Heft 
(1889) 34
Seite
568
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Deutschland.

34.

Demselben Forscher gelang es mich nachznweisen, wie sich die auffallende Erscheinung denen der allgemeinen pflanzen­weltlichen Lichtwendigkeit einordnet. Zugleich zeigte er, daß man dasselbe in gleicher Ausgeprägtheit bei einer einheimischen, ebenfalls zu den Korbtrügern gehörigen Pflanze beobachten kann, die er denn auch vorzugsweise zu seinen Versuchen be­nutzte. Es ist dies der wilde Lattich (Imatueu 86urio1rch ein Gattnngsverwandter des auf üppigem Garteuboden gehegten Hauslattichs, den wir besser unter dem Namen des Kopf- oder Häuptelsalates kennen. Übrigens meint Stahl wohl mit Recht, daß nach Lenkung der allgemeinen Aufmerksamkeit auf diese Er­scheinungen sich die Zahl der sie darbietenden Gewächse bald erheblich vermehren werde; einige Pflanzen, die sie in gerin­gerem Grade zeigen, führt er selbst schon auf. Auch sie gehören der genannten Pflanzenfamilie an.

Genauere Beobachtungen über die Sonnwendigkeit im allgemeinen haben ergeben, daß bezüglich der Reizbarkeit der Pflanzen kein besonderer Unterschied zwischen dem unmittel­baren Sonnen- und dem gewöhnlichen, zerstreuten Tageslichte festgestellt werden kann, ja daß sich der Einfluß des letzteren in den weitaus meisten Füllen als der überwiegende erweist. Dies ist jedoch nur die Folge davon, daß das Tageslicht im allgemeinen weit öfter und länger einwirkt als die unmittelbare Strahlung der Sonne. Auch Zimmerpflanzen, die sich zum Fenster hin neigen, erhalten ja von dort her den Hauptteil des ihnen zugemessenen spärlichen Anteils an der lebenspendenden Gabe durch Znrückstrahlung aus der Umgebung und dem Luft­raum.

Hiervon bilden nun der deutsche Wildlattich und das ameri­kanische Gummikraut eine Ausnahme durch ihre verstärkte Empfindlichkeit. Ihre Lanbteile äußern eine weit bedeu­tendere Rückwirkung auf unmittelbare Sonnenbestrahlung als auf gewöhnliche Tagesbeleuchtung. Damit ist aber die schein­bar art liehe Abweichung in ihrem Verhalten ans einen bloßen Stärkennterschied zurückgeführt eine Qualität auf eine Quantität: worauf alle naturwissenschaftlichen Erklärungen be­ruhen.

Wenn sich die Sonne im Osten emporhebt, so trifft sie die jugendlichen Blätter der Kompaßgewächse von der Seite her; aus der Kimmung, wie die Seeleute sagen gelehrt heißt esvom Horizonte." Sie folgen der Wirkung des ein­fallenden Lichtes und stellen sich quer, die Flächen dem Tages­gestirn zugewandt. Höher und höher steigt die Sonne am Himmel; anfangs folgen die Blätter ihrem scheinbaren Laufe; bald aber nicht mehr. Denn mit dem höheren Stande erhöht sich auch rasch die allgemeine Licht- und Würmewirkung ans die Erde, wegen des steileren Einfalls sowohl als wegen des kürzeren Weges durch den aufsaugenden Luftkreis. Die Ver­dunstung der Pflanzen wird gesteigert; damit nimmt ihre Wachs- tumsstürke ab. Denn das Wachstum beruht in letzter Reihe auf dem inneren Wanddruck, den die durch die Aufsaugung ans dem Boden vermehrten Zellsüfte aus ihre Umhüllungen üben; unter seinem Einfluß dehnt sich und streckt sich der Pflanzenkörper, weil die vermehrte Spannung jede einzelne Zellhaut streckt und dehnt. Die Zufuhr der von der Wurzel aufgenommenen Bvdensüfte wird gerade durch die von der ausgehenden Sonne ausgehende Verdunstung erhöht, und da­durch eben die zum Wachstum nötige Zellspannung hervor­gerufen; aber nur eine müßige Verdunstung läßt es bei dieser Wirkung bewenden. Wird sie ausgiebiger, so deckt die Thü- tigkeit der Wurzel nicht mehr in demselben Maße den Ver­dunstungsverlust, die Zellwände erschlaffen, und bei besonders starker, andauernder Sonnenstrahlung lassen dies auch viele unserer Bäume und andere Gewächse äußerlich durch die be­kannten Anzeichen des Schlafs- und Welkseins erkennen; folgt dann auf einen heißen Sommernachmittag die nbkühlende Wir­kung des Abends, so heben die welkgewordenen Blätter und Blüten wieder die Häupter empor; die Wurzeln haben das Versäumte eingebracht und geben jetzt wieder mehr, als ihrem Mntterkörper genommen wird. Darum eben ruht das

eigentliche Wachstum am Tage fast ganz, und um so mehr, je Heller und trockener es ist; in der Nacht ist der Wanddruck der Zellen am stärksten. (Schluß folgt.)

Den Bühnen gegenüber Manuskript. Alle Rechte Vorbehalten.

Aexenfsng

Lustspiel in einem Akt von Kcrns Köpfen.

- (Schluß.)

11. Svene.

Die Vorigen. Stimmen des Volkes vor der Thür. Später Marie, Weihbrunnkessel und Weihwedel in der Hand.

Volk l hinter der Seenei. Hexen heraus!

Stürmt das Haus!

Marie «noch hinter der Scene). Mich laßt zum Meister gehn allein!

Volk. O nein, v nein!

Hör' nur, wie's lärmt

O bleib' heraus

Der Satan schwärmt In Alberts Haus

Den Kolms stach Sein böser Blick

Dem Doktor brach Er das Genick.

Geh' nicht hinein!

Dein Tod wird's sein!

Marie (auf der Schwelle). Die Liebe fürchtet weder Tod noch Pein.

Volk (von unten». Geh' nicht allein! Welch Wagestück!

Marie. Es soll so sein! Ihr bleibt zurück! (Tritt ein und verriegelt hinter sich die Thür.)

(Die Stube besprengend, vortretend.) Man sagt, Tu seift irr Nöten, weiser Meister;

Alan sagt sogar, es spuke hier im Halts.

Doch eine reine Magd bannt alle bösen Geister Und treibt aus Seel' und Hans den Bösen aus.

Albertus. Mir ist, als ob ein Engel mir erschiene.

O, reinige mich von allem Sündengrans!

Sei gnädiger mit mir, als ich verdieile!

Marie (die Hexen besprengend). Hillalls mit Euch Unweib liehen! Hinaus!

Rebekka (sich des Weihwassers erwehrend). Weg mit dein Wasser!

Lieber Höllenpein!

Kob ns (auf dem Herde sitzend). Kühlt Euch das ab?

Theresia (ganz zusanmlenschrumpfend). Mir schlottert

das Gebein.

Kob ns (hält jeder einen Stein vors Gesicht, spottend). Wollt Ihr, Euch zu erwärmen, keilten Stein,

Den ich vorhin, mich zu verteidigen, jach Von diesem schauerlichen Herde brach,

Als Ihr mich in der glüh'nden Asche rolltet Und ganz gemütlich schmoren wolltet?

Sie sind noch heiß!

Theresia. Weg!

Rebekka (den einen Stein ergreifend und daran schnuppernd).

Nicht doch, liebe Base! . . . Riech' doch mal dran . . . (Reicht ihr den Stein.)

Theresia (schnuppernd). Wo hatt' ich meine Nase!

Rebekka (den andern Stein vor die Nase nehmend). Alertst was? Darüber ist der Saft geronnen . . .

Theresia (treudig einsallend). Der, was er netzt, emporhebt!