Heft 
(1993) 55
Seite
69
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Stefan Greif, Paderborn

Wer immer dasselbe sieht, sieht nichts..."

Fontanes Kunstbegriff im Kontext des 19. Jahrhunderts

Pectus est quod disertos facit.

Quint, inst. orat.

Eigentlich hatte man sich am Kronprinzenufer auf eineni gemüt^bernd eingerichtet. Gerade von seiner Gesandtschaften nach England zun^e kehrt, sollte Woldemar von Stechlin den beiden jungen Damen Barby seine Impressionen schildern. Doch mitten im Cespra ^Ugm in spricht noch über den Zusammenhang von Typischem un f , U t n P S ^^hem der britischen Kultur, wird der Professor Cujacius gemeldet, ein richtigerGiotfino", der in der Manier seines großen Florentiner Vorbildes Giotto die ostelbischen Rittergüter mitKunst um ! Chnstent« g

Schnell weist sich der Professor als einer jener Mensc en aus, . j anc j e

ten Blick über den Tellerand verschmähen und sich lieber ,® 18 * h Wo . redlich nähren. Kommt das Gespräch auf England, beherrscht ihngleich Wo synkrasie", denn insbesondere die englische Kunst bewer e u j Annstelaus-

lentiert und wenig schön:Alles wirkt wie tot. Mit demi m el % e ; U ngen druck" beherrscht der Kenner gleich das Gespräch und belehrt dm junge Stechlin darüber, daß die Begeisterung für William Turner nichts weiteres eine neumodische Marotte sei. An TurnersPhantastika ha e f r i(ren Ofen sönlich Ansprechende fasziniert:Er hat die drei J sprechen

gemalt. Stupend. Etwas Großartiges schien mir aus seinen Sc/l ^ ^ nstkeJ ^ er hat wenigstens in allem, was das Kolorit angeht." Für den ma en ; mrn( . r hin so

ein solch enthusiastisches Laienurteil jedoch keine Berec 8Un8 ' ze jtwei- gibt Cujacius zu bedenken, sei Turner demWahnsinn er egen, ^- e

ligeGroßartigkeit" schnell erklärt werden könne. Zornig ahuldigt moderne Farbenkleckserei undExzentrizität" Turners dürfe mcb . , Kun J_ werden, schließlich habe sie doch die Unordnung ms_ zei ^ Dig

schaffen gebracht:Es gibt nur ein Heil: Umkehr, Rückke r zur Kunst

Koloristen sind das Unglück der Kunst. (...), mit den richtigen i ^ sind auch die richtigen Formen in der Gesellschaft verlorengegangen.

Daß er selbst zu rein privaten Geschmacksurteilen neigt, zwischen

festeren Dogmen ruhen, verrät Cujacius beiläufig mit em i yy as

schön und häßlich" sei in der Kunst grundsätzlichnie z p n0C K m jt

aber ist dann in der Kunst schön oder ordentlich und la sic Disziplin

der von Cujacius en passant eingeforderten preußisc en uc ^ en£ j et

vereinbaren? Das kleine Gespräch zwischen dem Professor iu . t Millet

für letzteren mit einerNiederlage", denn wer zudem noc ruiacius jede verwechselt, später noch Böcklin mit Böcking, spricht sich nac 1 ^

fundierte Kenntnis in Kunstangelegenheiten ab. Nach ieser 8 . useinander- demar das Gespräch über Kunst ab - und doch komm - nsc haftlicher Setzung in Fontanes letztem Roman eine nicht nur aus kunstwissenschaftl Sicht weiterreichende Bedeutung zu.