digerweise als Darstellung eines „Todeskampfs" interpretieren, immerhin weist der kämpfende Priester für Goethe einen „herrlichen, strebenden gesunden, kaum verwundeten Körper" auf. Solchen Kunstwerken wohnt Goethes Worten zufolge eine Gedankenvielfalt inne, die sich m dem vom Kunst er angelegten Zusammenspiel von gewähltem Wirklichkeitsausschnitt und formaler Umsetzung manifestiert. . , _
Diese Betrachtungsweise machte im 19. Jahrhundert Schule und wirkte, zum Teil durch Ruskins vermittelt, maßgeblich auf die Ästhetik der Realisten un Impressionisten. Für Zola, der sich seit der Jahrhundertmitte unermüdlich für die frühen Bilder der Impressionisten verwendet, entsteht diese bewußt vom Maler angelegte Offenheit, indem das Sujet nur als Medium eingesetzt wird, um eine rein künstlerische Problemstellung in Farbe und Techm zu 0S J n ' ® Beispiel wählt er Manets Frühstück im Freien, das der im Hintergrun a en e Frau den Farbwert eines „weißen Flecks" zumißt. Sie kann also nicht einfach als Nackte wiedererkannt und damit als „anstößig diffamiert wer en. m solche Leerstelle verlangt vom Betrachter, sich zum Gedanken es 1 es der Gesinnung des Malers vorzuarbeiten. 59 Auf diese Forderung war Ruskin zuvor schon eingegangen und hatte deutlich zu machen versuc t, a sic bildimmanente Gedanke weder leichthin erschließen lassen dürfe, nochi solle er, einmal erkannt, die Auslegung des Gemäldes steuern. Denn ein 1 , 'erzählend' Begriffe oder Stimmungen aufgreift und in dieser Nahfi .®“ tur nicht selten auf die geistvolle Ausgestaltung des Formalen verzichtet, kann Ruskin zufolge nur noch 'genossen' werden. Eine solch selbstge a ige tung des Bildes wird daher auch die vom Maler angelegten phantasieanrege - den Sehangebote gering achten. Demgegenüber wertet Ruskin nun die spezifischen Aussageformen der Malerei entscheidend auf. Denn o^wo der Künstler die Natur zunächst nur fragmentarisch und aussc 1 a nehmen kann, wird sich der Maler im Verlauf seiner geistigen Durchdringung und bildhaften Wiedergabe des Gesehenen seiner eigenen physischen kommenheit bewußt. Im Verlauf dieser Aufhebung der stückweisen mung schließt er gewissermaßen die Lücken seiner Anschauung un g Blick auf sein eigenes Weltbild künstliche Leerstellen für den Betrachter , erkennbarem Reflex auf Lessing und Goethe schreibt Rus in, ie „ '
also „die ästhetische Betrachtung" des Malers, wähle „aus a a „„ ri oc K
während die Fantasia das Unvollkommene ergreift, das )!" e ... t _
auch diese biologisch und ästhetiktheoretisch begründete Dialektik vo , pt7tlich lerischer Schönheit und produktiver Bildaneignung setzt nac us jj e
ein Gutteil Religiosität voraus. Im Grunde macht Ruskin nie as § ,
unvollkommene Wahrnehmung verantwortlich, sondern en ei , ,.
ohne Halt den schnellen Impressionen unterwirft. Übertragen auf d " hohen Qualen” des Laokoon heißt dies, daß es dem vor Mamerzen ^
Priester an jener inneren und auch respekteinflößenden „Ru e m 8 ^ sich zu den Kennzeichen „einer ewigen Macht und eines ... j lin
gehört. Ruskins Helden entbehren offenbar nicht einer gewisse^ niemals
und Härte und bedürfen nicht des Mitgefühls. Und so o ger , Kunst
habe ein Werk der Bildhauerei „einen so verderblichen Einfluß auf die Kunst
ausgeübt, als der L a o k o o n . " 61
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