Heft 
(1993) 55
Seite
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dualästhetischen Standpunkt beruft sich auch Fontane, fügt aber hinzu, daß die Annahme, allein das Ideale in der Kunst könne die Menschheitsgeschichte befördern, nunmehr zu revidieren sei, denn dieAnsprüche, die unsre Zeit stellt", heißen inzwischenWahrheit und Stimmung. (...) Ich glaube, äap das Geheimnis der echten Lan d s ch aft smal e r ei in dem Zusammenklang der Stimmung der Natur mit der Stim­mung des Malers l i e g t. " 25 Im Unterschied zu Goethe, der ebenfalls die Stimmungswiedergabe des Malers begrüßt, von hoher Kunst zuvorderst aber die Darstellung der 'Vermenschlichung' der Natur und des Göttlichen ein­fordert, bestimmt Fontane das sogenannte Schönheitliche nicht als zentrales Wesensmerkmal der Kunst, dem es im Leben nachzueifern gelte:

Die ganze Welt der Erscheinungen ist nicht dazu da, um Malern und Poeten wun- schenswerthe und bequem liegende Stoffe zu bieten, sondern um überhaupt zu e ff 1 ^ 1 gen und zu erfreun. Das Leben stellt vielfach andre Forderungen als die Kunst (...).

Die Kunst schafft folglich keine zweite, idealisch überhöhte Natur, sondern versucht, Natur und Leben zu interpretieren und transparent zu machen, trnr den Realisten Fontane gleicht das Schöne daher einem Rahmen ur as tägliche, mit dessen Hilfe es erst möglich wird, der rechten D u r c s 1 c auf die Lebenswirklichkeit teilhaftig zu werden. Ein Passepartout rahmt eben nicht nur das Bild und verleiht ihm unter Umständen den Anstrich des Won - gefälligen, es öffnet vor allem den Blick auf das mit Künstleraugen gese ene Leben. Aus dieser nur noch bedingt 'klassischen' Umschreibung es er a nisses von Kunst und Leben leitet Fontane auch seine Forderungen an le künstlerischen Freiheiten und die Themen der Bildkunst ab. O wo ^ 1 der Künstler nicht länger in der Pflicht steht, gleich ganze Menschengeschlech­ter mit seinen Werken erziehen zu müssen, entläßt er ihn darum noc hic a der Verantwortung, seine Umwelt kritisch durchleuchten zu müssen, n i sen Blick auf die Welt nimmt Fontane durchaus wörtlich, sodaß nu an die Stelle der griechischen Götter oder christlichen Figuren rein lessei ige Themen treten, die der Maler oder Literat nach seinen individuellen Möglich­keiten darstellt. . . , _ T , h _

Mit diesen kunsttheoretischen Erörterungen beschäftigt sich sei en ren auch Franz Kugler, ein Freund Fontanes aus dem Künstler reis es f* über der Spree. In seiner Beschreibung der Gemälde-Galerie es Museums zu Berlin diskutiert Kugler bereits 1838 den verklärenden Realismus als ein uraltes Prinzip aller Kunst. Auch seinen Ausführungen zu o ge z sich dasrealistische Streben" durch einebildnissmäßige [.] u assu Lebens" 27 aus, die sich dem konventionalisierten Blick des Büdbetrac . widersetzt, denn dieBahn der Tugend ist sehr langweilig. Aus e se , der Bildaufbau müsse nach Würde und Mäßigung stre en, ei e § folgenden seine Forderung ab, auch im Inhaltlichen e *L ^ ^

Phantastische und Märchenhafte zu scheuen. Insofern bei / ur ,. doj der gelungenste Farbakkord an einen wiedererkennbaren un ir i gegenständ gebunden. Im Gegensatz zum strengen romantischen J ' die Gegenstände und Figuren des Bildes denGesetzen er P j ere j Erscheinung möglichst entsprechend" bildet, gibt sich die rea is i

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