Heft 
(1993) 55
Seite
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ben, nimmt Schmidt als 'unordentlicher' Zeitgeist erheitert auf sich. Nicht min­der 'despektierlich' notiert Fontane in sein Tagebuch über Giottos Arenafres­ken, sie berührten

den modernen Menschen bilderbogenartig und in eine Bewunderung muß man sich erst künstlich hineinkonstruieren. Gewiß war er ein Bahnbrecher (...), aber über­haupt in eine helle Bewunderung darüber auszubrechen, losgelöst von allem Relati­ven, ist unmöglich. Ihn zu verfolgen ist für den Kunsthistoriker von höch­stem Interesse, auch diejenigen unserer Maler, die mehr oder minder im Nazarenertum stecken, werden ihn studieren (...) müssen, aber weder der Durchschnittslaie noch der Durchschnittsmaler werden recht wissen, was sie mit diesen naiven und doch zugleich befangenen Gestalten anfangen sollen. Wir sind so sehr an andere Formen und Farben­gebung, an gesteigertes Leben, an vollere Charakteristik gewöhnt, daß die Mehrzahl dieser Bilder einfach langweilig wirkt. 12

Schönheit ist ein Passepartout

Gute 40 Jahre vor Woldemar von Stechlin lernt Fontane 1856 . in En 8 la " d wichti- ge Arbeiten William Turners kennen, über den er zweimal fur ^ e |! tsch ^ , Ze ' t gen schreibt. Sein Essay Zwanzig Turnersche Landschaften im Malborou^-Hrose und der Neunte Brief über die Manchester-Ausstellung ver e en u , auf dem Kontinente außer bei den Kunstverwandten kaum dem Namen nacH gekannt" ist, zu neuem Ansehen. Obwohl beide Berichte sehr zurückhaltend bleiben und mit kritischem Impetus den Maler zu würdigen vorge er *' aus ihnen doch eine gewisse Begeisterung. Trotzeines

gehens" imponiert Fontane das Oeuvre des Briten, da eszum Nachdenken ff biete:Turner ist nun aber wirklich ein Maler", der mit " w n f e / aren , ,.

Lichteffekten in seinen Bildern diePoesie" sprechen läßt. Seinff^tSrs r affine ment"' 5 ruft Stimmungen wach, dieauf der Herzenssm e e spielen." 16 Mit diesen Worten weist Fontane das deutsche p ^ blll £}"V .

vorimpressionistische Maltradition hin, die mit Ausnahme ar

wieder Adolph von Menzel aufgreifen wird. 17 TWionhme

Nur an einigen Bildern überprüft Fontane seinen Hinweis au 1

Turners, unter anderen nennt er zweimal die Ankunft vor ene ig, " ,

nischer Meisterschaft (...), eigentlich nur mit zwei Farben, und zwarm: g

w eiß " , eine vollendete Stimmung erreicht werde. Nach ^nLobes_

Worten folgen nun einige Einwände, die sich nur auf den ers vorsich-

sche Auseinandersetzung mit dem englischen Maler esen asse . gjy

Hg gesetzten Worten erörtert Fontane die Frage, warum sich v de '

das denMarkuslöwen aus einer Art Londoner Novemberne e r g w _j iren Eindruck einschleichen könne, der Darstellung fe e ® san , q. ^i 0 a e

M". Schließlich kennt Venedig solche Novembernebel mcht.£be Weg

Stimmung aber tut es nicht, ebensowenig wie das bloße Gefühl, f ^

Gegenstandes, der sie natürlich trägt"P Diesem Urteil w;rdm abemr mit

Vorsicht begegnen dürfen, denn eigentlich ist es ein uges an , , , gn Lese .

nem noch in biedermeierlichen Sehgewohnheiten beeschäftigt Fontane Publikum gegenüber. Das Gebot der Wahrscheinlichkeit beschäftigt non