Heft 
(1990) 50
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Louis Ferdinand vorlas u eines ,das Trauerspiel in Afghanistan' nicht übel, es ist die realistisch-alerte [?] Manier, mit etwas Volkston des eigentlich preußi­schen Genre (Bayerische Staatsbibliothek, Handschriftenabteilung, Sammlung Linggiana), und in seiner AutobiographieMeine Lebensreise" heißt es:Im Kro­kodil fand damals Felix Dahn sich ein, und auf Besuch erschien Theodor Fontane am 10. März 1859 und las ein Gedicht: ,Prinz Louis Ferdinand von Preußen' und eines, betitelt: ,Das Trauerspiel in Afghanistan', mit welch beiden er großen Beifall erntete." (zit. nach Pleister, S. 53). In den Sitzungsprotokollen vom 17. und 25. März wird Fontanes Anwesenheit nicht erwähnt, sie ist jedoch durch Eintragungen in Heyses Tagebuch belegt. Am 17. März notiert Heyse:Mit ihm [Fontane] zu den Crocodilen. Bodenstedt lies't zwei Acte aus dem Perkin War- beck Fords"; am 25. März heißt es:Mit Fontane in die Crocodile. (Moriz) Carrieres Gedicht in Distichen gegen Louis Napoleon. [Heinrich] Leuthold lies't die Übers, der [Pierre-Jean de] Beranger'schen Fourmis." Das Protokoll vom 25. März ist auf den 24. datiert; am Abend dieses Tages fand jedoch das Sym­posion bei König Maximilian II. statt, bei dem Fontane zu Gast war. Heyses Datierung ist also zutreffend. Sigmund Lichtensteins Protokoll dieses Abends lautet:

Es sang uns Scarabäus [Carriere], wie wir geizen Nach Zeiten in Natur und in Geschichte,

Die wie die jetzge Zeit mit grellem Lichte Urplötzlich unsre Nervenstränge reizen.

Er sang, wie sich die bösen Geister spreizen

Auf grausigem Napoleonsgesichte

Das machen möchte alle Welt zu Nichte.

Die Deutschen sollen ihm die Hölle heizen.

Der Alligator [Leuthold] ließ Ameisen krabbeln Civilisirend, während sie als Sieger Das andere Geziefer lassen zappeln.

Der Alligator dröhnte stark; dann schwieg er.

Teichkrokodilus [Lingg] zeigte noch das Rappeln Der Amoretten im gemeinen Krieger.

(Bayerische Staatsbibliothek, Handschriften-Abteilung, Signatur Cgm 6536)

16 JEB, S. 216.

17 Beide Protokolle: Bayerische Staatsbibliothek München, Handschriften-Abteilung, Signatur Cgm 6536.Flußkrokodilus" ist Emanuel Geibel,Nashorn" der Lehr­amtskandidat und Lyriker Max Beilhack (18351885) undEidechs" der wegen seiner Gedichte ,Von Lazerten' so genannte Paul Heyse.

18 Pleister, S. 42.

19 Pleister, S. 36.

20 Heyse, Tagebuch, 9. März 1859.

21 Heyse an seine Eltern, 11. Dezember 1854; HK, S. 56.

22 Fontane an Emilie, 2. August 1856; HAB I, S. 519.

23 Fontane an Emilie, 10. Oktober 1856; HAB I, 532.

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