ein besonderes Gewerbe, als in ihr ausschließlich weibliches Personal tätig war. Sie eignete sich ideal zum getarnten Betrieb von Etablissements mit Schäfer- und Satyrspielen für eine exklusive, hochgestellte Kundschaft, die sich vom Besuch der üblichen Bordelle weniger durch die Moral- als die Klassenschranke abgehalten sah, Repräsentanten einer solchen Kundschaft lernt der Leser in den für die Wunder der Liebe so begeisterten Offiziere Westergaard und Lundbye kennen, die den König nach Frederiksborg begleiten. Sie hindern Pentz einmal, über die Danner einen anzüglichen Witz zu reißen (vgl. 197).
Als die Putzmacherin Rasmussen in die vorteilhafte Lage gekommen war, ihre Schäfer- und Satyrspiele auf königliche Schlösser zu verlegen, da erwachte, angespornt durch ein solches Erfolgsbeispiel, in der weiblichen Jugend der dänischen Bourgeoisie der stürmische Drang, es ihr gleichzutun und die Klassenschranke von der entgegengesetzten Seite, von unten her zu durchbrechen. Hören wir wieder Pentz, anknüpfend an die Geschichte der Düveke-Frauen (vgl. 119) erzählt er Holk:
»Aber so oder so, die Geschichte war schon so gut wie halb vergessen, und man zerbrach sich nicht sonderlich den Kopf mehr über die Düveke, hielt es vielmehr mit anderen, nicht ganz so weit abliegenden Vorbildern, als mit einem Male unsere gute Putzmacherin Rasmussen in eine dänische Gräfin umgebacken wurde. Und wollen Sie mir's glauben, Holk, von dem Tage an ist all das alte Zeug wieder lebendig geworden, und alles, was in Dänemark ein paar rote Backen hat (. ..), das will nun wieder ,Düveke' werden und sich adeln lassen und eine Strandvilla haben und legt die Hände in den Schoß und putzt sich und wartet."
Und wartete natürlich nicht daheim bei den Eltern, wo das Warten wenig Sinn gehabt hätte, sondern auf Skodsborg und anderen vornehmen Sitzen, im Gefolge der Danner. Das war für die jungen »Damen aus der Halle", denen die Prinzessin aus nun erkennbar gewordenem Grunde auf dezidierte Art ungeneigt ist (vgl. 90 f), mit langandauernder Abwesenheit vom Heimatort verknüpft, die den neugierig horchenden und argwöhnisch nachsinnenden Nachbarn ein bißchen erklärt sein wollte. Da machte es sich immer gut, wenn man mit einem, sagen wir, Schiffskapitän verheiratet war, den man auf lange, lange Reisen — nötigenfalls in gelbe Fiebergegenden — zu begleiten pflegte. Derartige Kapitäne haben freilich auch Nachteile. Wenn sie heiraten, schaffen sie es nicht, die Mädchennamen ihrer Bräute amtlich zu löschen. Aber es gibt einen besonderen Fall, wo dieser Kraftmangel gänzlich unverkennbar bleibt: wenn der Name des Kapitäns mit dem der Braut zufällig sowieso übereinstimmt.
Pentz bezog sich mit seiner Düveke-Geschichte ausdrücklich auf die Frauen Hansen: »Ob nun Hansen oder Düveke, macht keinen rechten Unterschied", sagte er. Auch die Auslassung im Zitat von soeben sei jetzt rückgängig gemacht : „ . . . alles, was in Dänemark ein paar rote Backen hat oder gar so hübsch ist wie diese Frau Brigitte mit dem ewig müden Augenaufschlag.. Welchen Grund nun hätte eine einkömmlich verheiratete Kapitänsgattin haben können, in solch einem Kurtisanenwettrennen um Adelshochzeit und Strandvilla mitzugaloppieren? Aber noch immer geht Holk kein Licht auf. Nur Pentz selber wird dessen inne, wie fatal er sich verraten hat, und improvisiert rasch die kontrasuggestive Mär, Hansen stehe immer unter Rum. „Viel sprechen
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