gen, denen bislang nur eingeschränkt Aufmerksamkeit geschenkt wurde.64 kungseffekt zustande, wie ihn später anders organisierte Vereinigungen erlebten.65
dieser institutionalisierten und kodifizierten Selbstdarstellung die Jahre 1832 und 1835 als Einschnitt und Abschlußpunkte verbinden, fällt ins Auge. Hambacher Fest und der berüchtigte Beschluß der Bundesversammlung gegen das Junge Deutschland waren Ereignisse, mit denen eine Verschärfung im Presse- und Versammlungsrecht einherging. Für den „Tunnel" bedeutete die neue Rechtslage nunmehr keinerlei Ge- fahr. Ihre Statuten genügten allen externen Anforderungen. Wie es um die internen stand, wird zu prüfen sein. Verbal, in den regelmäßigen Selbstdarstellungen, gab man sich integrativ für vieles — und schloß Exklusivität und Radikalität aus. Man sei „mannbar" geworden, heißt es 1840: „Manche Vereine, wie Adels-Kasino's, sind gar zu exclusif. Manche, wie etwa die Kommunisten etwas zu inclusif. Wir schließen nichts aus, als das Schlechte, und begehren nichts als gute Verse und schöne Gekeit err ei cht: „für sich selbst"67 verfaßte der Verein dieses Blatt. Genauso verfuhr Dichtergesellschaft waren getilgt. Die Welt von Kunst und Literatur wurde als aus- grenzbar aus dem literarischen Leben definiert — als ein Ort, wo die sich ihnen Literaturblatt, welches als Beiblatt nach dem Wochenblatt vorgelesen wird."68 rung der Statuten im Vereinsleben prägten deren Geschicke. Die Satzungen, für deren Drucklegung man die Kosten nicht gescheut hatte, trugen zur Vereinsstabilität auf Dauer ber i6 2. Nicht zuletzt dieser Tatsache war es zuzuschreiben, daß nahezu vie Jahrzehnte vergehen mußten, bis der Verein bereit war, die Paragraphen zu mil- dern, die den Öffentlichkeitsbezug regelten. 1874, als Verein im deutschen Kaiserreich, kam man überein, daß es keinesfalls Absicht gewesen sei, „ihn (den Verein — R. B.) von jeder sich objektiv verhaltenden Oeffentlichkeit /!/ auszuschließen."0 3 Die Geschichte der Deliberations-„Tunnel" allerdings bezeugt, daß immer wieder Mitglieder hervortraten, die sich weigerten, die Selbstisolierung zu akzeptieren.
6. Wochenblatt und Literaturblatt
Denn die Statuten waren eins, die Praxis im Vereinsalltag ein anderes. Selbstver- ständlich suchten die Tunnelmitglieder, denen ernsthaft an einer schriftstellerischen Etwicklung gelegen war, nach Ventilen, um ihre Publikationsbedürfnisse befrie- digen zu können. In Ermangelung des direkten Umgangs mit dem literarischen Leben imitierten und simulierten die Interessierten dessen Faktoren. Ein Musterbeispiel dafür sind die Wochen- und Literaturblätter: zwei getrennte Unternehmun- gen, denen bislang nur eingeschränkt Aufmerksamkeit geschenkt wurde4 .6 Obwohl nicht wenige Tunnelianer aus Berufsgruppen stammten, die im literarischen Markt verankert waren (Verleger, Drucker, Journalisten), kam daraus kein Wir- kungseffekt zustande, wie ihn später anders organisierte Vereinigungen erlebten5 .6 Der „Tunnel" beschränkte sich auf Trockenübungen.
Vom „Wochenblatt" erschienen zwischen dem 27. Oktober 1833 bis zum 22. August 1841 152 Nummern mit 1039 Spänen. Hauptlieferant war sein Redakteur — Ludwig esser <Petrarca>, in dessen Händen auch die traditionsstiftende Statistik 66 des Vereins lag. 776 Beiträge gingen auf sein Konto. Ihm am nächsten kam Wilhelm Jonas <Swift> mit nur 98 Texten. Das Blatt wurde regelmäßig auf den sonntäglichen Sitzungen verlesen. Damit hatte es auch schon sein Publikum in Vollständig- keit erreicht: „für sich selbstr "6 7 verfaßte der Verein dieses Blatt. Genauso verfuh man mit dem „Literaturblatt". „Durch die Anerkennung, welche das Wochenblatt fand, angeregt, redigirt Bürger seit dem Januar dieses Jahres (1834 — R. B.) ein Literaturblatt, welches als Beiblatt nach dem Wochenblatt vorgelesen wird.8 "6
1 16 Beiträge reihten sich unter jenem zeitüblichen Namen. Literaturblatt: das stand auch für das bekannte Cottasche „Literatur-Blatt" zum „Morgenblatt für gebildete Stände", oder doch zumindest für eine Pressegattung, die eine institutionalisierte
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