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Individualisierung derselben ihre höchste und naturgemäß letzte Spitze erreicht.
Ziehen wir nun ans dieser entwickelungsgeschichtlichen Ableitung der Familie als der sozialen Urzelle das Facit, so erhalten wir einzelne philosophisch wertvolle Schlüsse, die aber auch bei der Entscheidung einzelner von Sozialisten der Gegenwart aufgeworfener Fragen von nicht zu unterschätzendem Belang sein dürften. Es hat sich uns nämlich ergeben, daß der Nntnrprozeß der sozialen Evolution unverkennbar die Tendenz offenbart, vom geschlechtlichen Kommunismus, der sich als kulturhemmend erwiesen hat, zunächst zur teilweise individuellen Ehe und von dieser zur völlig individuellen überzugehen. Daraus folgt zweierlei. Erstens scheint ausgemacht, daß die Primitivehe, die, nur aus dem konkretesten Bedürfnis entsprungen, eine ästhetische Auslese kaum geahnt hat, die menschliche Rasse keineswegs in dem gleichen Maße zu verschönern und zu veredeln geeignet war, wie die spätere Jndividualehe, bei welcher das ästhetische Empfinden in der Auslese des Schöneren vielfach zum Durchbruch kam. Ohne Jndividualehe wären wir wohl kaum über den Zustand der Barbarei hinausgelangt, weil uns die physiologischen Vorbedingungen zur Erzeugung höherer Kultursvrmen gefehlt hätten. Hat sich aber die Einehe solchergestalt, rein als natürlicher Evolutionsprozeß der Familie betrachtet, als gestaltveredelnd und rassenhebend erwiesen, dann hat sie dem HMlebenden nicht bloß darum als unantastbar zu gelten, weil Staat, Kirche und Moral sie fordern, sondern zuhöchst deshalb, weil der Naturlauf selbst, wie wir hier gezeigt haben, auf dieselbe hingewiesen, ja hingedrüngt hat. Darum wird das Institut der Monogamie auch in einem etwaigen sozialistischen Staat, sofern dieser nur auf dem Boden der Kultur steht, unweigerlich beibehalten werden müssen, weil dieses nicht bloß ein unerläßliches Postulat der entwickelteren Volksanschaunngen in Recht, Sitte und Religion ist, sondern zuoberst deshalb, weil das Naturgesetz dasselbe als die höchste Ausgestaltung geschlechtlichen Zusammenlebens aus sich heraus gezeitigt hat. Und mögen auch rechtliche, moralische und religiöse Vorstellungen wandelbar sein, das Naturgesetz ist es nicht, und nur barer Wahnwitz wird sich demselben entgegenzustemmen suchen.
Die zweite philosophische Schlußfolgerung aus unseren Darlegungen über die Urgeschichte der Familie ist folgende. Selbst Sozialisten von der Farbe eines Engels, welche der Monogamie als dauernder Institution nicht günstig gegenüberstehen, müssen eingestehen, daß sich dieselbe am Ausgange der Barbarei einstellt, ja daß sie ein Zeichen beginnender Civili- sation ist (Engels, S. 34). Nun gebe ich gern zu, daß der naheliegende Schluß p 08 t borg pi-opter lloo kein zwingender ist. Sicherlich ist die Einehe nicht die einzige Vorbedingung der Civilisation; aber eine ihrer Voraussetzungen ist sie zweifellos. Wie sollten wir uns denn sonst mit der auffälligen Thatsache absinden, daß die Kultur einen durchgreifenden, besonders aber einen bleibenden Vorschritt nur unter Völkern mit monogamischer Familienform kennt! Ist demnach die Einehe auch nicht die einzige Möglichkeit eines Kultur-Fortschritts — Chinesen und Araber haben das Beispiel eines Anfraffens zur Kultur, freilich auch das eines Stag- nierens derselben gegeben —, so darf man doch zum mindesten behaupten, daß sie ständige Begleiterscheinung einer beharrenden Kultur ist. Wenigstens fehlt der geschichtliche Nachweis, daß ein Volk trotz der Polygamie eine beträchtliche Kulturstufe nicht bloß erringen, sondern Jahrtausende hindurch behaupten und ständig steigern kann. Bis zur Beibringung dieses Erweises aber hat man das Recht, an seinem Gelingen zu zweifeln.
Und so hat sich uns denn aus dieser knappen Betrachtung der Urgeschichte der Familie ergeben, daß die Einehe keine zufällige, aus rein geschichtlicher Tradition hervorgeflossene Institution, vielmehr eine aus den zu immer höheren Daseinsformen drängenden Entwickelungsgesetzen der Menschennatur selbst hervorgegangene Einrichtung ist. Da die Monogamie
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aber ferner eine ständige Begleiterscheinung höherer Kulturformen ist, so muß selbst die kümmerlichste Logik daraus folgern, daß man jene nicht ungestraft antasten darf, ohne diese zu gefährden. Der Kampf gegen die Einehe ist demnach geradezu kulturfeindlich.
Llitzsrhlsg und Vlitzgefshr.
Von
Julius Lcrug.
elektrischen Entladungen der Atmosphäre sind in ihren physikalischen Ursachen noch keineswegs so eingehend klargelegt, wie die Alltäglichkeit der Erscheinung etwa vermuten ließe. Besser erkannt sind schon die Wirkungen des Blitzschlages und damit auch die mannigfachen Gefahren, die der zur Erde niederfahrende elektrische Funke für den Menschen in sich birgt. Alljährlich zur Sommerszeit ereignet sich eine nicht unerhebliche Anzahl von durch Blitzschlag verursachten Unglücksfüllen. Nach einer amtlichen Zusammenstellung wurden in Preußen in den Jahren 1854 bis 1857 im ganzen fünfhundertelf Personen vom Blitze getroffen, davon zweihundertneuuundachtzig getötet nnd zweihundertzweiundzwanzig verletzt. In Frankreich werden durchschnittlich jährlich zweiundsiebzig Personen durch Blitzschlag getötet, in England (ohne Schottland und Irland) zweiundzwanzig, in Schweden neun u. s. w. Auffallend ist die übereinstimmende Angabe, daß der Blitz eine entschiedene Vorliebe für das männliche Geschlecht zeige, welches zweifelhafte Glück man vielleicht dem Umstand zuzuschreiben geneigt wäre, daß die Thütigkeit der Männer dieselbe!: im allgemeinen mehr in das Freie verweist. Diese bisher sehr beliebte Annahme, daß der Aufenthalt im Freien die Blitzgefahr vergrößere, muß indessen im Hinblick auf die neuerdings veröffentlichten Resultate der durch den Pariser Arzt Sestier veranstalteten Statistik als nicht zutreffend bezeichnet werden. Nach dieser Statistik, die sich auf sechs- hundertundein Fülle vom Blitze Getroffener bezieht, wurden von diesen ans freiem Felde vom Blitze ereilt nennnndsiebzig, in Kirchen nnd Häusern aber zweihnndertfünszehn Personen. Der Aufenthalt im Freien ist meist nur dort gefährlich, wo gar keine anderweitigen, höheren und besseren Leiter für den Blitz vorhanden sind. Die größte Gefahr des Getrofsenwerdens bietet nach obiger Statistik aber der Aufenthalt in geschlossenen Räumen dann, wenn eine größere Menschenmenge versammelt ist, wie in Kirchen. Dieser Umstand, die größere Ansammlung von Menschen, erhöht auch wesentlich die Blitzgefahr im Freien, und eine weitere Steigerung derselben entsteht dabei durch die Anwesenheit zahlreicher, gut leitender Gegenstände, namentlich Waffen. So schlügt der Blitz verhältnismäßig häufig in militärische Lager ein, wobei starke Durchnüssung der Kleider anziehend zu wirken scheint. In der Art wurde 1864 ein nordamerikanisches Regiment getroffen. Eine ungeheure Fenersäule fuhr in das ans einem Hügel befindliche Lager hinab, zerstreute dasselbe, warf sämtliche Mannschaft zu Boden, tötete achtzehn von derselben und ebenso fast alle Pferde, während auch von den übrigen Soldaten kaum einer unverletzt blieb. Dazu entluden sich auch noch bei zwei Gewehrpyramiden die Läufe, und die Geschosse töteten drei Mann in einem anstoßenden Lager. Fast ebenso groß ist die Gefahr unter Bäumen, obgleich, wie die tägliche Erfahrung lehrt, der Blitz sehr häufig diese besseren Leiter, wie überhaupt höhere und ihm näher stehende Gegenstände, selbst Blitzableiter, umgeht und direkt auf den Menschen bezw. auf niedrige und schlecht leitende Gegenstände überspringt.
Die Art der Wirkung des Blitzschlages auf den menschlichen Körper ist neuerdings sehr eingehend von Wilhelm Stricker, Arzt in Frankfurt a. M., studiert worden. Um den Lauf des
Deutschland.