che Sarkasmen haben Gutzkow gar nicht gefallen, und so schreibt er am 21. März 1873 an Hermann Kletke, den Chefredakteur der „Vossischen Zeitung":
Unter uns! Die neuliche Kritik von F. über Gottschalls Stück hat mich wahrhaft in Trauer versetzt. Ist es denn möglich, daß Schriftsteller so miteinander verfahren können! Ich bin keinesweges für Gottschall eingenommen, aber diese Behandlung! Das sind nur Reste des Kreuzzeitung- und Preßbüreau-Uebermuthes.
Diese Sätze zeigen, daß Gutzkow Fontane nicht sehr gut gekannt haben kann. Man mag Fontane vieles vorwerfen können - „Uebermuth", und nun gar wegen der früheren Mitarbeit im „Literarischen Kabinett", dger „Zentralstelle für Preßangelegenheiten" und bei der „Kreuzzeitung", gehört ganz gewiß nicht zu seinen Charaktereigenschaften. In einem weiteren Brief an Hermann Kletke vom 25. Mai 1875 gibt Gutzkow noch deutlicher zu erkennen, was er von Fontane hält und welche Schlechtigkeiten er ihm zutraut. Gutzkow hat beobachtet, daß „seit einiger Zeit" sein Name in der „Vossischen Zeitung" falsch buchstabiert wird. 9 Das ärgert ihn so, daß er sich bei Kletke vorsichtshalber auch schon im voraus beschwert:
In den nächsten 8 Tagen kündigen Sie wahrscheinlich Rodenbergs neues Rundschauheft an, das wieder eine Kleinigkeit von mir enthält, 10 wie die letzte Gegenwartsnummer, 11 und wieder wird Ihr Setzer, oder Correktor oder Faktor oder wer an der Entstellung meines Namens seinen Spaß hat, sein Müthchen kühlen, und mich nennen, wie anliegt. (...) Als im Winter im Wallnertheater die Dilettantenvorstellung von Acosta für die Meininger Abgebrannten stattfand und mir von dem Comite, dem ich meine Tantiéme (...) zu dem Zweck gespendet hatte, in der Vossischen gedankt wurde, hieß ich wieder bei Ihrem Correktor oder Druckereifaktor so wie beiliegt, eine wahre Ohrfeige statt einer Danksagung; so machte sich an dieser Stelle derselbe Satzfehler!
Gutzkows Vermutungen über den Urheber dieser Namensverballhornung und seine wahrscheinlichen Motive leiten eine subtile Spitze gegen Fontane ein: „Es mag heruntergekommene Literaten geben, die zuletzt gezwungen sind, Cor- rektordienste zu übernehmen. Möglich, daß ich einmal einem dieser Leute zu nahe trat u. sich der Erbärmliche auf diese Art rächt." Als letztes Beispiel für den „gehässigen, boshaften Schabernack, der mich ärgern soll, wie er es denn - ut epistola docet - wirklich thut", nennt Gutzkow einen Artikel über die Schillerlotterie und die Schillerstiftung, zu deren Gründungsmitgliedern er gehörte. In „allen Zeitungen", die den Artikel gebracht hätten, sei auch sein Name e rwähnt worden, nur in der „Vossischen" habe man ihn gestrichen. „Wenn mein spezieller Nichtachter, Herr Fontane, das thäte, so wäre es zu erklären; aber Arbeiten dieser Art sind ja nicht seines Faches bei Ihnen. Gutzkow hält Fontane also für nicht viel anständiger als jene „heruntergekommenen Literaten ; dabei hat er längst erfahren können, daß Fontane keineswegs ein bösarti- ger und einseitiger „Nichtachter" seines Schaffens ist: Zwar hat Fontane die Uraufführung des „Gefangenen von Metz" gnadenlos verrissen - „ein unerquickliches Machwerk von Grund aus"' 2 -, aber die Uraufführung des Schauspiels
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