re Bild angeht, so verkennen wir keineswegs einen gewissen großen Styl, der alles Moderne verschmäht und mit Bewußtsein eine gewisse Herbigkeit vertritt; wir können aber doch mit der Ansicht nicht zurückhalten, daß wir von dieser Herbigkeit mehr finden, als uns gut scheint. Ary Scheffer beispielsweise stellte sich ähnliche Aufgaben und verhielt sich gegen Bravour und moderne Farben-Wunder nicht minder ablehnend als Feuerbach; dennoch nimmt er uns gefangen, was wir von dieser Dante-Composition nicht sagen können. Sehr wahrscheinlich übrigens, daß uns das Bild, an eine Wandfläche und al fresco gemalt, lebhafter befriedigen würde. - An eben dieser Stelle befinden sich auch, neben interessanten Compositionen Bettinas v. Arnim 44 und ihrer ältesten Tochter, der Gräfin Oriolla 45 , einige höchst schätzenswerte Arbeiten, theils Copieen, theils Originale, von Professor Xeller. Trefflich ist der Kopf nach Rembrandt; ganz besonders aber hat uns ein kleines Bildchen, eine Madonna, interessirt, die die Weise der früh-italienischen Meister in überraschend gelungener Weise wiedergiebt.
Wir wenden uns nun dem zweiten Abschnitt, der Ausstellung der Künstlerinnen, zu. Die Zahl ihrer Arbeiten ist zu groß, um bei jeder Einzelnen verweilen zu können. Eine Auswahl ist geboten. Unter den Bildnissen nennen wir in erster Reihe die beiden vorzüglich gelungenen Damen-Por- traits von Frl. H. Richter, ferner einen anmuthigen, mit großer Feinheit behandelten Mädchenkopf von Frl. Antonie Eichler, so wie die hierher gehörigen Arbeiten von Frl. Rosa Petzel und Frl. Clara Oenicke. Der letzteren ist es gelungen, nach einer bloßen Photographie ein vortreffliches und, wie wir allgemein hören, ähnliches und lebenswahres Bildniß des jüngst verstorbenen Geh. Rath Dr. Böhm46 herzustellen. - Unter denn Landschafte n nehmen die Arbeite von Antonie Biel, M. Wurl und H. Sietze den ersten Rang ein; ähnlich gelungen ist eine Aquarell-Copie nach einem Scherresschen Oelbilde von Frl. Helmhorst. - Bei Gelegenheit der Landschaften erwähnen wir, wie billig, auch der Blumenstücke. Sie sind besonders zahlreich vertreten, was wir nicht nur selbstverständlich, sondern auch wünschenswerth finden. Alle Damen sind hier zu Hause, keine scheiterte ganz, einzelne leisten Vorzügliches. Wir nennen: Frl. A. Reichelt, Frl. M. Remy, Frl. M. Ludolph. Das große Blatt der letztgenannten Dame (Nische und Muttergottesbild mit Blumen reich geschmückt) erhebt sich zu der Bedeutung eines tiefer empfundenen Genrebildes. Auch ein Gast ist unter unsern Blumenmalerinnen, Frau Baronin v. Brockdorff auf Annettenhöh bei Schleswig, der wir vor andern den Preis zuerkennen möchten. Ganz ersichtlich ist sie aus einer andern Schule hervorgegangen; sie componirt nicht, sie macht weniger aus den Dingen, sie giebt ihre Blumen (beispielsweise rothe und weiße Verbenen) einfach wieder, wie einen Abdruck der Natur, erzielt dadurch aber - wenigstens für unsere Empfindung - eine Wirkung, die selbst unsere Besten nicht immer erreichen, weil sie mehr, weil sie durchaus ein Bild geben wollen. - Die Zahl der Genrebilder, die von Seiten der Künstlerinnen ausgestellt wurde, ist nicht übergroß. Doch begegnen wir gerade hier einigem ganz Vorzüglichen. Frl. L. Thalheim, ein innerhalb unserer Kinderwelt dankbar genannter Name, erfreut durch humoristische Illustrationen; anmuthig berühren die Arbeiten von Frl. v. Sand- rart, und zwei neuere Bilder von Frl. Antonie Volkmar: „Auswanderer im