9. Die Tunnel-Elite in der literarischen Öffentlichkeit
„Wir wollen noch sehr gute Stunden mitsammen haben u. allmählich durch Conzen- tration wirklicher Menschen in Berlin uns ein eigenes Berlin gründen! Denn das große, allgemeine Berlin zersplittert ohne daß man Etwas dafür gewinnt.' 101 Diese und ähnliche Gedanken, wie sie hier Fanny Lewald 1847 äußert, mögen das Vereinsinteresse geprägt haben, aus dem heraus die Aktivitäten der fünfziger Jahre erwuchsen. Im Gegensatz zur Zeit von Ehrenbaums „Richterstuhl'-Anspruch scheint sich ein Bewußtsein herausgebildet zu haben, das über die Grenzen realer Vereinspraxis hinwegzuschauen erlaubte. Die gerade gewonnenen neuen Mitglieder, von denen der Kunsthistoriker, Dichter und Vortragende Rat im preußischen Kultusministerium, Franz Kugler, herausragte, formierten sich rasch. Die Folge war eine Art Gruppenbildung, die dem Verein neue Spannkraft verlieh. Mit Kugler, Friedrich Eggers und Paul Heyse hatte sich dabei eine kunstwissenschaftliche Fraktion von Format gefunden. Von ihr gingen Impulse aus, die den Literaturbegriff im „Tunnel" neu akzentuierten. Wenn Fontane auch später dieser Fraktion ein Fremdkörperdasein im Verein anlastete 102 , so steht deren Beteiligung an der Überwindung provinzieller Vereinskrämerei außer Zweifel.
„Balladen und Romanzen