außen mit Buntdrnckmnster versehen oder auch schwarzgefärbt ist, ein Stofs, welcher jetzt überall billig käuflich ist. Über diese Hülle kann dann der be­treffende Ring gezogen werden. Diese Einwickelung der Mund­tücher sollte, beiläufig bemerkt, auch für deren Aufbewahrung in den Familien in Anwendung gezogen werden.

Die den Wirten durch die Abstellung der genannten Miß­stände verursachten Kosten würde das in den Gasthäusern ver­kehrende Publikum znm Teil wohl gern tragen, oder viel lieber ansstilvolle Einrichtung" und prächtige Hansfa§ade eines Lokals Verzicht leisten, wenn durch zweckmäßige Anlage der baulichen Einrichtungen und gründliche Reinigung aller Ge- brauchsgegenstünde eine höhere Bürgschaft für besseren Schutz der Gesundheit gegeben würde.

Wenn ich in meinen Besprechungen bisher nur die Hygiene des in Gasthäusern verkehrenden Publikums größerer Beachtung empfahl, so muß ich noch kurz erwähnen, daß es auch um die Hygiene des Arbeitspersonals irr den Gastwirtschaften, der Kellner, noch an manchen Orten recht traurig bestellt ist. Ab­gesehen davon, daß natürlich auch bei ihnen die oben gerügten hygienischen Mängel der Gastwirtschaften ins Gewicht fallen, ist eine von morgens nenn Uhr bis in die Nacht um zwei Uhr oder noch viel länger selbst an gesundheitlich vollkomme­

nen Orten ununterbrochene Beschäftigung eine zu sehr ausge­dehnte. Wenn auch nicht alle Kellner einer Gastwirtschaft zu so früher Stunde wieder ans dem Postei: zu sein brauchen, so muß es doch ein Teil derselben, und in: allgemeinen ist die für den Schlaf oder erst Erholung bleibende Zeit eine viel zu geringe. Es könnte hier leicht Abhilfe geschaffen werden, wenn fest angestellte Kellner sich zu gewissen Stunden einander nb- lösten. Über die in den Wiener Cafes beschäftigten Bedien­steten, deren fast durchgängig wachsbleiche Gesichter auch vem Nichtarzt Zeugnis ihres Gesundheitszustandes ablegcn, will ich mich hier ebensowenig wie über die in denRestaurants mit Damenbedienung" vorhandenen Kellnerinnen, deren Gesundheit zum großen Teil durch das zwangsweise Vertilgen großer Mengen von Getränken (von oft sehr zweifelhafter Gütel ii: schonungsloser Weise untergraben wird, weiter äußern. Diese Fragen wollte ich überhaupt hier nur ganz kurz berühre«:, da ihre weitere Erörterung zu ausgedehnt werden müßte. Die Abhilfe dieser letztgenannten Mißstände ist ungeheuer schwierig; da sie aber auch ebenso nötig ist, so muß sie geschehen.

mhme MtlM öes HchtllttöachiMers.

Von

Gdnavd r»o» Karrernfeld.

(Schluß.)

Schreib uns Genien zum Lachen/

Gleich. Muß mein Testament erst machen.

Wenn dieStreber" ihr Mesen treiben, Journalisten Komödien schreiben,

Anti-Semiten an Juden sich reiben,

Juden immer dieselben bleiben,

Menn sich die Liebenden entleiben,

Schwache Greise sich beweiben,

Knaben rauchen und Kegel scheiben,

Schlechte Minister am Ruder bleiben

Mer soll da nicht Satiren schreiben.

..'.Ins IüsW

Hamburger Skizze von Ilse Frapan.

Die

ne holsteinischen sind doch immer die besten, ü böhmischen mögen wohl auch gut sein, aber es

sind so viele Spiegelkarpfen darunter, und da füllt das Ab­saugen der Schuppen beinahe weg; und nun gar bei den

Lederkarpfen, die so eine Art zähen Felles haben! Und dam: müssen diese Böhmen auch so lange unterwegs sein, bis sie Herkommen, und zuweilen wird das Wasser in den Fässer«: lau, dann leidet der Geschmack der Fische darunter; oder es

gefriert, und dann stirbt gar einer oder der andere ab. Der branntweingetränkte Bissen Brot in: Munde erhält sie nicht immer an: Leben, durchaus nicht. Nein, bei den Holsteiner«: ist man seiner Ware sicherer. Johann Christian Wobbe führte nur Holsteiner, bezog sie vom Dieksee, wie alle seine Kunde«: oft von ihm gehört hatten. Es ist notwendig, daß man sich ans einen Geschäftsmann verlasse«: könne. Auf Johann Chri­stian Wobbe konnte man sich verlassen, das war gewiß.

Wie er so i«: seinen: weitläufigen Keller stand mit den zehn viereckigen rotlackierten Wasserbehältern, in die fortwährend frischer Zufluß rieselte, während es unten ebenso tropfenweise abfloß,