Stefan Greif, Paderborn
„Wer immer dasselbe sieht, sieht nichts..."
Fontanes Kunstbegriff im Kontext des 19. Jahrhunderts
Pectus est quod disertos facit.
Quint, inst. orat.‘
Eigentlich hatte man sich am Kronprinzenufer auf eineni gemüt^bernd eingerichtet. Gerade von seiner Gesandtschaften nach England zun^e kehrt, sollte Woldemar von Stechlin den beiden jungen Damen Barby seine Impressionen schildern. Doch mitten im Cespra ^Ugm in spricht noch über den Zusammenhang von Typischem un f , U t n P“ S ^^hem der britischen Kultur, wird der Professor Cujacius gemeldet, ein richtiger „Giotfino", der in der Manier seines großen Florentiner Vorbildes Giotto die ostelbischen Rittergüter mit „Kunst um ! Chnstent« g •
Schnell weist sich der Professor als einer jener Mensc en aus, . j anc j e
ten Blick über den Tellerand verschmähen und sich lieber ,® 18 * • h Wo . redlich nähren. Kommt das Gespräch auf England, „ beherrscht ihngleich Wo synkrasie", denn insbesondere die englische Kunst bewer e u j Annstelaus-
lentiert und wenig schön: „Alles wirkt wie tot. Mit dem „i m el % e ; U ngen druck" beherrscht der Kenner gleich das Gespräch und belehrt dm junge Stechlin darüber, daß die Begeisterung für William Turner nichts weiteres eine neumodische Marotte sei. An Turners „Phantastika ha e f„„ r i(ren Ofen sönlich Ansprechende fasziniert: „Er hat die drei J sprechen
gemalt. Stupend. Etwas Großartiges schien mir aus seinen Sc/l ^“ ^ nstkeJ ^ er hat wenigstens in allem, was das Kolorit angeht." Für den ma en ; mrn( . r hin so
ein solch enthusiastisches Laienurteil jedoch keine Berec 8Un8 ' ze jtwei- gibt Cujacius zu bedenken, sei Turner dem „Wahnsinn er egen, ^- e
lige „Großartigkeit" schnell erklärt werden könne. Zornig a „„huldigt moderne Farbenkleckserei und „Exzentrizität" Turners dürfe mcb . , Kun J_ werden, schließlich habe sie doch die Unordnung ms_ zei ^ Dig
schaffen gebracht: „Es gibt nur ein Heil: Umkehr, Rückke r zur Kunst
Koloristen sind das Unglück der Kunst. (...), mit den richtigen i ^ sind auch die richtigen Formen in der Gesellschaft verlorengegangen.
Daß er selbst zu rein privaten Geschmacksurteilen neigt, zwischen
festeren Dogmen ruhen, verrät Cujacius beiläufig mit em i ’ „ yy as
„schön und häßlich" sei in der Kunst grundsätzlich „nie z p ’ n0C K m jt
aber ist dann in der Kunst schön oder ordentlich und la sic Disziplin
der von Cujacius en passant eingeforderten preußisc en uc ^ en£ j et
vereinbaren? Das kleine Gespräch zwischen dem Professor iu . t Millet
für letzteren mit einer „Niederlage", denn wer zudem noc ruiacius jede verwechselt, später noch Böcklin mit Böcking, spricht sich nac 1 ^
fundierte Kenntnis in Kunstangelegenheiten ab. Nach ieser 8 . useinander- demar das Gespräch über Kunst ab - und doch komm - nsc haftlicher Setzung in Fontanes letztem Roman eine nicht nur aus kunstwissenschaftl Sicht weiterreichende Bedeutung zu.