Heft 
(1.1.2019) 07
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Klima und Gesundheitsverhältnisse westafrika's.

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Schwindsucht, wenn dieselbe nicht von Hanse aus mitgebracht wird, bei den an der Westküste leben­den Europäern nicht vorkommt. Lungenentzündung ist dagegen eine Krankheit, an welcher die Schwarzen und besonders die Kruleute, recht häufig sterben. Cholera-, Pest- oder sonstige Epidemien sind bis jetzt in Westafrika nicht aufgetreten; eine Ausnahme macht das gelbe Fieber, das aber auch nur an einem einzigen Punkte der Westküste, in der fran­zösischen Kolonie Senegambien, vorkommt, wohin dasselbe durch frauzösische Postdampfer von Brasi­lien aus verschleppt wurde. Unter den ansteckenden Krankheiten sind Diphtherie und Pocken am ver­breitetsten, doch werden dieselben nur selten, und dann meist durch Vermittelung von Mulatten, von Schwarzen auf Weiße übertragen.

Wie wir gesehen haben, ist unter allen Krank­heiten in Westasrika die MMna ^ herrschende und auch gefährlichste. Es fragt sich also, welche Schutzmittel giebt es gegen diesen schlimmsten Feind der Europäer, und ist es möglich, denselben mit vollständiger Sicherheit des Erfolges zu bekämpfen.

Was die letztere Frage anbetrifft, so muß die­selbe heute noch verneint werden, denn ein unfehl­bares Mittel gegen das Fieber besitzen wir nicht. Der einzigste Weg, um die Malaria gänzlich zu unterdrücken, wäre eine vollkommene Vernichtung der Fieberkeime, indem man versuchte, dieselben am Herausdringen aus dem Boden zu verhindern, oder noch besser, ihnen die Entwickelungsbedingungen im Boden zu entziehen. Es ist auch wirklich gelungen, auf beiden Wegen einige sogar nicht unbedeutende Erfolge zu erreichen, freilich nicht in jeder beliebi­gen Gegend. So hat man in Italien Aufschüttung und Entwässerung, sowie Anlage geregelter Cul- turen vorgenommen, außerdem durch Canalisirung und Anpflanzung des viel Feuchtigkeit aufsaugenden australischen Eukalyptus versucht, den Malariakeimen die zu ihrer Entwickelung nöthige Feuchtigkeit zu entziehen, denn gerade an Sümpfen findet ein üppi­ges Gedeihen der Keime statt.

Leider wird sich dieses Verfahren für die West­küste Afrikas nicht in ganzem Maße anwenden lassen, da viele Weiße, besonders die Kaufleute, ge­zwungen sind, in den sumpfigen Flußniederungen und Mündungen zu wohnen, wo eine Trockenlegung fast unmöglich sein wird. Ueberhaupt darf man auch nicht annehmen, daß selbst die beste Trocken­legung ein sicheres Mittel gegen das Fieber bietet, denn die Malariakeime begnügen sich auch mit sehr geringer Feuchtigkeit; selbst in relativ trockenen Ge­bieten ist das Fieber heimisch.

Ist es also auch allem Anscheine nach unmög­lich, das Fieber selbst anzugreifen, so finden sich doch eine ganze Anzahl Schutzvorrichtungen gegen dasselbe. Da die Malariakeime nicht an allen

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Orten in gleicher Menge verbreitet sind, so müssen natürlich diejenigen Stellen, welche sich durch die Erfahrung als besonders gefährlich erwiesen haben, zur Anlage von Stationen und Wohnungen ver­mieden werden. Die beste Lage für ein Wohnhaus bildet ein freier, von der Sonne beschienener Platz, den der Wind bestreichen kann. Viele und große Bäume halten die Feuchtigkeit zurück und sind auch der Lnfterneuerung hinderlich, weshalb dieselben aus der nächsten Nähe des Hauses entfernt werden sollten, denn die Tropensonne wirkt in besonderem Maße desinficirend. Für die westafrikanische Küste ist ein hölzernes Wohnhaus auf hohen Backstein­pfeilern am geeignetsten, während die ihrer Billig­keit und Einfachheit halber so beliebten Wellblech­häuser gänzlich zu verwerfen sind, da sich diese unter der Sonne sehr schnell erhitzen, sowie schlecht zu ventiliren sind. Das Schlafzimmer muß wo­möglich nicht an der Regenseite liegen, überhaupt ist ein gesunder Schlafraum von höchster Wichtigkeit.

Gutes Trinkwasser spielt zur Erhaltung der Gesundheit immerhin eine hervorragende Rolle, wenn dasselbe auch nicht als Träger der Malariakeime anzusehen ist. An der Küste wird dasselbe aus Cisternen geschöpft, worin sich der Regen vom Haus­dach sammelt, während man in den Bergen Quell- Wasser und aus Bächen gefülltes benutzt. Es ist nothwendig, daß das Triukwasser durch Kohle fil- trirt oder vor dem Gebrauche gekocht wird, damit etwaige darin enthaltene Krankheitskeime vernichtet werden.

Einen sehr großen Einfluß auf das körperliche Wohlbefinden übt auch die Art der Nahrungsmittel aus, und schlechte, ungenügende Ernährungsweise hat mit den vielen Erkrankungen und Todesfällen in Westafrika mehr zu schaffen, als man wohl glauben mag. Namentlich dem Mangel an frischem Fleisch in Verbindung mit dem Klima muß die häufige Blutarmuth der Europäer zugeschrieben wer­den. In Bezug auf das Essen lassen sich nur we­nig oder gar keine Vorschriften geben, denn hier kommt es eben auf die Selbsterkenntniß an. Un­klug wäre es natürlich, wenn Jemand vor kurzem in Westasrika angekommen sofort zur Negerkost über­gehen würde, wer sich aber Zeit läßt, wird dieselbe schließlich auch essen können, und sollen die Speisen der Neger sowohl recht reichhaltig, wie auch für einen Europäer durchaus unschädlich sein. Die herr­lichen afrikanischen Früchte, wie Bananen, Ananas, Orangen, Mangopflaumen u. s. w. sind sehr oft als gefahrbringend geschildert worden. Mit Un­recht, denn dieselben bieten eine angenehme Abwech­selung und Erquickung, dienen daher zur Erhaltung sowie Anregung des Appetits. Schädlich kann nur ein Uebermaß sein, sowohl im Essen wie noch viel mehr ini Trinken, denn in den Tropengegenden

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