ihm weg. Am 13. Juli 1857, als Fontane bereits über anderthalb Jahre in London weilte, wird er zum ersten Mal in einem Bericht erwähnt und gleich abfällig beurteilt:
Ein gewisser Fontane, der ursprünglich seines Gewerbes ein Apotheker war und der einen Band Gedichte herausgegeben hat, hält sich gegenwärtig im Auftrage des Herrn von Manteuftel in London auf. Schon vor anderthalb Jahren besuchte er in Begleitung eines Berliner Literaten Namens Wenzel London, und er unterhandelte damals mit dem Besitzer der Lithographischen Correspondenz, Schlesinger, wegen des Ankaufs dieser Lithografie, die wohl fortan mehr in Preußischem Sinne redigirt werden sollte. Der Handel zerschlug sich. Jetzt hat Fontane das Amt, Artikel, welche die Preußische Politik vertheidigen, in hiesige Blätter einzuschmuggeln, der Berliner Zeit Correnspondenzen zu senden und ab und zu wohl auch der Preußischen Gesandtschaft einen Report zu erstatten. So weit ich Fontane kenne, ist seine Beobachtungsgabe gerade nicht so glänzend, um viel zur Aufklärung des Graten Bernstorff beizutragen. Englische Verhältnisse sind ihm ein Räthsel, und sein Urtheil wird noch mehr verwirrt, da die Times die einzige Quelle zu sein scheint, aus welcher er Belehrung schöpft. Sein Gehalt beträgt dreihundert Pfund jährlich. Den Morning Chronicle beglückt er manchmal mit einem schlechtgeschriebenen Englischen Artikel, meistens Übersetzungen der absurden Aufsätze der Zeit über die Dänische Frage. Einen ähnlichen Artikel suchte er in den Morning Star zu bringen, doch erregte das entsetzliche Englisch bei der Redaction Anstoß. Dieses Englisch war aus der Feder eines Deutschen literarischen Tagelöhners Namens Beta geflossen. (Beta heißt von Rechts- und Vaters-wegen Bettziech; er hat sich mit Erlaubniß der preußischen Polizei gräzisirt.) Auch die neuliche Depesche des MorningChronicle, daß Lord Palmerston mit einer Aenderung des Vertrages vom 8. Mai 1852 umgehe, dürfte aut Fontane's Rechnung zu stellen sein. 1
Der Beginn zeigt eine gewisse Ungenauigkeit, denn es handelte sich nicht um einen Ankauf der Schlesingerschen Lithographie, sondern um ein Parallelunternehmen, das nach wenigen Monaten einging. Bauer erwähnt auch die deutsch-englische Korrespondenz Fontanes mit keinem Wort. Es wird aus diesem Bericht durchaus deutlich, (dlaß Faucher dahinter stand. Denn was Bauer über das entsetzliche Englisch schreibt, das in der Redaktion des „Morning Star" Anstoß erregte, konnte er nur von Faucher wissen, der zur Redaktion dieser Zeitung gehörte. 8 Der „literarische Tagelöhner Namens Beta", dessen gastfreundliches Haus ihnen allen offenstand, half Fontane tatsächlich gelegentlich bei Übersetzungen ins Englische, ebenso wie zwei englische Journalisten namens Mannock und Blythe, die Bauer später auch einmal erwähnt. Für Artikel in englischen Zeitungen war Fontanes Englisch sicher nicht gut genug, aber Betas sehr wahrscheinlich auch nicht. Interessant ist Bauers zweiter Bericht über Fontane vom 30. September 1857. Hiernach hatte Fontane kürzlich „einen Freund des Flüchtlings Bücher" zu sich eingeladen, um ihm mitzuteilen, daß „Bücher, Wenn er eine Loyalitätserklärung an den König von Preußen sende, nicht blos auf Begnadigung, sondern auch auf baldige Anstellung in einem wichtigen Posten rechnen könne". 9 Es ist sehr wahrscheinlich, daß Faucher dieser Freund war, der dies Angebot an Bücher übermitteln sollte. Bücher blieb aber der Regierung gegenüber zurückhaltend. 19 Ein Jahr später scheint man noch einmal durch Fontane an Bücher herangetreten zu sein, wie aus Bauers Bericht vom 31. Juli 1858 hervorgeht.
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