schlossene Vereinigungen und Gesellschaften mit wissenschaftlichen, geselligen oder gemischten Tendenzen" beschränken müssen, „welche die Politik ganz ausschlossen oder sie nur unbemerkt und vorsichtig behandelten." 160
Das Jenseits des nachmärzlichen Himmels nahm mehrere von ihnen auf, um sie jedoch nach seinen Ansprüchen und Bedingungen weiter existiren zu lassen ; die meisten verfielen der Hölle, in der sie rettungslos untergingen. 161 Genannt werden in diesem Zusammenhang der „Freimüthige", die „Hutfreunde" und der „Wissenschaftliche Kunstverein". 162 Von anderen Vereinen — wie dem „Juristen- Freihandelsverein" und der „Philosophischen Gesellschaft" — wird berichtet, sie zögen es vor, „einstweilen und bis auf günstigere Zeiten einen Winterschlaf zu halten". 163 Von einer dritten Gruppe von Vereinen heißt es, sie entwänden sich „einer embryonischen Existenz" und kämen als „Spätgeburten an das Licht"; so z. B. der 1844 gegründete „Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen". 164 Auch die „Pestalozzi-Stiftung", die seit 1845 auf die Bestätigung ihres u. a. von Diesterweg entworfenen Statuts gewartet hatte, erhält jetzt „vom Könige Corporationsrechte". 166 An die Stelle der der „Hölle" überlieferten Vereine alten Zuschnitts treten neue, mit neuen Forderungen: So tritt z. B. an die Stelle des „Wissenschaftlichen Kunstvereins" der „Jüngere Künstlerverein", der eine Reorganisation der Akademie der Künste verlangt. 166 Diese neuen Vereine sind nun nicht - wie die alten - geschlossene Gesellschaften, sondern offen: Der „Jüngere Künstlerverein" läßt nicht nur Nichtmitglieder als Sprecher zu, sondern schreibt Versammlungen „sämmtlicher bildender Künstler" Berlins aus, so wie z. B. ein Comite „sämmtliche Lithographen" Berlins zusammenruft 167 und ein von Medizinstudenten gegründeter „Medicinischer Club", der „neue klinische Institutionen und Besetzung von Lehrstellen" verlangt, auch praktische Ärzte und akademische Lehrer teilnehmen läßt. 168 An der Universität tritt „bereits am 30. März ein Verein von 50 Lehrern, außerordentlichen Professoren und Privat- docenten, zusammen"; mit seinen Vorschlägen für „die zeitgemäße Reorganisation der deutschen Universitäten" findet er jedoch „nur schwache Unterstützung", da Männer wie Hotho „die eigentliche Organisationsfrage noch nicht anzurühren" wagen. 169
Ein Aufruf an „sämmtliche Militair-Oberärzte und Chirurgen", sich zu vereinigen, führt zu einem Antrag vieler „auf sofortige Gewährung des ihnen längst versprochenen und zustehenden Offizier-Ranges". 170 In ähnlicher Weise organisieren sich die Zahnärzte und die Pharmazeuten, die in einer „Pharmaceutischen Gesellschaft" eine Reihe von Forderungen erheben. 171 Außerdem wird u. a. ein „Verein jüngerer Juristen" gegründet. 172
Associationen in gewerblichem Particular-Interesse entstanden gleichzeitig in kaum übersehbarer Anzahl. Bald gab es keinen Erwerbszweig, dessen Angehörige nicht zu einem Vereine zusammengetreten wären. 173 Am eifrigsten sind die Postbeamten; 174 aber auch die Eisenbahnbeamten, 175 die „Bureauvorsteher bei Justizcommissarien", die „Versammlung der Civil-Numerarien aller Branchen", die „Generalversammlung der Geheimen Kanzlei-Secretaire, Kanzlisten, Diätarien und Hilfsschreiber" melden sich zu Wort. 176 Die „Victualienhändler" wettern gegen die „Materialwaarenhändler", 177 die „Kleinhändler" u. a. gegen „das unbefugte Straßenhausiren der Arbeitsleute und Schlafstell-Mädchen", 178 die „zünftigen Meister und Gesellen des Berrückenmacher-Gewerks" u. a. gegen „sogenannte Frisir- Mamsells" 179 und der „Verein deutscher Köche zu Berlin" gegen die französischen:
Es ist die Zeit gekommen, wo Deutschland seine Suppen allein kochen kann. Es wird eine Kraftbrühe werden. In den französischen Küchen wird jetzt so Manches gekocht was einem ehrlichen deutschen Magen zuwieder ist. 180
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