Heft 
(1993) 55
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Nach Schulrath Bormann sprach noch Prof. Remy 3 4. Er wies zunächst auf die Bedeutung des Elementar-Unterrichtes im Zeichnen hin, an dem es leider so oft gebräche und dessen Mangel die volle Entfaltung selbst brillan­ter künstlerischer Gaben später behindre. Dann - einen schon durch den Vorredner angeregten Gedanken wieder aufnehmend - betonte auch er, um wie viel reicher sich dem künstlerisch geschulten Auge das Leben sich erschließe, als dem Auge, das dieser Schulung entbehre, wie ganz anders die edle Archi­tektur des Brandenburger Thores zu dem spräche, der nicht nur zu sehen, sondern auch zu zeichnen verstände.

Wir machen zum Schluß darauf aufmerksam, daß über die Ein- trittsbedingungen ein Organisationsplan Auskunft giebt, der seitens des Vereinsvorstandes entworfen und Askanischen Platz 7, 2 Treppen einzuse- hen bez. in Empfang zu nehmen ist. 35

IV

Neue Preußische [Kreuz-] Zeitung" Nr. 251,27. Okt. 1869; ungezeichnet.

Die Ausstellung des Vereins der Künstlerinnen im Raczinskyschen Palais. 36

Der Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen, auf dessen Wirksamkeit - beispielsweise die Gründung einer Zeichenschule - wir zu verschiedenen Malen hingewiesen haben, hat im Raczinskyschen Palais am Königsplatz aber­mals eine Gemälde-Ausstellung (die zweite seit seinem Bestehen) veran-

st altet, die aufs Neue Zeugniß ablegt von dem Gedeihen und Fortschritten des Vereins. Die Ausstellung, wie sie sich in vier Zimmern eingerichtet hat, ist auch eine vier fache und wir haben eine Ausstellung der Kunstfreundinnen, eine zweite der Künstlerinnen, eine dritte der Schülerinnen und eine vierte, die die Verloosungs-Gegenstände umfaßt, zu unterscheiden.

Wir behalten auch in unserer Besprechung diese Reihenfolge bei.

Zunächst also die Ausstellung der Kunstfreundinnen. Sie bringt her­geliehene Werke älterer und jüngerer Meister, und wenn sich der Vorstand dabei nicht verhehlen konnte, daß den Bildern des Vereins daraus eine gefährli­che Concurrenz erwachsen müsse, so gab doch schließlich die Erwägung den Ausschlag, daß die Ausstellung selbst dadurch an Anziehungskraft gewinnen werde. Dem stimmen wir zu. Von älteren Arbeiten, die alle der Niederländi­schen Schule angehören, heben wir eine Landschaft von A. v. Everdingen, ein Fruchtstück von de Heem, ein Stilleben (Schnepfen, Rebhühner, Krammets- vögel) von de Conink-Rommelaer und ein ausgezeichnetes Männer-Portrait von Jan van Ravenstyn hervor. Reicher ist die Gegenwart vertreten. Wir sehen treffliche Landschaften von Hoguet37 , Catel, Eschke38 , Blechen39 , Scherres40 ;

Genrebilder von Cretius, Jordan, Vautier, Meyerheim 41 und zwei größere historische Arbeiten, die eine von de Keyser42:M aximilian und Marie von Burgund besuchen den kranken Hans Hemling", die andre von Anselm Feuer- bach43 :Dante mit edlen Frauen aus Ravenna lustwandelnd". Was dieses letzte-