Die Präraffaeliten
Neben den Bildern Turners sind es die Werke der Präraffaeliten denen Fontane in seinen Londoner Ausstellungskritiken breiten Raum zumißt. Ihr Schaffen bereichere die von ihm wenig geschätzte akademische Malerei um ei beträchliche Portion Leben, ganz im Gegensatz zu ihren deutschen Kollegen, von denen Fontane die britischen Künstler unterschieden wissen will: Auch die englischen Präraffaeliten „ predigen Rückkehr zur Natur statt des bestlandigem und ausschließlichen Ausharrens bei italienischen Vorbildern. Raffael ist groß, aber ™ Natur ist größer.' Diesen Satz haben sie auf ihre Fahne geschrieben . Den entscheidenden Unterschied zwischen den verwandten Stilrichtungen sieht Fontane m der völlig verschiedenen Behandlung der künstlerischen Mittel. Die Briten „machen Front gegen das Raffaelische Mal- und Kunstreglement, das in Akademien gelehrt wird. (...) Mit anderen Worten, die Präraffaeliten sind eine Abzweigung großen realistischen Schule", die zudem nur in den seltensten Fallen die Vorliebe
der Romantiker für kirchlich-biblische Sujets teilen . 53
Um den Stellenwert ermessen zu können, den Fontane der neuen eng 1 Richtung beimißt, verlohnt sich ein Exkurs in seine Auseinandersetzung mi Hogarth, Wilkie oder Gainsborough, die in seiner Diktion allesamt zu me oder minder gewichtigen Vorläufern des Präraffaelitentums avanci Zugleich erörtert Fontane am Beispiel der älteren britischen a sc u e, Möglichkeiten der Wiedergabe des Wirklichen der Kunst überhaupt zur Verfügung stehen. - Weit entfernt von der Entwicklung der neuen uns s ro steht ihm Daniel Maclise, an dessen Bild Peter der Große Fontane den lineare Aufbau bemängelt, der an die Porzellanvasenmalerei erinnerewo all(es einer Linie stehe und somit die gleiche Aufmerksamkeit au sic zie • „Philisterrealismus" stößt ihn auch an Hogarths Kupferstichfolgen ab, die weüe durch „Farbe noch durch Lichteffekte" die Aufmerksamkeit f uf * lch ziehe , , durch ihre unendliche Detailfülle vom mitzuteilenden Inhalt ablenke : n , f U . . ■ ken durch ihren Witz, ihre Einfälle, ihren Sarkasmus und vor allem durch ihren simi chen Ernst." Diese Würdigung der moralischen Absicht schließt ei■ '
Hogarth noch gelungen sein muß, in jedem Bild eine in sic ge „Geschichte" zu erzählen; trotzdem wirken die Stiche ihrem e Fontane bestenfalls 'gutbürgerlich', da sie jener leben igen vprmae -
Anziehungskraft entbehren, die nur ein farbiges Bild auszustrahle g-
„Sie wenden sich mit jeder andeutenden Linie an den Geist des esc ' seine Sinne", was sie letztendlich zu trockenen „Asctermdtu:ochs-Pr^^ m acht, „die zufällig nicht gesprochen, sondern gemalt sind . n e ^ n R h sc n en
dert er den Sinn für das Weltmännische, der sich im souveränen Beherrschen
des Technischen niederschlägt, tadelt jedoch die Einfaltslosig e Stoffe
Anders Gainsborough, der völlig aus sich selbst heraus sc a ' . ns i, oroU eh selbständig wähle und seine „Vorbilder" nicht aus Italien o e , . iedoch malt Landschaften, „wie er sie fand.” Was Reynolds und ains Malweise- Im Fontane miteinander verbindet, ist ihre yorimpmss.omstiKhe Malwe.se »Bei verschwommen landschaftlichen Hintergründen haben auc H
gewisses vertuschtes Wesen, das übrigens von sehr angenehmer ir u g Em besonderes Gefallen findet er an David Wilkies Blindem Fiedler und dem
81