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Deutschland.
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Erwägt man dies alles, so stellt sich das Verhältnis zwischen Pilz und Alge in der Gallertflechte, wie folgt. Die Alge, als grüne Pflanze, zersetzt mit Hilfe des Lichtes Kohlensäure und erwirbt auf diese Weise Kohlenstoff für den gemeinsamen Haushalt, den sie zunächst, wie es die Grünzellen aller Pflanzen thun, verbunden mit Wasserstoff und Sauerstoff in der Gestalt von Stärke ablagert. Welche stofflichen Umwandlungen mit diesem Ersterzengnis dann weiter Vorgehen, ist hier gleichgültig. Dagegen ist sie durch den sie umspinnenden Pilz selber von der unmittelbaren Aufnahme der im Wasser gelösten Nährsalze aus dem Boden abgeschlossen; sie ist also gerade durch die Gemeinschaft mit ihm schon nicht mehr im stände, alle ihre Lebensverrichtungen selbständig zn besorgen. Dies schadet nichts; der Pilz tritt für sie ein. Was er ihr auf der einen Seite nimmt, ersetzt er ihr ans der anderen Seite; und er thnt dies reichlich, indem er gewissermaßen künstlich eine Wurzel für sie abgiebt, die ihr sonst fehlt. Die Pilzfüden nehmen leicht Feuchtigkeit auf; sie führen der Alge die Nühr- salze des Bodens zu, benutzen sie aber dafür als Bereiterin der Eiweißstoffe, welche sie aber erst ans diesen Nührsalzen in Verbindung mit der von ihr selbst gebildeten Stärke Herstellen kann. Ja, sie liefern der Alge sogar die sin die Stürke- bildung notwendige Kohlensäure, indem sie diese selbst bereiten; denn im Verlaufe ihres tierischen Stoffwechsels atmen sie sie ans. Darum hinwieder schadet der Alge die verhältnismäßige Abschließung von der Luft nicht, unter der sie sich durch den Pilz befindet. Zugleich schützen die Pilzfüden sie gegen Anstrocknung sowohl wie gegen Verletzung, und schließlich dringen sie in die Unterlage, oft hartes Gestein, ein und sorgen für Befestigung des Ganzen.
Bon den durch solches Zusammenwirken gebildeten Eiweißstoffen aber lebt und wächst sowohl Pilz als Alge; denn ihre Zellhänte sind so innig aneinander gelegt, daß die Baustoffe zur Ergänzung ans den Zellen des einen Teils in die des andern und umgekehrt gelangen können, als wären es nur verschiedene Gewebe derselben Pflanze. Die ursprünglich von der Alge herrührenden Gallertmassen tragen auch noch dazu bei, in vorkommenden Füllen viel Feuchtigkeit auf einmal aufzunehmen und sich, einem Schwamme ähnlich, mit Wasser voll- zusangen; außerdem erhöht die Quellung desselben aber auch die Dnrchscheinigkeit des Ganzen und erleichtert das Hinzn- treten des Lichtes zu den grünen Zellen.
Nach alle diesem scheint es, als ob zwar, wenn die Alge sich einmal in der Vergesellschaftung mit dem Pilze befindet, sie durch ihn nicht geschädigt wird, auch gewisser Vorteile genießt; daß sie aber ebenso auch ohne ihn würde aus- kommen können. Man möchte meinen, die Dienstleistungen, die er ihr erweist, seien ihr erst durch die Verbindung mit ihm notwendig geworden und Hütten daher keinen unbedingten Wert für sie, so daß er dennoch als bloßer Schmarotzer zn betrachten wäre.
Aber dieser Schein trügt. Wohl kann die Alge auch ohne den Pilz leben, aber sie kann es nicht an jedem Orte.
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Ich habe bisher nur von den Gallertflechten gesprochen, weil diese sich durch die in ihnen herbergenden Rosenkranzalgen am besten an das erstgeschilderte Verhalten der Azollen anschließen. Es bleibt nunmehr nur hinzuzufügen, daß das,
der Schmarotzer ist die gewöhnliche Leimmistel; wie alle nach ihrer Art lebenden Pflanzen besitzt sie eigenes Blattgrün, mit Hilfe dessen sie sich die nötigen Baustoffe aus der umgebenden Luft selbst bereitet. Die vollständigen Schmarotzer dagegen sind bleich, wie die Pilze, und haben die Blätter, die ihnen bei der Ernährung doch nichts nützen würden, nur spurweise angedeutet in Gestalt von mißfarbigen Schuppen. Ihr Stoffwechsel ist eben völlig der der Pilze; sie können keine Kohlensäure zerlegen; und das Gleiche gilt von den sogenannten Moder- oder Verwesungspflanzen, wie der bekannten braunen Nestwurz unserer Wälder, einer der sonst so schön und meist lebhaft gefärbten Ragen (Orchideen). Sie stimmen in der Lebensweise mit den Moderpilzen überein, wie die Vollschmarotzer mit den Schmarotzerpilzen.
was ich von den Gallertflechten ansgeführt habe, von den sogenannten Flechten überhaupt gilt. Zur Zeit wenigstens kann es als unbedingt festgestellt behauptet werden; erst die jüngsten Tage haben noch die überzeugendsten Beweise gebracht. Nur wird oft die Stelle der Rosenkranzalgen durch einfache Algen anderer, immerhin der verschiedenartigsten, Gruppen vertreten.
Obgleich der wissenschaftliche Allgemeinname der Flechten noch nicht völlig in den Sprachgebrauch des Volkes übergegangen ist, so kann man doch im ganzen darauf rechnen, daß der Gebildete von ungefähr weiß, was darunter gemeint ist; und der Gegenstand selbst ist von Ansehen wohl jedem bekannt. Überall, ans Steinen, Holzplanken, Bretterwänden, an nackten Felsen wie ans der Rinde lebender Bäume, allen Unbilden der Witterung ausgesetzt und allen trotzend, erscheinen sie bald nur in Form dünner Krusten, ja als staubartige Überzüge oder Anflüge, bald mehr oder weniger sich von der Unterlage lanb- artig oder stranchig erhebend; in gelber oder grauer, weißlicher oder grünlicher Farbe; bald mit der ganzen Unterseite, bald mit einzelnen polsterförmigen Stellen, bald nur an einem Punkte befestigt und von da frei herabhangend. Eine der gewöhnlichsten ist die gemeine Gilbkruste oder Wandflechte, die rein gelbe Überzüge bildet; aber auch das Heilzwecken dienende Jslündisch-Moos, die Lackmusflechte, das sogenannte Rentiermoos, die Landkartenflechte sind bekannt genug, und jeder Besucher des Riesengebirges wird sich des „Rübezahlsbartes" erinnern, der von den Bäumen des Nadelwaldes herabhüngt und thatsächlich zur Herstellung von Bärten für holzgeschnitzte Rübezahle dient, anderwärts aber einfach als Bartflechte bezeichnet wird. Die größte Ausdehnung erreichen die Flechten in den Tundren Sibiriens und überhaupt des hohen Nordens; hier bilden sie die Hauptmasse des Pflanzenwuchses, indem sie alles mit einem gleichmäßig dichten, sumpfigen Rasen überziehen, der den sonst nackten, eisigen Boden verhüllt.!
Von allen diesen genügsamen Wesen steht jetzt die Zusammengesetztheit des Leibesaufbanes fest; und es sind nur eben verschiedene Pilze und verschiedene Algen, die sich in ihnen vereinigen. Nach der Art ihrer Zusammensetzung ändert die Beschaffenheit ihrer inneren und äußeren Erscheinung ab; und besonders durch den pilzlichen Bestandteil wird sie wesentlich bestimmt. Die Algen aber gehören ineist, wenn man von den vorhin erwähnten Gallertflechten absieht, einzelligen Arten an, das heißt solchen, die zeitlebens auf der Formwertstnfe einer einzigen Zelle stehen bleiben. Ans diesem Grunde auch konnte der Verdacht der Selbständigkeit auf sie verhältnismäßig erst spät fallen. Denn sie treten als vereinzelte grüne Zellen in den Lücken des Pilzgewebes auf; und bei dieser Einfachheit ihrer Form konnte ihre Übereinstimmung mit der sonst freilebender Wesen nicht so viel Überraschendes haben. Gegenwärtig steht ihre Algennatur versuchsmäßig fest, so gut wie bei den Gallertflechten. Nachdem de Vary die ersten Vermutungen in dieser Richtung ausgesprochen hatte, hat Schwendener später, gestützt aufseine eigenen, de Barhs, Famintzins und Baranetzkis Arbeiten die umfassende Lehre von der Doppelwesenheit aller Flechten ausgesprochen und wohl begründet: während er anfangs selbst gesehen zu haben glaubte, daß die Grünzellen des Verbandes an den Enden der bleichen Pilzfüden als Aussprossungen dieser selbst entstünden. Den versuchlichen Beweis für die Richtigkeit seiner Schlüsse haben dann die Botaniker Rees und Stahl geliefert; ihnen gelang es, aus Pilz und Alge Flechten künstlich zusammenzusetzen. Sie nahmen Pilzsporen des einen und Algenzellen eines anderen Verbandes, züchteten sie anfangs einzeln und brachten sie erst nachträglich zusammen: das Ergebnis war eine Flechte, der gleich, ans der die Pilzsporen stammten. Obwohl dies genügt hat, die Einwendungen der älteren Flechtenforscher gegen die neue Auffassung zum Verstummen zu bringen, sind doch in jüngster Zeit die mühsamen Untersuchungen noch weiter geführt worden. Möller hat den Beweis erbracht, daß auch die Flechtenpilze selbständig