über nel"- ch als n und „Das iädigt sein ikum g des jerle- dicht- ;nten Deich er zu ;leich
sa gen versuche", schreibt er 1854 an Storm.3 6 Er hat das Lyrische „ aufgegeben (...) b l utenden Herzens"3 7, aber darauf, Gedichte zu schreiben, verzichtete er nicht, ebensowenig auf selbständige Auffassungen. Über Alfred Bieses 1896 erschienenes Werk Lyrische Dichtung und neuere deutsche Lyriker schrieb er an den Verleger:
Er ist auf Storm eingeschworen, was immer schlimm ist, so hoch ich Storm stelle. Nach meiner Meinung gibt es gute und schlechte Lyrik, während es nach der Meinung der Biese's (und namentlich auch Storms selber) nur eine stormsche und eine nicht-stormsche Lyrik gibt. Ich persönlich bin freilich auch enthusiastischer Stormianer und glaube, daß dies Stormsche eine höchste Form darstellt, aber erstlich ist es doch noch die Frage, ob andere Formen nicht mehr oder weniger ebenbürtig sind (z.B. das Witzige, das Schelmische, das Graziöse, die formvollendete, heiter-espritvolle Spielerei) und jedenfalls giebt es thatsächlich viele Tausende kluger Leute, die zu andern Göttern schwören und ihrer Natur nach es müssen. Die Franzosen beispielsweise haben andere lyrischeideale; zu der Berechtigung dieses Andern haben sich Storm und - Biese nicht recht erheben können." 3 *
Damals lag Fontanes in ihrer Art meisterhafte Alterslyrik zum größten Teil bereits vor. Was er über Storm und seine Beziehung zu ihm sowie über die eigenen Gedichte sagt, will als Äußerung eines Künstlers gelesen werden, dik- tiert von den Bedürfnissen des eigenen Schaffens.
Fontanes spöttische Sätze über Storms das rechte Maß überschreitende „Husu- merei" wären jedoch nur von begrenztem Interesse, wenn er mit ihnen lediglich auf eine private Vorliebe zielte. Aber es geht ausdrücklich um mehr als nur Persönliches. Storms „Husumerei" zieht sich, wie er fortfährt, „durch seine ganze Produktion - auch selbst seine schönsten politischen Gedichte nicht ausgeschlossen" - was weiterhin zu der Bemerkung Anlaß gibt: „Leider gibt es politisch immer noch viele Storme; Hannover, Hamburg und - horribile dictu - Mecklenburg stellen unentwegt ihr Kontingent." 39 Auch der Satz über den Husumer Deich und über die London-Brücke steht nicht isoliert. Fontane, bemüht, sein problematisches Verhältnis zu Storm zu erklären, fährt fort: „Er steckte mir zu tief in Literatur, Kunst und Gesang" und behauptet dann tatsächlich, „das verschiedene Maß" des „Interesses an künstlerischen Dingen"4 0 habe seiner Übereinstimmung mit Storm im Wege gestanden.
Das ist eine einigermaßen erstaunliche Äußerung aus dem Munde eines Autors, der, wie man weiß, als Zehnjähriger zu reimen, als Neunzehnjähriger zu publizieren begonnen hat, der buchstäblich sein Leben lang und bis zuletzt schrieb, der dementsprechend ein überaus umfangreiches Werk hinterlassen hat, das vom Umfang mit dem Goethes vergleichbar ist, der bürgerliche Sicherheiten opferte, um sein Leben „auf den 'Vers'"41 zu stellen, und der während der Niederschrift von Vor dem Sturm bekennt: „Ich empfinde im Arbeiten daran, daß ich nur Schriftsteller bin und nur in diesem schönen Beruf - mag der aufgeblasene
Bs ildungs-Pöbel darüber lachen - mein Glück finden konnte." 4 2 Nein, in dem Maß de Engagements für Literatur und Kunst haben Fontane und Storm sich nicht unterschieden, wohl aber darin, wie dieses Engagement sich artikulierte und wie sie, ihren unterschiedlichen Möglichkeiten entsprechend, mit ihrem litera-
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