Daß „jeder einzelne Fall erwogen sein will" 42 , akzeptiert Fontane ebenso wie die von Ruskin vorgeschlagene Verbindung von Farbwertigkeit und stimmungsvoller Poesie. Als widersprüchlich wertet er hingegen Ruskins These, das Bild solle die Phantasie des Lesers für die Allmacht der göttlichen Schöpfung befreien. Trotz seiner Absicht, die Augen des Kunstliebhabers und Malers wieder in den Zustand der Unschuld versetzen zu wollen, halt Ruskin an dieser betont christlichen 'Rahmung' seiner Theorie des Sehens fest- a er a die Stimmungen, die er in der Natur empfängt, im Bild nicht allem mit Hüte der Farbe wiederzugeben vermag, entwickelt er Bildsymbole, die den Blick des Betrachters auf Gott lenken. Im Idealfall schweift die Phantasie bis dorthin, wo sich für Ruskin nur noch begreifen läßt, daß uns das ewige Walten der Natur verschlossen bleibt. Für Fontane hingegen bleibt das Auge nur le tra e zum Inneren, wobei der Blick des Malers in die Natur sein 'Herz' anrührt und das spätere Bild mit gleichen Mitteln den Betrachter anspricht. Wenn man so will, bleibt auch das nachfolgende Studium des Gemäldes dem Weltinnenraum des einzelnen Vorbehalten, so daß es weniger der ins Jenseits gerichteten sym o 1 sehen Hinweise auf die Erlöstheit des Lebens bedarf, als vielmehr eines Zeugnisses darüber, mit welcher unendlichen Vielfalt die Welt gese en wer en kann. Das Bild berichtet also nicht von einer Gotteserfahrung, sondern liefert in Fontanes Ästhetik erst einmal einen Ansatzpunkt, über den sic ri isc streiten läßt. Aus diesem Grund verzichtet er auch auf die Beschreibung all jener Bilder der Gemäldeausstellung, die mit Figuren überfüllt smd und einen „lächerlichen Eindruck" hinterlassen. Programmatisch stellt er nur ®o c e er Turners vor, „wo die Figuren ganz oder beinah fehlen oder „der sü ic e in f n . jede Extravaganz der Farbe gestattet” und die möglichst ohne alles „ e an en aj and Symbolische" auskommen. 43 Wie schon angedeutet, mißt Fontane er ar e für die Gestaltung der Durchsicht auf das Leben weit mehr Bedeutung zu, als er seinen Lesern im Essay über Turner zunächst versichern wil . „ w ver ‘ßfS unter Umständen gar keinen Inhalt und hängen mit vollstem künst cnsc en e ? einem Farbenakkord nach, der an uns vorüberzieht. Also, wenn es dem a er e te kein Inhalt."“ Daß Fontane Turner folglich als Vorläufer des Impressionism vorstellt und nicht als „ Schleppenträger "« Claude Lorrains, unterstreicht noch einmal die kunstgeschichtliche Perspektive, die er in seinem s j> a y ^ Allerdings geht dieses Zugeständnis Fontanes noch nicht sowei, a er durchgängig zubilligen mag, auf Aussagen zu verzichten, die sic a g aüt dem Gang des Menschenschicksales beschäftigen:
Unter den zwanzig ausgestellten Gemälden befinden sich zwei, die ’uen
rendes, und zwar mit allem Fug und Rechte, haben (...)■ Das eine eiß (wie es sich dem Auge und Gemüt des pilgernden Childe Harold durste ) u 2 wunderbar schöner Weise das still-heitere Leben italienischer Lan sc f u .
sehen Volkes unter den Trümmern einer großen und mahnenden Vergangennen
wieder .«
Allerdings, so fügt Fontane hinzu, habe auch das britische P ^blik u ™ an ge Zeit abgelehnt, da seine Bilder in den nebelgewohnten u 8 e seien * eder „Natur" noch „Kern" boten. 42 In der Feststellung, Stimmungen^ besonders dort zu finden, wo Turner das Meer gemalt habe, liegt d
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