haben’, oder es war die Chiffre eines „Zuschauer"-Redakteurs - vielleicht sogar Hermann Goedsches -, der Fontanes Notiz über Graef nur der Ordnung halber als seine eigene ausgab. Da, von einem Irrtum des Setzers einmal abgesehen, für eine dieser beiden Varianten nunmehr ein Präzedenzfall vorliegt, ist allerdings nicht auszuschließen, daß die „Kreuzzeitung" noch eine unbestimmte Anzahl von Fontane-Texten bereithält, die freilich ohne zusätzliche Hinweise aus Briefen oder anderen autobiographischen Dokumenten schwer zu identifizieren sein werden - ein Grund mehr für die baldige Herausgabe der noch unveröffentlichten Tagebücher Fontanes.
Den im folgenden wiedergegebenen Texten nach zu schließen, hat Fontane das Forum des „Berliner Zuschauers" nicht in den Dienst der politischen Parteinahme gestellt - dies würde dem Bild, das sich die Forschung gegenwärtig vom „mittleren Fontane" macht, auch keineswegs entsprechen. 10 Es handelt sich vielmehr um journalistische Freundschaftsdienste, Gefälligkeitsarbeiten, wie sie Fontane häufig abverlangt wurden, für die er seinerseits Freunde und Kollegen aber auch gerne in Anspruch nahm. Daß die Artikel als Fontane-Texte bislang unentdeckt geblieben sind, hat zwei Gründe: Zum einen ist keiner von ihnen namentlich gezeichnet (Text III, der das „Te"-Kürzel trägt, ist anscheinend übersehen worden), zum andern liegen die Briefe, die Fontanes Verfasserschaft der Artikel belegen, zwar schon seit Jahren im Druck vor, wurden jedoch bisher nie systematisch nach diesen Hinweisen durchforstet. 11 Erst die Arbeit am Kommentar zur Briefabteilung der „Hanser-Ausgabe", der im Herbst 1993, siebzehn Jahre nach dem ersten Textband, erscheinen wird, machte diese systematische Suche notwendig und führte damit zwangsläufig auf die Spur der Texte.
Die Texte I-IV gehören thematisch zusammen. Sie befassen sich mit den ersten öffentlichen Aktivitäten des „Vereins der Berliner Künstlerinnen" (vgl. Anm. 18), dessen Geschichte Fontane von seiner Gründung an mit Interesse verfolgt hat. Daß er für die „Kreuzzeitung" so ausführlich von den Belangen des Vereins berichtete, ist wahrscheinlich auf seine Bekanntschaft mit Antonie Eichler zurückzuführen, der Mitbegründerin und späteren Direktorin der vereinseigenen „Zeichenschule", die die publizistischen Möglichkeiten des befreundeten Journalisten offenbar für ihre Sache zu nutzen wußte (vgl. Anm. 25). Fontanes persönliche Meinung über die „armen Mädchen" vom Künstlerinnenverein, darauf sollte wahrheitsgemäß hingewiesen werden, stand in deutlichem Widerspruch zu den überwiegend freundlichen Urteilen seiner Ausstellungsberichte. 12 - Die Texte II und IV stammen eindeutig von Fontane, in den beiden anderen Fällen sprechen plausible Gründe für diese Annahme. (Zur Verfasserschaft der Texte vgl. im einzelnen die jeweils letzte Anmerkung.)
Text V geht auf Fontanes Bericht von der Kunstausstellung 1862 zurück. 13 Der Maler Gustav Graef muß sich über die Würdigung, die sein Gemälde „Vaterlandsliebe im Jahre 1813" dort fand, so gefreut haben, daß er mit Fontane Verbindung aufnahm und ihn, wahrscheinlich nicht ganz absichtslos, über die bevorstehende „Tournee" des Bildes in Kenntnis setzte. Fontane schrieb die entsprechende Notiz und nahm seinerseits eine photographische Reproduktion des Gemäldes als Dank entgegen. 14