Moment der Abfahrt" und „Bettelkind mit der Geige" halten uns die Versprechungen, die durch das bekannte Bild der genannten Dame (Eintritt der neuen Erzieherin) angeregt wurden. - Zu den Arbeiten der Künstlerinnen des Vereins haben wir zu nicht geringem Theile auch die Copieen zu zählen, die von ihnen nach den Werken älterer Meister gefertigt wurden. Hier finden wir viel Gutes. Ganz vortrefflich ist Frl. Clara Heinkes heiliger Antonius nach Murillo 47 , Frl. Antonie Eichlers Lavinia nach Tizian und Frl. Rosa Petzeis „Die Kinder Karl Stuarts" nach van Dyck.
Die dritte Gruppe bildet die Ausstellung der Schülerinnen. Hier finden wir die Arbeiten jener jungen Damen, zum Theil selbst schon wieder begabte Künstlerinnen, die in die vier Klassen der Zeichenschule, in die Elementar-, Gips-, Landschafts- und Perspectiv-Klasse eintraten, um zu lernen oder sich zu vervollkommnen. Die Betheiligung an dem Unterricht der einen oder anderen Klasse war sehr verschieden; die Landschaftsklasse (Professor Scherres) war die bevorzugte und von den 56 ausgestellten Blättern kommen 29 auf Landschaftszeichnung. Vielfach ist nach dieser Seite hin Ueberraschen-
des geleistet worden und würden wir in Verlegenheit kommen, wenn wir, nach
einer vorgängigen Mischung der Blätter, zwischen den Scherresschen Originalen und den danach gefertigten Zeichnungen seiner Schülerinnen unterschei-
den sollten.
Die Schlußabtheilung bildet die Ausstellung der Ve rloosungs-Gegen- stände. Aufs reichlichste und von den verschiedensten Seiten her ist dazu beigesteuert worden. Außer etwa 40 Oelbildern - worunter einzelnes, beispielsweise eine Landschaft von Antonie Biel, vortrefflich, - begegneten wir einem ausgeschütteten Füllhorn von Aquarellen und Photographieen, von Blumenstücken und Lesezeichen, von Briefmappen und Briefbeschwerern, von Fächern, Präsentirbrettern und Lampentellern. Hier vor allem sahen wir auch wieder eine Anzahl jener Schalen und Schälchen, die Niemand in Bild und Spruch so trefflich zu bilden versteht wie Frl. Marie v. Olfers. Sich und ihrer Art treu bleibend, einer Art, die sie selbst geschaffen hat, weiß sie doch ständig ihr Gebiet zu erweitern und diejenigen, die ihrer originellen Weise voll Interes- se folgen, immer aufs Neue zu überraschen. Diese Dinge sind nicht für Jeder- mann, aber für wen sien überhaup t etwas sind, für den haben sie eine Reiz, der über Vieles, das lauter und anspruchsvoller auftritt, weit hinaus geht. Alles ist sinnig, zart und von einem feinen Humor getragen. Wir lieben Clemens Brentano nicht sehr; aber was wir an ihm lieben, dem allem begegnen wir hier wieder. Auf die illustrirenden Bildchen dieser Tassen und Schalen müssen wir unsre Leser, bez. die Besucher der Ausstellung selbst verweisen, und nur ein paar der Sprüche, die von der Künstlerin gewählt oder ersonnen wurden, sie mögen am Schluß hier eine Stelle finden: Setz einen Frosch auf goldenen Stuhl, Er hüpft doch wieder in seinen Pfuhl 48 ; - Augen sind der Liebe Pforten, Oeffnen das Herz noch vor den Worten; - und als letztes und bestes (in seiner ersten Zeile, vielleicht auch anwendbar auf unsre Vorliebe):
Jeder hat einen Sparren 49 frei, Wers nicht glaubt, hat zwei. 50
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