In den nächsten Berichten Bauers wird der Name eines Schleswig-Holsteiners, Ing- wersen, häufig genannt, der in England versuchte, die schleswig-holsteinische Sache zu verfechten. Auch in Fontanes Tagebüchern kommt dieser Name jetzt häufig vor (vom 24. November 1857 an). Hier wird nun die Verbindung Fontane—Faucher—Bauer sehr deutlich. Fontane zieht in der Angelegenheit Ingwersens Faucher mehrmals zu Rate und trifft sich mit beiden (24. 11. 57 und 28. 11. 57). Bei der ersten Erwähnung Ingwersens spricht Fontane von einem „abenteuerreichen Schleswig-Holsteiner". Auch aus Bauers Berichten geht hervor, daß es sich um einen politischen Abenteurer handelte. Am 3. Dezember 1857 berichtet also Bauer gleich über die Verbindung zwischen Fontane und Ingwersen, wobei er sich wieder in einem höchst abfälligen Ton über Fontane äußert:
Ingwersen, der noch nicht abgereist ist, hat in der vorigen Woche von dem Preußischen Agenten Th. Fontane eine Geldsumme erhalten - zur Ermunterung in seiner schriftstellerischen Thätigkeit. Fontane hatte bisher die Artikel über die holsteinische Sache, die er im Aufträge der Preußischen Regierung dem Morning Chr onicle zusandte, von einem hiesigen armen Literaten Namens Mannock übersetzen lassen. Aber Mannock konnte wohl erträgliches Englisch liefern, jedoch seinen Patron nicht zugleich mit der erforderlichen Sachkenntniß versehen. Der Stoff ging daher dem Herrn Fontane, der nur höchst Oberflächliches von Holstein weiß, aus; und es ist ihm wahrscheinlich höchst gelegen gekommen, daß er nun den Ingwersen engagiren konnte, durch den er mit Artikeln versehen zu werden hofft, die wenigstens einen Schein von Sachkenntniß an sich tragen werdend1 1 In einem Nachwort zu diesem Bericht heißt es, daß Ingwersen über Hannover und Braunschweig nach Berlin abgereist sei und Fontane ihm das Reisegeld gegeben habe. Danach ist also Ingwersen mit Hilfe Fontanes von der preußischen Regierung unterstützt worden. Drei Monate später, am 10. März 1858, schreibt Bauer, er habe einen Brief gesehen, den Ingwersen an Fontane gerichtet habe. Er nennt dabei Fontane ironisch „den literarischen Amanuensis des Herrn von Bernstorff". Hat Fontane tatsächlich den Brief Bauer gezeigt, oder ist dieser durch Fauchers Hände gegangen? Die Angelegenheit Ingwersen zieht sich durch das ganze Jahr 1858 hin wie auch die Bemühung der preußischen Regierung, das schleswig-holsteinische Problem dem englischen Publikum in ihrem Lichte darzustellen. Am 11. Juni 1858 berichtet Bauer wieder, daß der „Preußische Agent Fontane" einige Schritte getan hätte, um die Möglichkeit eines Meetings zugunsten der Politik Preußens in der schleswig-holsteinischen Frage zu erwägen. Er habe aber gehört, daß das Publikum in England zu sehr mit eigenen Interessen beschäftigt sei, „um der Politik Preußens oder des Deutschen Bundes neue Aufmerksamkeit zu schenken." Dieser Bericht ist recht gründlich und geht auf Fontanes Tätigkeit ein und die Auslagen, die er „dem geheimen Fonds der Berliner Regierung" verursache. Bauer weiß genau Bescheid über Fontanes Jahresgehalt und das ihm damals zur Verfügung gestellte Haus in Camden Town. Fontanes Tätigkeit wird wieder abwertend beurteilt:
Von Anfang an hatte er mit der Schwierigkeit zu kämpfen, daß er nur sehr unvollkommen Englisch versteht und auch nicht die Fähigkeit zu besitzen scheint, diese Sprache nachträglich zu lernen.
,Uebrigens', heißt es weiter, spiele Fontane eine sehr untergeordnete Rolle:
mit Schriftstellern oder Agitatoren von Bedeutung ist er nicht bekannt; seine hauptsächliche Wirksamkeit besteht darin, daß er, seiner Instruction gemäß, dreimal wöchentlich auf der Preußischen Gesandtschaft erscheint, wo ihn ent-
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