Flußkrokodil allein hat Eines völlig weggeblasen.
Es wußte einen Makelvers ganz trefflich umzugießen.
Es las den Vers und alles das Gethier stimmt an den Chorus:
Wir halten diesen für den rechten Mustervers, ja diesen.
Dann hörten wir vom Untergang der Britten durch Afghanen,
Und wie den einzgen Flüchtling Viele bang willkommen hießen.
Und durch die Nacht zu suchen die verlornen Brüderschaaren Schallt Sang und Klang hinüber über grabesschwarze Wiesen.
Ergreifend wars, ergreifend auch noch eine Mordsballade.
Recht froh des Gastes wollen wir nun dieß Gasel beschließen.
Eine Woche später, am 17. März 1859, las Friedrich Bodenstedt, der im .Krokodil' nach dem heiligen Stier von Memphis „Apis" genannt wurde, aus seiner Übersetzung von Fords „Chronicle Historie of Perkin Warbeck". Das Protokoll dieser Sitzung ist Lichtenstein nicht viel besser gelungen als das der Vorwoche, es endet aber wenigstens mit einer echt Münchnerischen Pointe:
Vom Nilstrand sprang ins englische Revier An diesem Tag Egyptens heilger Stier.
Er hob auf seinem Nacken Herren Ford,
Und diesen Trefflichen begafften wir.
John Ford erstaunt; denn was er englisch spricht.
Das spricht auf deutsch das sprachbegabte Thier.
Egyptisch, russisch, englisch, persisch, deutsch.
Und Andres noch sind dieses Apis Zier.
Sein Deutsch hat Kraft und viel Gelenkigkeit;
Ganz leichte Zunge hat der Apis hier.
Wird sie nicht schwerer werden, wenn wir bald Zur Tränke gehen beim Salvatorbier?
Ein Vereinsumfeld, in dem solche Blüten gedeihen konnten, ist gewiß einer der Gründe für die Langeweile und das Entsetzen angesichts des Gedankens, sich in München „noch wochenlang 'rumtreibe[n]" 18 zu sollen, über die Fontane in seinem Brief an Emilie vom 5. März 1859 klagt. Indessen liegt ein gut Teil seiner Mißstimmung sicher auch in den falschen Vorstellungen, die er sich von der zu besetzenden Stelle einerseits, aber auch von der Wichtigkeit seiner Person andererseits machte. Im Brief an Emile vom 2. März 1859 läßt er zwar durchblicken, daß ihm einiges an „Persönlichkeit" 19 fehle, um sich für diese Stelle — deren geringe Bedeu- tung ihm durchaus bewußt ist — anzubieten, übersieht dabei aber, daß die „Persönlichkeit" noch das wenigste ist, was ihm mangelt, sondern daß es ganz einfach an einer nachweisbaren Vor- und Ausbildung für diesen oder gar einen besseren Posten gebricht. Der Kabinettssekretär Maximilians II., Franz Seraph Pfistermeister, hatte auf Vermittlung Sybels und Heyses zwar mit dem König gesprochen, um die Möglichkeiten einer Anstellung Fontanes auszuloten, und der König hatte geantwortet, -Fontane solle sich", da Löher „fürs Erste" auf seiner Stelle bleibe, zunächst „qua p oet melden". 20 Aber ganz abgesehen vom Fehlen jeglicher akademischer Vorbildung, die das Gros der von Maximilian II. Berufenen vorzuweisen hatte und auf die der König, seinem Ideal des poeta doctus entsprechend, großen Wert legte, war
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