UNVERÖFFENTLICHTES / WENIG BEKANNTES
Ein bisher unbekannter Fontane-Brief
Berlin 10. Juni 1890 Potsd. Str. 134 c
...ich bin außer Stande, mit dabei zu sein; ich kann für Wahrheit plaidieren und
für Schönheit und für Beides und für Beides nicht. Denn es geht auch ohne.
Ich beneide die (und auch wieder nicht) die frisch, fromm und frei ihren Schuß abgeben können.
Gestern las ich einen Leitartikel, in dem es hieß, die nationalökonomischen Professoren bewiesen alles, je nach der Forderung von oben, heute dies und morgen das.
Es ist mit .Wahrheit und Schönheit' ebenso. Nur ganz Junge bringen die .Forsche' 'raus, aber diese Forsche, die sich im günstigsten Falle gut liest, hat keine Bedeutung. Und wer kann gute Distichen schreiben! Auch diese Kunst ist rar. Pardon.
In vorzügl. Ergebenheit
Th. Fontane"
Abdruck nach: Hartung & Hartung, München, Auktionskatalog 60/1989, S. 375 u. 383 (vermutl. an Johannes Proelß)