hältnisse der Dorfbewohner: Fontane traf auf Armut und Dürftigkeit, wo sich heute Kinder und Jugendliche in Ferienlagern und Werktätige in schön gelegenen Heimen erholen und wo Segler und Motorbootsportler ihre Wettkämpfe austragen.
Immer neue Vergleiche boten sich an, im Oderbruch und Spreewald, am Werbellinsee und in der Märkischen Schweiz, auch in weniger bekannten Orten wie Steinhöfel, Grofjbeeren, Werneuchen und Trebbin, eine Fülle von Möglichkeiten tat sich auf. Aber wie dieser Fülle Herr werden, was sollte am Ende überhaupt daraus werden? Der Blick auf die lange Reihe der Fontane- Orte ließ erkennen, es wäre fast eine Lebensaufgabe gewesen, an all diesen Orten seinen Details genau nachzugehen und festzuhalten, was geblieben war und was nicht und was sich verändert hatte. Aber viel mehr als eine listenmäßige Zusammenstellung wäre kaum dabei herausgekommen.
Wenn man so unschlüssig ist, soll man sich nach Vorbildern umsehen und von ihnen Rat einholen, das wußte ich noch vom Studium her. Wer also hatte nach Fontane die Mark durchwandert und darüber geschrieben (obwohl jeder, der das in den darauffolgenden Jahrzehnten unternahm, von vornherein erkennen mußte, daß er im Schatten dieses monumentalen Werkes stehen würde)? Wer hatte Ähnliches veröffentlicht? Einige der Namen und Werke, die zutage kamen, seien angeführt.
August Trinius, „Märkische Streifzüge". Band 1—3. Berlin 1884—87. Trinius wanderte fast noch gleichzeitig mit Fontane und kurz nach ihm, nannte die „Wanderungen" als eine seiner Quellen und blickte verehrungsvoll zu dem Dichter auf, wie aus Briefen hervorgeht. Er war ein unternehmungslustiger Wanderer und trieb eifrig historische Studien, deren Ergebnisse er ausführlich mitteilte. Was den heutigen Leser stört und weshalb er so gut wie vergessen ist, das ist sein häufig süßlich-sentimentaler Ton, der einer Modeströmung in der Literatur entsprach. Fontanes schlichtere, herbere Schreibweise hebt sich wohltuend davon ab.
Richard Nordhausen, „Unsere märkische Heimat". Leipzig 1911. Diese umfangreiche, mehrfach überarbeitete und erweiterte Mischung von Monographie und Anthologie besteht etwa zur Hälfte aus recht guten Orts- und Landschaftsschilderungen, während die übrigen Beiträge anderen Werken, auch denen von Fontane und Trinius, entnommen sind.
Arthur Rehbein, „Wunder im Sande. Märkische Heimatbilder". Berlin 1918. Derselbe, „Weltstadt im Paradies. Neue märkische Heimatbilder". Berlin 1936. Beide Bücher enthalten flüssig geschriebene Wanderungs- und Erlebnisberichte, ganz im Geiste Fontanes, jedoch durchaus eigenständig. (Ihnen ist kaum anzumerken, daß sich der Verfasser nach 1933 als Faschist entpuppte und in geradezu widerwärtiger Weise den Teltower Kreiskalender zu einem Organ nazistischer Propaganda machte.)
Dorothee Goebeler, „Als Wandervogel durch die Mark". Berlin 1922. Paula Foerster, „Der märkische Wanderkamerad". Heft 1—6. Berlin 1928. Diese Werke sind dem Wandern im Zuge der Jugendbewegung verpflichtet, das erste auf Kulturgeschichte und persönliche Impressionen, das zweite, wesentlich umfangreicher, auf Landesgeschichte und Naturschutz orientiert.
Joachim von Kürenberg, „Zauber der Mark". Berlin 1936. Hier zieht eine Fülle von Orts- und Personennamen vorüber, die geschickt miteinander verbunden
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