Heft 
(1.1.2019) 07
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Earl Tüders.

Cholera tritt hier der Tod ein. Es wird aber behauptet, und zwar mit großer Bestimmtheit, daß gerade das peruieiöse Fieber stets in Folge gewisser Rücksichtslosigkeit und Unachtsamkeit gegen die eigene Gesundheit eintritt. Nach den Ansichten erfahrener Küstenbewohner wird daher Jemand, der in hin­reichender Weise für seine Gesundheit zu sorgen versteht, und nach Europa zurückkchrt, wenn er bei sich eine große Erschöpfung der Kräfte verspürt, nur selten vom perniciösen Fieber befallen.

Jeder nach Westafrika Hinauskommende hat von der Malaria zu leiden, aber keineswegs Alle in demselben Maße, sondern der Eine überwindet mit Leichtigkeit die ersten Fieberanfälle, während ein Anderer schon nach wenigen Anfällen zu Grunde geht. Es kommt eben auf den Widerstand, welchen der Einzelne dem Klima entgegensehen kann, an und auch in wie weit sich derselbe an die ihm bis jetzt gänzlich unbekannte Lebensweise gewöhnt. Ge­rade die äußeren Umstände wirken in hervorragen­der Weise ans das Wohlbefinden des Körpers ein. Daher ist es von größter Wichtigkeit für den Euro­päer in Westafrika, eine so wohlschmeckende und nahrhafte Kost wie nur möglich zu erhalten; wer außerdem noch für eine gute Verdauung, gesunden Schlaf und heiteren Sinn Sorge trägt, besitzt hierin wohl das beste Schutzmittel gegen die Fieberanfälle.

Die fortgesetzten Angriffe des Fiebers bringen mit der Zeit eine immer größere Schwächung des Körpers hervor, besonders viel hört man die Euro­päer in Westafrika über Blutmangel klagen. Da­her ist es auch erklärlich, daß gerade im zweiten und dritten Jahre ihres Aufenthaltes in den Küsteir­ländern die meisten Weißen zu Grunde gehen und viele der nach Europa Zurückkehrenden auf den Dampfschiffen erkranken und sterben. Wer aber erst das dritte Jahr hinter sich hat, der kann schon mit mehr Ruhe der Zukunft entgegensehen, denn die Akklimatisation ist beendet, der Körper hat sich gewissermaßen an das Fiebergist gewohnt. Jahre können vergehen, in welchen das Fieber bei solchen Leuten nur wenig oder gar nicht auftritt, aber trotzdem muß sich Jeder wieder ans einen neuen Fieberanfall gefaßt machen.

Um seinen durch Fieber geschwächten Körper zu kräftigen, giebt es nur ein Mittel: die Rückkehr nach Europa. Der irrt, welcher glaubt, daß diese Erholungsreisen nur zum Vergnügen unternommen werden, denn wer in letzter Zeit das Fieber gar nicht hat los werden können, muß nothwendig ans dieser gefährlichen Gegend entfernt werden. Oft auch handelt es sich darum, das Blut aufs Neue zu erfrischen und dadurch zugleich Körper und Geist zu beleben. Wann diese Erholungszeit angetreten werden muß, hängt selbstverständlich von den ver­schiedensten Umständen ab; für gewöhnlich gilt die

Regel, daß nach drei Jahren ein Aufenthalt in Europa geboten ist. Da aber besonders die drei ersten Jahre, wie wir gesehen haben, die schwerste Prüfungs- und Sichtungszeit bilden, so werden die­selben auch noch für die Folge die meisten Opfer fordern.

Wenn wir uns jetzt dem Gebiet der Hautkrank­heiten, die an der Westküste Afrikas ebenfalls eine hervorragende Rolle spielen, zuwenden, so ist es erklärlich, daß die Haut gerade in den Tropen einen sehr vorbereiteten Boden für allgemeine Krank­heiten abgiebt. In welcher Weise wird nicht die Körperhaut täglich in Schweiß gebadet, den Sonnen­strahlen, Staub, Insektenstichen und dergleichen ans­gesetzt, weshalb es kein Wunder ist, wenn dieselbe entsprechend darauf reagirt. Unter den Hautkrank­heiten findet sich die unter dem Namen:rother Hund" bekannte am häufigsten, ist glücklicherweise aber auch am ungefährlichsten. Zahlreiche, stccknadel- kopfgroße Knötchen ans rothem Grunde zeigen sich ans der Haut und sind von sehr unangenehmem sowie Peinigendem Jucken begleitet. Nur durch die Trockenbehandlnng läßt sich etwas gegen diese Krank- heitserscheinnng ansrichten, indem man den Körper möglichst kühl hält, anstatt der Wollkleidnng leich­tere Stoffe benutzt, und die ganze Haut mit Streu­pulver, wozu auch reines Mehl genommen werden kann, bestreut.

Durch die schlechte Blntbeschasfenheit entstehen Geschwüre, an denen fast alle Weißen in Westafrika leiden, und bei manchen derselben sind die Beine in Folge der dunklen Flecke, welche auch nach der Heilung bleiben, schwarz wie diejenigen der Neger. Bei solchen Leuten, wo die Blutarmnth und Blut- verderbniß einen hohen Grad erreicht hat, schwellen die unteren Extremitäten durch Hemmung des Blnt- umlaufs, sowie durch Ausschwitzung in die Gewebe an; auch entstehen, wenn man mit dem Finger aus das Fleisch drückt, erst nach längerer Zeit wieder verschwindende Höhlungen. Es wird behauptet, daß nach dem Auftreten solcher Erscheinungen die Rück­kehr nach Europa dringend geboten ist.

Bekanntlich herrscht im tropischen Westafrika eine große Feuchtigkeit der Luft, so daß Alles und Jedes viel mehr dem Verderben ausgesetzt ist als bei uns im gemäßigten Klinia. Kleider und Stiefel verschimmeln, Taschenuhren verrosten, Photographien verblassen, kurz nichts kann auf die Dauer der Feuchtigkeit widerstehen. Daher läßt es sich auch wohl erklären, daß alte Küstenbewohner recht oft von Rheumatismus geplagt werden.

Wenn man also Westafrika in Bezug ans das Fieber als ein sehr ungesundes Land bezeichnen kann, werden diejenigen Krankheiten, welche in Europa die meisten Opfer fordern, in jenen Gegenden fast gar nicht beobachtet. Es scheint z. B., daß